Ausgelöst in erster Linie durch bis dato noch nie erlebte Erfolge beim Tennis-Klassiker in Wimbledon. Zwei Männer im Viertelfinale und einer durch den direkten Vergleich von Lukasz Kubot und Jerzy Janowicz garantiert im Halbfinale! Agnieszka Radwanska gegen Sabine Lisicki im Semifinale auf dem heiligen Londoner Rasen, nach Verständnis der Szene Schauplatz des wichtigsten Tennisturnier der Welt.
Und aus nationaler Sicht im Grunde zwei polnische Spielerinnen. Dies wird deutlich, als die Berlinerin Lisicki im abendlichen TV-Sport-Rückblick auf die Frage nach ihrer Halbfinalgegnerin Radwanska fließend Polnisch antwortet.
Eine Zwischenbilanz, die keine der über Jahrzehnte dominanten Tennisnationen an der Church Road aufzuweisen hat. Nicht der Gastgeber, nicht die USA, Frankreich, Spanien und auch nicht die Tennisprofis aus Old Germany.
Das Nachbarland – zumindest signalisieren das die Medien – befindet sich aktuell in einer Situation, die an den deutschen Filzball-Hype Mitte der 80-er und Anfang der 90-er Jahre mit Boris Becker und der Jahrhundert-Racket-Aktrice Steffi Graf erinnert…
Wobei das Beispiel von Lisicki symptomatisch für die Umstände ist, weshalb polnische Talente den Weg westwärts suchten. Wie Angelique Kerber, derzeit als Top-Ten-Mitglied am höchsten in der Weltrangliste positionierte deutsche Spielerin. Oder Caroline Wozniacki, deren Eltern einst in Dänemark landeten. Dort, wie in Deutschland, gab es bessere Trainings- und Entwicklungsmöglichkeiten. Lisickis Vater, ein Tennis-Lehrer, fand letztlich in Berlin das Umfeld beim traditionsreichen LTTC Rot-Weiß mit dem Steffi-Graf-Studio und entsprechenden Förderbedingungen.
Sozialere Besserstellung und günstigere Zukunftsaussichten sind wohl generell die Gründe dafür, dass einst die Familien der heutigen Fußball-Millionäre Lukas Podolski oder Miroslav Klose ihrem Geburtsland den Rücken kehrten und in Deutschland Karriere bis hin in die Nationalmannschaften machten.
Was viele Polen mit Stolz und Anerkennung verfolgen, wie sie jetzt Anteil nehmen, was ein Robert Lewandowski oder Lukasz Pisczek, Jakub Blaszykowski zu den Erfolgen mit dem zweimaligen Deutschen Meister Borussia Dortmund beisteuern konnten.
"Ja, es ist so, dass die Polen Stolz empfinden bei großen Momenten und Siegen ihrer Sportlerinnen und Sportler. Und denen, die in Polen geboren wurden", sagt Thomas Kaczmarek, mit dem Norddeutschen Sebastian Fuchs eines von vier deutschen Männer-Duos bei den Weltmeisterschaften im Beachvolleyball in Stare Jablonki. Bis zum des zweiten, von den Deutschen verursachten Weltkrieg als Alt-Jablonken lange ein Teil Ostpeußens.
Kacmareks Eltern siedelten in die Bundesrepublik um, als er noch im Vorschulalter war. Mittlerweile ist er in Dortmund beheimatet. Fan des BVB, logisch. Und versucht sein Glück als Beachprofi. Es wäre so etwas wie die Erfüllung eines Traumes, die WM-Premiere ausgerechnet dort feiern zu können, wo er das Licht der Welt erblickt hat. Und der Großteil der Verwandschaft in der Nähe von Krakow lebt. Die Verletzung von Olympiasieger Julius Brink hat ihn als dessen Ersatz an die Seite von Sebastian Fuchs geführt. Auch nicht ganz zufällig, "denn wir haben in der Jugend paar Jahre zusammen und erfolgreich gebeacht. Im nationalen Rahmen und auch bei internationalen Nachwuchs-Meisterschaften."
Im ersten WM-Match, dem ersten auch für Fuchs, gegen die Amerikaner Hyden/Lucena zeigte sich, dass die Chemie noch stimmt. Acht Matchbälle wehrten Fuchs/Kaczmarek, um mit dem dritten Matchball im Tiebreak als 2:1-Sieger vom Platz zu gehn. Da war es fast dunkel, knapp vor 21 Uhr und kaum noch Zuschauer da. Die haben ihn auch dank TV-Interviews als einen Landsmann identifiziert. Und so sagt Kaczmarek, er hoffe, bei den nächsten Auftritten von einem "Heim-Bonus" für die polnischen Akteure stärker zu profitieren.
Dass dies durchaus mit "Polska, Polska"-Rufen und Beifall die einheimischen Beach-Netzakteure stimuliert, mussten beispielsweise die deutschen Paare Sebastian Dollinger/Stefan Windscheif und Viktoria Bieneck/Julia Großner oder eine starkes Team aus Kasachstan bei Niederlagen gegen polnische Duos erfahren.
Wie weit die sportliche Begeisterungswelle – bestärkt durch den Radprofi Michal Kwiatkowski bei der Tour de France mit einem Rang unter den ersten Fünf – allerdings an den WM-Netzen im sandigen Untergrund führt, bleibt abzuwarten. Er hoffe, so der Volleyball-Präsident, "natürlich auf den ersten WM-Titel durch das Männerpaar Fijalek/Prudel".
Gedanken und Wünsche sind frei – aber mitunter in der rauhen Welt des sportlichen Wettbwerbs schwer zu realisieren! Ernst Podeswa