Berlin, Deutschland (Weltexpress). Die Bürger unseres Landes sind es ja gewohnt, sich mit Politikern herumzuschlagen, deren atemberaubende Ignoranz, Arroganz und Selbstherrlichkeit ihresgleichen suchen. Kaum ein Tag vergeht, an dem nicht irgendeiner dieser Politstrolche mit fragwürdigen Winkelzügen oder dämlichen Verlautbarungen den Volkszorn heraufbeschwört. Dieses Mal macht der SPD-Saubermann und ehemaliger Ministerpräsident von Schleswig-Holstein Torsten Albig von sich reden.
Ein halbes Jahr nach seinem Ausscheiden aus der Politik wechselt der frühere Ministerpräsident Schleswig-Holsteins in die Wirtschaft. Er wird für DHL in Brüssel arbeiten. Klingt erst mal harmlos, solange man seinen Wechsel in die Wirtschaft und den Stellenwert dieser Funktion nicht hinterfragt. Man mag es nicht für möglich halten. Ausgerechnet DHL, einer der größten Lohnausbeuter Deutschlands, eines der Unternehmen, das seine Mitarbeiter mit miesen Methoden bis an den Rand existentieller Nöte treibt, präsentiert sich jetzt in der EU-Zentrale mit einem SPD-Bonzen an der Spitze.
Wenn man davon absieht, dass der arme Herr Albig einen Job zum Überleben braucht und der ihn auch in schlechten Zeiten ernährt, ist dieser Schritt in seine neue Karriere an Erbärmlichkeit und Niedertracht gegenüber den SPD-Wählern kaum noch zu unterbieten. Wie müssen sich die Genossen wohl fühlen, die für soziale Gerechtigkeit stehen und lautstark für gerechte Löhne werben? Man wird den Eindruck nicht los, dass man es in unserem Land nur noch mit Polithuren zu tun hat, die keine moralische Sauerei auslassen, nur um die eigenen Pfründe zu sichern.
Denn kaum war die Meldung im NTV verklungen, folgt der nächste Kracher. Hannelore Krafft, eine SPD-Genossin – wie kann es anders sein, sie entblödet sich nicht, mitzuteilen, dass sie einen Posten im Aufsichtsrat bei RWE übernehmen wird. Ja, da wird der Hund in der Pfanne verrückt. Hat sie nicht wortreich und überzeugend um den Kohleausstieg gekämpft? Wie hieß es noch vor Kurzem aus ihrem Munde: Die SPD will die Energiewende. Schamlos werden bei öffentlichen Auftritten den Wählern politische Standpunkte, Glaubensbekenntnisse, Vorstellungen und Grundsätze eingebläut, bis sie es glauben, um hinterher des eigenen Vorteils willen genau das Gegenteil zu tun.
Aha, denke ich mir. Der Klassiker also. Dem Volk Wasser predigen und selbst Chardonnay trinken. Unserer Polit-Elite ist wahrlich nichts mehr heilig. Anstand? Ethik? Moral? Es sind Begriffe, die jene politische Bauernfänger von den Bürgern abverlangen und sich benehmen, als seien sie aus dem Schweinekoben ausgebrochen. Gerade haben noch Hannelore Kraft und Thorsten Albig die Lohnpolitik der Paketzusteller in die Pfanne gehauen und die Kohle verteufelt, und schon stehen sie auf der anderen Seite. Sie scheuen nicht im Geringsten, ihre verkommene Geisteshaltung zu verbergen.
Wer glaubt, die Talsohle der Charakterlosigkeit unter den Politikern seien mit Kurt Beck, Dirk Niebel, Eckehard von Klaeden oder Stephan Mappus längst erreicht, der täuscht sich. Torsten Albig ist das Loch in der Sohle. Er verrät ohne Not und ohne die geringsten Gewissensbisse oder Skrupel all jene politischen Überzeugungen und parteipolitischen Leitlinien, für die er gestanden haben will. Sie wechseln wie Huren die Freier. Mir wird nur noch übel, angesichts der Unverfrorenheit macht- und geldgieriger Parasiten in politischen Ämtern.
Wir erinnern uns: Nach zähem Ringen hat man sich im Jahre 2014 in der Koalition darauf geeinigt, dass Minister und Staatssekretäre eine 18monatige Schamfrist einhalten müssen, bevor sie Aufsichtsrats- oder Vorstandmandate in Wirtschaftsunternehmen oder Verbänden aufnehmen dürfen. Albig persönlich, der an diesem Verhaltenskodex mitgearbeitet hat, durchbricht nun seine eigenen Gesetzesentwürfe mit dem Gang durch die Hintertür, er ist ja nur Lobbyist.
Schon nach 6 Monaten seines Ausscheidens aus der Politik reüssiert der Herr Ministerpräsident zum Unternehmensrepräsentanten, allerdings mit einem saftigen Vorstandsgehalt. Was ist nur mit unserer Elite los? Wir haben es nur noch mit politischen Fallenstellern zu tun, die Staat und Bürger hinters Licht führen. Doch der Nächste sitzt schon in den Startlöchern. Martin, der Buchhändler. Auch er wird in den nächsten Tagen seiner Partei noch das Fürchten lehren und die Gläubigen werden ihn wieder wählen… Die SPD wird seinen Wählern genau jenen Strick verkaufen, an dem sie sozialpolitisch aufgehängt werden (frei nach Wladimir Iljitsch Lenin).
Anmerkung:
Vorstehender Beitrag von Claudio Michele Mancini wurde am 7. Dezember 2017 im Scharfblick erstveröffentlicht.