In vier Autostunden erreicht man die Retorten- und Spielerstadt Las Vegas, aber acht benötigt man nach San Francisco. Die Dimensionen sind gewaltig. „Ohne Auto geht bei uns nichts“, sagt Hillary vom Palm Springs Tourismusbüro. Fußgänger-Ampeln leuchten an jeder Straßenkreuzung, aber sie springen so schnell um, dass die Autos bereits losdüsen, während man die Straße noch überquert. Also vertraut man sich einem Mietwagen an, kostenlose Parkplätze sind ausreichend vorhanden.
Stürzen wir uns ins Abenteuer und beginnen mit einer Tour durch die die Gegend prägende Wüste. Am besten mit einem Führer, der einem Flora und Fauna näher bringt. Denn wie sollte man ohne einen Ranger wissen, dass man in einen bestimmten Busch blasen kann, aus dem dann ein angenehmer Rauchduft aufsteigt, ähnlich dem Haschischduft. Palm Canyon, Murray, Andreas, Tahquitz und Chino Canyon heißen die Reservate, wo sich die Ureinwohner des indianischen Stammes der Agua Caliente (bedeutet warmes Wasser) Cahuilla vor Jahrhunderten niederließen. Etwa ein Fünftel von Palm Springs gehört ihnen heute. Trails, malerische Pfade, bahnen den Weg durch die einzelnen Canyons, wo die Kalifornische Fächerpalme beheimatet ist und einen grünen Kontrast zu den ungewöhnlichen, oft scharfkantigen grauen Felsformationen bildet. Die Palmen sehen witzig „berockt“ aus, als ob sie Baströckchen trügen. Auch im Stadtzentrum sind sie zu sehen. Sie lieben Wasser, und so kommt es nicht von ungefähr, dass ein Bach mitten durch den Andreas Canyon plätschert. Im Tahquitz Canyon gibt es sogar Wasserfälle. „Ihr Alter lässt sich nur schwer schätzen“, erklärt Mike, der Ranger, „denn sie haben keine Jahresringe. Aber diese sind mindestens 250 Jahre alt.“
Mike pflückt ihre schwarzen Samen von der Traube. „Seht her, ihr löst das Fruchtfleisch vom Samen und habt Dattelgeschmack im Mund.“ Stimmt, aber es ist arbeitsintensiv, weil die Frucht so klein ist wie eine Holunderbeere. Ob es auch Schlangen gibt, möchte eine Teilnehmerin wissen. „Klar gibt es die, aber es ist noch keiner gebissen worden.“ Wie beruhigend. Niemand verlässt den markierten Pfad.
„Seht euch mal diesen Felsen an, den nennen wir `schlafender Krieger`, seht ihr Augen, Nase, Mund?“ „Dass ihr in den Fußstapfen unserer Ureinwohner wandert, erkennt ihr besonders gut auf dieser Felsplatte.“ Die Platte ist übersät mit runden Löchern, Mörsern nicht unähnlich. „Das war die Küche unserer Vorfahren, hier mörserten sie die Samen der Fächerpalme, hier kochten sie, was sie Essbares fanden. Sie konnten jagen und hatten heiße Quellen. Ja, sie hatten sogar natürliche Seife, wenn sie nämlich die Samen des Salzstrauchs mit Wasser mischten.“ Mike demonstriert es. Wie praktisch.
Auf einer Trekking-Karte sind die leichten, mittelschweren und schweren Pisten durch Farben gekennzeichnet und für jedermann begehbar.
Palm Springs liegt im Talkessel des Coachella Valley und ist von bis zu 3.000 Meter hohen Bergen umgeben. Die erobert man in zehn Minuten mit der Aerial Tramway, der weltgrößten rotierenden Luftseilbahnkabine. Von 806 Meter Höhe ruckelt sie sich durch fünf Klimazonen auf 2597 Meter – wie auf einem Trip von Mexiko nach Alaska. Eine faszinierende Reise, bei der es scheint, als ob die 80 Passagiere fassende Gondel jeden Augenblick gegen die schroffen Felsen prallte und in eine der Schluchten stürzte. Aber keine Angst, sie ist ein Produkt Schweizer Präzision und Perfektion. Oben landet man im Schnee und in windigen bis eisigen Temperaturen. Nun könnte man durch den 5.700 Hektar großen San Jacinto State Park wandern oder einfach den 360 Grad Ausblick genießen.
Zurück in der Stadt lohnt ein Einkaufsbummel. Von Design-Objekten im Design-Distrikt bis zu Klamotten, ob man sie braucht oder nicht, jeder wird etwas erstehen, keiner kann widerstehen. Und wenn es nur im 16-Dollar-Laden ist, wo man die Glitzer- und Glamour-Garderobe bekommt, für die Palm Springs steht.
Palm Springs im „Golden State“ war und ist aber auch Rückzugsort für die Prominenten und Reichen dieser Welt. Schon manche Straßennamen tun das kund, Kirk Douglas Way, Frank Sinatra Drive”¦ Ein Walk of Stars tut ein Übriges, um prominente Namen wie Marilyn Monroe, Marlene Dietrich, Rock Hudson, Elke Sommer, Catherine Deneuve, Debbie Reynolds der Nachwelt zu erhalten. Und nicht nur das. Man kann sogar im Stadtviertel Movie Colony für die eigenen Ferien Villen mieten, in die sich die alten Hollywood-Stars und Sternchen zurückgezogen haben, etwa die Anwesen von Sonny & Cher, von Elvis Presley, von Marilyn und Sinatra. Dazu sollte man flüssig sein, denn so ein Hideaway mit bis zu fünf Schlafzimmern kostet am Tag locker 1.800 US-Dollar. Die dürfen sich bis zu zehn Personen teilen. Na, dann geht`s doch – oder?
Wer nicht soviel ausgeben möchte, kann sich – ebenso komfortabel – in einem der 50 intimen Boutique-Hotels diverser Stile mit höchstens acht Zimmern einmieten. Er hat Luxus, fühlt sich ebenso zurückgezogen wie die Stars und zahlt je nach Saison 130 bis 200 US-Dollar pro Tag. Und erfreut sich an den zahlreichen Kolibris, die die aufgehängten Nektarschalen umschwirren.
Selbst die großen Hotels wie „Riviera“ (www.psriviera.com) oder „The Parker“ (www.theparkerpalmsprings.com) – alles flache Bungalows – laden zum Entspannen, denn in ihren Gärten lässt sich lustwandeln und immer ein stilles Eckchen zum Verstecken und Alleinsein finden.
Der Winter hat seinen besonderen Reiz. Tagsüber scheint warm die Sonne, die Pools haben die richtige Temperatur, und am Abend erwärmen die Gäste bei einem Drink offene Feuer, um die Korbsessel und Liegestühle gruppiert sind. Ungemein romantisch.
Sogar Golfer kommen nicht zu kurz, auf dem gepflegten, wunderschön gelegenen Tahquitz Creek Golf Resort sind zweimal 18 Löcher zu bespielen. Wundern könnte man sich lediglich über das schlicht wie eine Imbissbude eingerichtete Clubhaus. Weiß man aber, dass Golf in den USA ein Volkssport ist und der Platz für wenige Dollar zu bespielen, in denen gar noch ein Frühstück enthalten ist, findet man sich damit ab und darf sich belustigen am Empfang des Bestecks. Du drückst am Automaten einen Hebel – heraus fliegt eine Gabel, du drückst an einem zweiten Automaten den Hebel – du bekommst ein Messer. Für einen Löffel machst du es noch einmal. Alles natürlich aus Plastik – zum Wegwerfen. Den Pappteller ziehst du vom Papptellerstapel. So lustig kann Self-Service sein”¦ Ja, die Amerikaner haben`s drauf.
An Radfahrer hat Palm Springs ebenfalls gedacht und extra eine Bike Route ausgeschildert, die sogar am Kunstmuseum vorbeiführt. Ein bisschen Kultur kann bekanntlich nicht schaden. Die kann der Besucher auch erleben, schließt er sich der Architekturführung von Robert Imber an. Er wird einem für 70 Dollar die Häuser aus der Mitte des 20. Jahrhunderts zeigen, die damals als modernistisch galten und mit denen ein ganzes Viertel gesegnet ist.
Ebenfalls mit Führung gelangt der Besucher durch Sunnylands (www.sunnylands.org). Sunnylands ist ein 1966 vom Architekten A. Quincy Jones künstlich geschaffenes Winter-Refugium des betuchten Botschafter-Ehepaars Walter und Leonore Annenberg in Rancho Mirage bei Palm Springs. Das 200 Hektar große Anwesen hat Präsidenten und Politiker kommen und gehen sehen und wird nun nach dem Tod des Paars für die Öffentlichkeit zugänglich, offiziell am 1. März 2012. Die begrünten Außenanlagen gleichen einem botanischen Garten, Kolibris saugen Nektar aus den Blüten, und die Kunstsammlung der Annenbergs, Gemälde und Skulpturen, wird die ganze Welt begeistern. Architektur, Design, Kunst und Natur geben sich ein perfektes Stelldichein.
Info:
Zeitunterschied: minus neun Stunden
Restauranttipps: „Las Casuelas Terraza“, www.lascasuelas.com(original mexikanisch), „Johannes Restaurant“, www.johannesrestaurants.com (der geborene Österreicher Johannes Bacher kocht brillant)
Auskunft: www.VisitPalmSprings.com (englisch) und Palm Springs Bureau of Tourism, Tel. 0049/(0)69/256288886, Email: info@palm-springs.de, Website: www.palm-springs.de