Filmkenner werden bei Zoe Kazans Namen aufhorchen und tatsächlich ist sie die Enkelin des großen Regisseurs Elia Kazan (Endstation Sehnsucht, Jenseits von Eden). Aber auch ihre Eltern sind Drehbuchautoren. Man könnte also sagen, das Talent wurde ihr in die Wiege gelegt. Trotzdem erstaunt, wie selbstsicher Zoe Kazans Debut ist. Es überrascht nicht, dass Valerie Faris und Jonathan Dayton sich Ruby Sparks als erstes Projekt seit Little Miss Sunshine (2006) ausgesucht haben. Kazans Drehbuch ist klug, witzig, mit viel (Mit)Gefühl für seine Charaktere und einem ganz eigenen, stillen Charme.
Im Grunde dreht sich Ruby Sparks um das Bedürfnis anstatt sich selbst seinen Partner den eigenen Wünschen nach zu verändern. Calvins Bruder Harry (herrlich komisch: Chris Messina) bringt es schon zu Anfang auf den Punkt: eine quirlige, eigensinnige junge Frau, deren unzählige Macken sie nur noch liebenswerter machen? So etwas gibt es nicht und tatsächlich, was anfänglich bezaubert, beginnt ganz langsam an zu nerven. Im Gegensatz zum Durchschnittsbürger kann Calvin jedoch seine Freundin umschreiben, aber wie heißt es so schön? Sei vorsichtig was du dir wünschst, Du könntest es bekommen und so muss auch Calvin lernen, dass Veränderungen unerwartete und vor allem ungewollte Konsequenzen haben.
Es ist ungemein unterhaltsam Calvin und Harry dabei zu zusehen, wie sie versuchen herauszufinden, ob Ruby eine Wahnvorstellung oder doch real und eventuell eine Betrügerin ist, und wenn Calvin, inzwischen beruhigt nicht den Verstand verloren zu haben, beginnt Ruby den Menschen, die ihm nah stehen, vorzustellen, dann fühlt sich RUBY SPARKS schon fast wie eine klassische RomCom an. Die Nebenrollen sind hochkarätig besetzt und Annette Bening (als Hippie Mutter), Antonio Banderas (als Bildhauer und Stiefvater), Elliott Gould (als Calvins Therapeut) und Steve Coogan (als unfassbar schleimiger Autor) spielen mit sichtlicher Freude.
Natürlich ist es unvermeidlich, dass die Honeymoon Phase ein Ende findet und die Situation eskaliert. Wenn das passiert, dann ist es ein solch intensiver Moment, dass es einem regelrecht auf den Magen schlägt. Vielleicht ist es das, was man Kazan vorwerfen kann, dass sie alles was die Geschichte an dunklem Potential hat, in eine einzige Szene steckt. Arbeitet sie bis zu diesem Punkt mit einem Pinsel um die feinen Nuancen von Beziehungen herauszuarbeiten, so packt sie hier den Vorschlaghammer aus.
Ruby Sparks ist eine bezaubernde, einfühlsame und ruhige Komödie mit Hauptdarstellern, die vielleicht nicht dem aktuellen Hollywood Schönheitsideal entsprechen, dafür aber umso glaubwürdiger agieren. Man fühlt mit dem einsamen Calvin und freut sich, als er endlich glücklich ist. Man versteht aber auch Zoe, lacht mit und über Harry und das Beste ist: die Grundidee, dass sich die Figur aus dem Traum und Roman als reale Person manifestiert, kommt einem gar nicht merkwürdig vor. Ruby Sparks ist nicht perfekt, aber trotzdem ein besonderer, kleiner Film.
Ruby Sparks – Meine fabelhafte Freundin (USA, 2012); Verleih: 20th Century Fox; Filmlänge: 104 min; Regisseur: Valerie Faris, Jonathan Dayton; Drehbuch: Zoe Kazan; Besetzung: Zoe Kazan, Paul Dano, Elliott Gould, Chris Messina, Steve Coogan, Antonio Banderas, Annette Bening; FSK: ab 6 Jahren; Kinostart: 29. November 2012 (Deutschland).