Koblenz, Deutschland (Weltexpress). Gemeint ist Rudi Gutendorf, der am 30. August 1926 in Koblenz – Moselweiß zur Welt kam. In der Koblenzer Gegend wohnt er immer noch. Seine Heimatstadt hat er zwischendurch sehr oft verlassen. Als Trainer war er für diverse Vereine rundum Koblenz aktiv. Als Spieler brachte er es mit dem TUS Neuendorf bis in die damalige Oberliga. 1954 erhielt er aus den Händen von Sepp Herberger seine Trainerlizenz mit der Nummer 330. Seine erste Auslandstation führte die Schweiz. 1961 übernahm er den tunesischen Klub US Monastir. Bis 1999 werden es insgesamt 55 Trainerstationen in vielen Teilen Welt sein. Dass er nicht auch in der Antarktis gearbeitet hat, liegt einfach nur daran, dass dort kein Fußball gespielt werden kann. In 30 Ländern der sogenannten dritten Welt leistete er Entwicklungshilfe für den Fußball. 1968 wurde er Trainer auf den Bermudas, weitere exotische Aufenthalte als Trainer und Ausbilder folgten in Neu-Kaledonien, Fidschi und Nepal, um nur einige zu nennen.
Den Namen Riegel-Rudi soll er einst von den Fans des Meidericher Sportvereins, dem MSV Duisburg bekommen haben. In der Premierensaison der 1. Bundesliga kassierten sie die wenigsten Gegentore. Die Liga bestand damals nur aus 16 Mannschaften und die Meidericher kamen in der Endabrechnung nach dem 1. FC Köln sensationell auf den Platz des Vizemeisters. Die MSV-Abwehr um Torhüter Rolf Manglitz musste nur 36 Gegentreffer hinnehmen. Sogar der erste Deutsche Meister nach Einführung der Bundesliga, besagter 1. FC Köln kassierte 40 Gegentreffer. Rudi Gutendorf ließ als erster Trainer in Deutschland die sogenannte Doppeldeckung praktizieren. Insgesamt verloren die Meidericher nur 4 Saisonspiele. Heute sieht er den Erfolg so:“Wir haben mit Angreifern verteidigt und mit Außenverteidigern gestürmt. Den anderen ist dazu nicht viel eingefallen. Und: Wir waren die fitteste Mannschaft, weil viel Laufspiel gefordert war. Die Saison mit dem MSV war einfach ein Wunder.“
Rudi Gutendorf trainierte insgesamt 6 Clubs der 1. Bundesliga. Der ganz große Erfolg blieb ihm als Trainer verwehrt. Fast hätte er es geschafft, als Nationaltrainer von Chile, an der Weltmeisterschaft 1974 in Deutschland teilzunehmen. Er wäre mit Chile in der Vorrundengruppe 1 auf die DDR und die BRD getroffen. Nach dem Militärputsch verließ er, wegen seiner Sympathien für die gestürzte Regierung von Salvador Allende, das Land.
Sein letzter Trainerjob führte ihn 1999 nach Ruanda. Da saß der inzwischen 73jährige mit Fußballern der einst verfeindeten Stämmen der Hutu und Tutsi gemeinsam am Lagerfeuer. Der Völkermord lag erst wenige Jahre zurück. Heute spricht man vom „Wunder von Kigali“, eine diplomatische Meisterleistung. „Das war schöner als eine Meisterschaft, sicher meine größte Leistung als Trainer“, so Gutendorf in einem Bericht des DFB, der sich darüber freut, dass ihn noch heute hochrangige Politiker aus Ruanda besuchen, wenn sie auf Deutschland-Besuch sind.
Er kann viel erzählen, der Globetrotter in Sachen Fußball. 3 Bücher hat er geschrieben, Geschichten und selbst erlebte Geschichte. In der vergangenen Saison hatte er sich dem VfB Stuttgart als Berater angeboten. „Präsident Bernd Wahler hätte mich geholt, Robin Dutt (damals Manager, d. Red.) wollte mich aber nicht. Dabei hat er von Defensive keine Ahnung. Ich hätte denen meinen Riegel ausgepackt, dann wären sie in der Bundesliga geblieben.“ so jedenfalls äußerte sich Gutendorf in einem Zeitungsinterview.
Er wohnt bis heute in der Koblenzer Gegend, im Westerwald. Im traditionsreichen Stadion am Oberwerth, dort spielte er selbst bis 1953 als rechter Außenstürmer für den TuS Neuendorf, dem Vorgängerverein des heutigen TuS Koblenz. Und wie könnte es anders sein, ihm zu Ehren findet dort eine Gala „In 90 Jahren um die Welt“ und anschließend ein Fußballspiel statt. Seine TuS Koblenz, aktuell ein Regionalligist, trainiert von Petrik Sander spielt gegen den Drittligisten Fortuna Köln. Diese Mannschaft hat Riegel-Rudi in der Saison 1975/76 in der 2. Bundesliga trainiert. Zusätzlich wird im benachbarten Koblenzer Stadtteil Rauental der deutsche Fußball-Botschafter mit einer Ausstellung geehrt. Gutendorfs aufregendes Wirken und Leben wird so gewürdigt. Rudi Gutendorf, es dürfte kaum einen Zweiten geben, der so mit und vor allem durch den Fußball lebt hat. Er selbst konnte sich nie einen besseren Job vorstellen.