Wir wollten Pause im Pailin machen, um dann nebenan in einer der vielen Kneipen der Wiener Straße das Spiel der Spiel zu sehen, den Kick zwischen den derzeit weltbesten Mannschaften im Männer-Fußball, doch daraus wurde nichts. Wir hörten das Spiel nur – immerhin -, denn wir blieben länger im thailändischen Restaurant Pailin, als wir anfangs dachten. Das lag sowohl an den lieben Leuten im Lokal wie auch an den Köstlichkeiten aus der Küche.
"Thai Home Cooking" nennt sich die Hausmannskost im Pailin. Der Name des Restaurants leitet sich ab von der alten Eigentümerin. Ihr Vorname war Pailin, was so viel bedeutet wie "blauer Edelstein".
Dieser "blaue Edelstein", in dem wir sitzen, ist rundum in heller, grüner Farbe gestrichen. Auch Visiten- und Bestellkarten sind in hellen Grüntönen gehalten. Warum das so ist? Weil Grün die Farbe des Glücks und der Geschäfte sei, erklärt uns Prak Piakot. "Deswegen hat meine Mutter sich für hellgrüne Wände entschieden, berichtet er und erzählt, daß die Eröffnung schon 2003 gewesen sei und seit einem Monat seine Tante das Pailin leite.
Angesprochen auf einen Hinweis auf das Erlernen der thailändischen Sprache, das Thai, erläutert er, daß seine Mutter einst eine Lehrerin für die thailändische Sprache war, zudem für die Botschaft bzw. für das Projekt "Thai-Fernschule Berlin-Kreuzberg" tätig war und den Berlinern die Höhen und Tiefen der Verläufe dieser Tonsprache beibrachte.
Wir bekommen wieder Getränke und unser Gespräch wechselt vom Alphabet mit 44 Buchstaben zum Bier. Im Pailin bekommt das Publikum nicht nur Bier von hier sondern auch aus Thailand. Zum einen wird "Singha Bier" geboten, zum anderen "Chang". Singha ist Lager Bier. Der süffige Saft stammt von der Pathumthani Brauerei, der ältesten Brauerei Thailands. 1933 steht auf der Flasche, auf der ein Tier abgebildet ist, "das Singha heißt", sagt Prak, und ein Fabelwesen sei. In Deutschland gab es Singha früher mit 6,5 Prozent, doch heute sei auch das angepaßt auf 5, kommentiert der Kellner trocken und vergißt nicht ohne Stolz in der Stimme zu erwähnen, daß in seiner Heimat beide Biere mit mehr Prozenten abgefüllt werden würden. Auf der anderen Flasche steht "Chang" und wir erraten anhand der Abbildung, daß das Elefant heißt, weil zwei dieser Dickhäuter drauf zu sehen sind.
Prak muß gehen als wir unsere Vorspeisen bekommen. Garee Pap sind frittierte Teigtaschen, gefüllt mit Hühnerfleisch und gewützt mit Curry und Koriander. Das schmeckt. So gut wie Gung Kalonn, in Taro eingewickelte Garnelen. Gut, Garnelen muß man nicht erklären, aber Taro. Das ist eine Art Kartoffel, eine Wurzel aus der Erde. Die Taro wird in feine Streifen geschnitten mit der die Garnelen umwickelt werden. Das einem kleinen Wollknäul ähnelnde Etwas sieht exotisch aus, schmeckt lecker und auch nach Frittenfett. Doch weil Soßen in der thailändischen Küchen eine gewichtige Rolle spielen, tunken wir die dicken Dinger in Schalen voller Süß-sauer-scharf. Hmmm.
Suppen gibt es auch reichlich. Wir wählen "Tomyam Suppe". Da tummeln sich auch wieder Garnelen drin und noch mehr Champignons. Mit Koriander, Zitronengras und Zitronengrasblättern köstlich abgeschmeckt mundet die heiße wie scharfe Suppe super. Wer will, könne sie auch mit Hühner- oder Rinfleisch oder Fisch bekommen.
Wir bekommen noch größere Teller. Wir bekommen unser Hauptmenu. Phad King der eine, Phad Phed der andere. Phad King mit Hühnerfleisch, Ingwer, Bambus, Brechbohnen, Pilzen und Zwiebeln und einer Soße voll fremder Gewürze. Ist das asiatisch, ist das indisch? Wir wissen es nicht oder nur, daß die Thai-Küche stark von der indischen und chinesischen Küche beeinflußt ist. Phad Phed ist mit Rotcurry, Bambus, Brechbohnen, Basilikum Kokosmilch und gebratenem Rindfleisch. Neben den Tellern mit den Hauptgerichten werden immer auch Teller mit Langkorn-Reis gereicht, der aus dem Reiskochtopf kommt und wunderbar nach Yasmin duftet … und nicht klebt.
Während die Elf aus Barcelona die aus Manchester an die Wand spielt, dehnt sich unsere – die vom Magen – aus. Wir verzichten auf Nachtisch und trinken lieber noch eine Tasse Tee. Tee aus Thailand.
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Pailin Thai Home Cooking, Wiener Straße 11, 10999 Berlin (Nähe U-Bahnhof Görlitzer Bahnhof), Telefon: 030 / 53085391.