Wer sich Amman, das neben Jericho und Damaskus zu den ältesten Städten der Welt gehört, als orientalische Stadt mit einem Gewirr von Gassen und Basaren vorstellt, wird überrascht sein. Denn er lernt eine moderne, saubere Zwei-Millionen-Metropole mit mehrspurigen breiten Straßen und Häusern aus hellem Sandstein kennen, die sich über 21 Hügel erstreckt. Unweit von Amman führt die Königsstraße nach Madaba, das für seine Mosaiken berühmt ist. Staunend steht man vor dem großen Palästina-Mosaik. Diese im 6. Jahrhundert aus zwei Millionen winzigen Steinen zusammengesetzte Landkarte gilt als die erste erhaltene geografische Darstellung der Region. Auch in der Apostelkirche und dem archäologischen Freiluftmuseum können wunderbare Bodenmosaiken mit verspielten Pflanzen- und Tierdarstellungen bewundert werden.
Zehn Kilometer westlich von Madaba befindet sich einer der wichtigsten christlichen Pilgerorte des Landes – der Berg Nebo. Es heißt, Moses sei kurz vor seinem Tod auf den 840 Meter hohen Berg gestiegen, um noch einmal ins Gelobte Land sehen zu können. Weit geht der Blick hinunter ins fruchtbare Jordantal, das schon seit biblischen Zeiten Siedler angezogen hat. Bei klarer Sicht sind in der Ferne das Tote Meer und sogar Jerusalem am Horizont zu erkennen. Weiter südwärts führt die Straße der Könige durch eine überwältigende Berglandschaft. In unzähligen Serpentinen windet sie sich durch eine mit spärlichem Grün bewachsene, später karge, gelbbraune menschenleere Weite nach oben. Beim Halt am Aussichtspunkt Mammana Man bietet sich ein Schwindel erregender Blick in das Tausend Meter tiefer liegende Tal Wadi Mujib. Und weil alle Autos und Busse hier einen Stop machen um die Aussicht zu genießen, sind immer auch Beduinen zur Stelle, die ihre Waren anbieten: Felle, gewebte Teppiche, traditionellen Schmuck und anderes. Abwärts reiht sich dann wieder Serpentine an Serpentine bis Karak erreicht ist, das von der imponierenden Kreuzfahrerburg überragt wird. Im 12. Jahrhundert errichtet, ist sie ein beeindruckender Zeuge aus der Zeit der Kreuzritter. Obwohl die oberen Stockwerke nur noch Ruinen sind, beeindrucken bei einem Rundgang die vor einigen Jahren komplett wieder hergestellten unterirdischen Bankettsäle.
Noch ein paar Stunden, dann ist Petra erreicht, der Höhepunkt jeder Jordanienreise. Und die geheimnisvolle Welt eines längst untergegangen Volkes öffnet sich. Was die Nabatäler vor mehr als 2000 Jahren in den weichen Fels gemeißelt haben, ist atemberaubend. Bis zu Hundert Meter hoch ragen die Wände am Eingang der schmalen Felsklamm, des Siq, empor. An manchen Stellen ist sie so eng, dass kein Sonnenstrahl bis in die Tiefe drängt. Immer wieder faszinieren die Gelb, Braun, Violett und Rosa Farbschattierungen, in denen der Sandstein schimmert. Überwältigend ist der Augenblick, wenn am Ende des Siq aus dem Dunkel der Felswände ein schmaler rosafarbener Streifen leuchtet. Nur noch wenige Schritte dann erstrahlt die 43 Meter hohe, kunstvolle Fassade des Schatzhauses im gleißenden Sonnenlicht. Im 1. Jahrhundert vor Chr. als Grabmal für einen mabatäischen König errichtet, verdankt es seinen Namen der Urne auf seiner Spitze, in der wertvolle Schätze vermutet wurden. Obwohl einem das Bauwerk aus Fotos bereits bekannt ist, hat das Original eine magische Wirkung, der sich niemand entziehen kann. Hier möchte man verweilen und den wunderbaren Anblick einfach genießen. Hinter dem Schatzhaus erweitert sich die Schlucht und führt zu den Königsgräbern, die teilweise übereinander in den Fels gemeißelt wurden. Mehr als 500 sollen es in der Felsenstadt sein. Eines der Schönsten ist das Seidengrab, das mit seinem Grau, Weiß, Blau und Rosa gemaserten Gestein einem expressionistischen Gemälde gleicht. Mit vier Toren und achtzehn Säulen beeindruckt das Palastgrab, eines der größten Monumente. Über die Kolonnadenstraße, einst das Herz der Stadt, führt der Weg zum Halbrund des Theaters, das Siebentausend Menschen Platz bot. Wer bis auf die letzten Sitzreihen nach oben steigt, dem liegt der ganze Talkessel Petras zu Füßen, das als eines der „Sieben neuen Weltwunder“ gilt.
Schon geht es weiter zum nächsten Highlight – der einzigartigen Wüstenlandschaft des Wadi Rum. Jetzt heißt es: umsteigen in Jeeps. Erster Stop am Besucherzentrum „Die sieben Säulen der Weisheit“, benannt nach der Autobiographie von E.T. Lawrence, der als „Lawrence von Arabien“ berühmt wurde. Teile des 1962 gedrehten gleichnamigen Films mit Peter O ´Toole in der Hauptrolle entstanden hier im Wadi Rum. Unermesslich, vom Echo widerhallend, göttlich – so hat Lawrence diese Wüstenlandschaft beschrieben. Mächtige Steinkolosse in allen Rotschattierungen, Säulen, steinerne Brücken und Orgelpfeifen ragen aus dem feinen Sand. Wind und Wetter haben in Millionen Jahren diese Zauberlandschaft geschaffen. Und über allem wölbt sich ein azurfarbener Himmel. Stille, Weite, Einsamkeit. Mittendrin eine rote Sanddüne und geheimnisvolle Felsritzungen, die vom Leben der Beduinen erzählen. Als die Schatten länger werden und die Sonne tiefer steht, ist das Captains Desert Camp erreicht. Denn die Krönung dieses unvergesslichen Tages ist eine Übernachtung im Beduinenzelt. Unterhalb einer großen Felsgruppe stehen die Zwei-Personen-Zelte aus Ziegenhaar. Zwei große Betten mit warmen Decken und Moskitonetzen, Tisch, Stuhl, elektrisches Licht und ein Gemeinschaftszelt mit Duschen, Toiletten, Waschbecken und Spiegeln bieten rustikalen 3-Sterne-Komfort. Beim Beduinendinner mit traditionellen Speisen und Lagerfeuerromantik trinkt man Unmengen des süßen Tees, der immer frisch zubereitet wird. Wenn um 22 Uhr das elektrische Licht ausgeht, werden in den Zelten die Kerzen angezündet. Draußen erhellen Fackeln an den Felswänden die Nacht und über allem spannt sich ein unendlicher Sternenhimmel.
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