Rechnungshof der Republik Italien stoppt Bau der Brücke zwischen Kalabrien und Sizilien – Wütende Reaktionen der Regierung

Blick auf Syrakus auf Sizilien. © Foto: Dr. Peer Schmidt-Walther, Ort und Datum der Aufnahme: Syrakus, 7.11.2021

Berlin, BRD (Weltexpress). Der Bau der Brücke vom italienischen Festland über die Straße von Messina nach Sizilien ist ein weiteres Mal gescheitert. Diesmal am Einspruch des Corte dei conti (Rechnungshofes). Das unabhängige Verfassungsorgan,  das für die Überprüfung der Haushalts- und Wirtschaftsführung des Staates, der Regionen und der nachgeordneten Gebietskörperschaften zuständig ist, begründete seine Entscheidung damit, dass „die Kosten des Projekts als zu hoch angesehen werden“, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur ANSA am Donnerstag, den 30.10.2025, und zitierte die faschistische Ministerpräsidentin Meloni, die die Entscheidung „als weiteren  Akt richterlicher Übergriffigkeit“ scharf verurteilte.

Die Begründung will der Gerichtshof in 30 Tagen veröffentlichen. Die Ablehnung bedeutet damit nicht zwangsläufig das endgültige „Aus“ und veranlasste Verkehrsminister und Vizepremier Salvini von der Lega, zu der Erklärung „wir machen weiter“. Um die Einwände zu übergehen, werde das Projekt Notfalls im Kabinett und Parlament erneut bestätigt Gegenüber dem Mailänder Corriere della sprach er von einer „Justizkaste, die den Zusammenbruch ihrer Macht und ihres Imperiums sieht“. Er sei sich mit Premierministerin Meloni einig, dass ein solches Urteils das Projekt „nicht stoppen könne“. Salvini gilt als Interessenvertreter der großen Unternehmen, die den Auftrag erhalten haben, allen voran Webuild, das weltweit große Großinfrastrukturprojekte mit globaler Reichweite betreibt. Auch Außenminister und Vizepremier Tajani von der Forza Italia (FI) nannte es „inakzeptabel“, dass der Rechnungshof über die „Durchführung strategischer Projekte entscheidet“.

Die geplante Brücke über die Straße von Messina (italienisch Ponte sullo Stretto di Messina) soll 2032 fertig sein und die Insel Sizilien mit der Italienischen Halbinsel verbinden. Die Hängebrücke  mit einer Spannweite von 3300 Metern wäre die längste Hängebrücke der Welt. Ohne Unterbrechung stellte sie eine Verbindung über die Europastraße E 45 und die Eisenbahnachse Berlin–Palermo her. Bisher kann die Meerenge nur mit der Fähre überquert werden. Die Regierung Meloni hat die Gesamtkosten für das Prestigeprojekt auf 13,5 Milliarden Euro geschätzt. Finanzexperten machen geltend, dass es Schätzungen sind und die tatsächlichen Kosten erfahrungsgemäß bedeutend höher liegen würden. Umweltschützer lehnen das Projekt u.a. wegen ökologischer Auswirkungen auf die Landschaft und Meeresströmungen ab. Umstritten ist das Megaprojekt auch, weil die Region in einer Erdbebenzone liegt, bei einem Ausbruch 1908 kamen in Messina mehr als 70.000 Menschen ums Leben kamen.

Das seit Jahrzehnten betriebene Projekt gehörte zu den Vorhaben des faschistischen Ministerpräsidenten Berlusconi – mit Unterbrechungen von 1994 bis 2011 zwölf Jahre im Amt – als Besitzer seines Mediaset- Konzerns auch einer der größten Bauunternehmer -, dem vorgeworfen wurde, in die eigene Tasche zu wirtschaften. Nach seinem Sturz im November 2011 wurde es ein Jahr später von der Mitte Links-Regierung unter dem früheren EU-Kommissar Mario Monti wegen seiner hohen Kosten aufgegeben. Seit ihrem Amtsantritt im Oktober 2022 treibt die Meloni-Regierung, allen voran Lega-Vorsitzender Salvini, das Vorhaben jedoch wieder mit Nachdruck voran. Im April 2023 wurde es per decreto-legge (Gesetzesdekret) vom Ministerrat genehmigt und im Mai von beiden Kammern des Parlamentes verabschiedet, womit das Projekt  als rechtskräftig genehmigt gilt. Erste Bauarbeiten haben 2025 bereits begonnen. Fertiggestellt werden soll  die Brücke bis 2032/33.

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