Berlin, Deutschland (Weltexpress). „Als Leuchtturm wird“, so die amtliche Definition“, „ein Turm bezeichnet, der eine Befeuerung trägt. Leuchttürme sind insbesondere nachts weithin sichtbare Schifffahrtszeichen (durch die abgegebenen Leuchtfeuer sowie als Peilmarke) und dienen der Positionsbestimmung, der Warnung vor Untiefen oder der Fahrwassermarkierung“.
Doch Leuchttürme sind weit mehr als das. „Neben ihrer maritimen Aufgabe“, so schreibt Autor Reinhard Scheiblich, „den Menschen und ihren Schiffen ihren Weg bei gutem, aber auch vor allem bei schlechtem Wetter zu weisen, üben sie eine besondere Faszination als Symbole für Weite und Freiheit, aber auch für Sicherheit und Beständigkeit aus“.
Neben diesen emotionalen Aspekten versteht es der Wissenschaftsfotograf Scheiblich, die historisch-technischen Dimensionen dieser „Sehnsuchtstürme“ packend und übersichtlich darzustellen. Denn die Bauweise der Leuchttürme ist sehr vielfältig. In vorindustrieller Zeit waren Leuchttürme zumeist gemauert. In den Turmkonstruktionen befanden sich manchmal auch Wohn- und Arbeitsräume für das Bedienpersonal, oft ergänzt durch Nebengebäude. Infolge der Automatisierung ist der Beruf des Leuchtturmwärters ausgestorben. Die ehemaligen Arbeits- und Wohnräume haben heute anderen Aufgaben. Der Metallbaus schließlich ermöglichte es, leichte, windbeständige Konstruktionen aus Gusseisen, Schmiedestahl und Stahl zu errichten. Stahlfachwerk überwog zunächst, bis rohr- und mastartige Konstruktionen dominierten. Viele heutige Bauwerke wurden aus Stahlbeton errichtet, einige sogar aus glasfaserverstärktem Kunststoff. Erstaunlich auch, dass der Leuchtturm Neuwerk von 1310 das älteste Profanbauwerk an der deutschen Küste ist, wobei das aufgesetzte Lampenhaus aus dem Jahr 1814 stammt.
Erstaunlich ist, welche starken Akzente Leuchttürme in der Landschaft setzen und sich – anders Windräder, die als Fremdkörper empfunden werden – harmonisch in die Natur einfügen. Nicht umsonst umgab den Leuchtturmwärter meistens eine romantische Aura.
Das ist ist kein Reiseführer, will es auch nicht sein. Es ist Reisebegleiter und Handbuch zugleich. Wer an Leuchttürmen Interesse hat, wird seine Freude daran haben. Es beginnt mit den Standorten zwischen Borkum und Usedom, befasst sich mit deren Technik, Kultur und Geschichte. Der Schlußteil wird abgerundet durch ein „alphabetisches Handbuch der deutschen Leuchttürme“ sowie ein Glossar der wichtigsten Begriffe, auf die im Text hingewiesen wird.
Dem Autor ist es gelungen, seine Intention, „schnelle Informationen an die Hand zu geben und zu beweisen, dass eine Küste…ohne Leuchttürme nicht vorstellbar ist“, in diesem Werk vollständig umzusetzen.
Bibliographische Angaben
Reinhard Scheiblich, Leuchttürme, Von Borkum bis Usedom, 208 Seiten, 152 Abbildungen, Format 15,5 x 20,5 cm, Klappenbroschur, Verlag: Ellert & Richter, Hamburg, 2020, ISBN 978-3-8319-0761-8, Preise: 14,95 EUR (Deutschland), 15,40 EUR (Österreich)