Olympische Winterspiele 2018 in Pyeongchang: Die Ankündigung der Laura Dahlmeier oder Es werden Spiele des Teams D

Schneekanone.
Eine Schneekanonen im Einsatz. Quelle: Pixabay

Berlin, Deutschland; Pyeongchang, Südkorea (Weltexpress). Wenn die deutschen Olympioniken bei den 23. Olympischen Winterspielen in Südkorea weiter so auf Medaillenjagd gehen wie an den drei ersten Wettkampftagen, dürfte das Wort von einem „Wintermärchen“ die Runde machen. Mit bisher vier Gold-, einer Silber-und zwei Bronzemedaillen (Stand Montagnachmittag) sind sie zwischenzeitlich nicht nur an die Spitze der durchaus umstrittenen Nationenwertung bei 92 teilnehmenden Ländern gesprungen, sondern haben den Euphoriepegel hierzulande schon ziemlich hoch getrieben.

Anders ist kaum erklärbar, dass sich selbst „Die Zeit“, nach eigenem Verständnis die größte Qualitätszeitung im Lande, so früh an einem aufkommenden Medien-Hype beteiligt.

„Holen Sie die schwarz-rot-goldene Wäsche aus dem Schrank“, forderte das Wochenblatt die geneigte Leserschaft angesichts von zwei triumphal erkämpften Goldmedaillen durch die Biathletin Laura Dahlmeier und Skispringer Andreas Wellinger bereits nach dem ersten Wettkampftag auf!

In Sotschi 2014 hinter den Niederlanden

Die Formation von 153 Aktiven scheint in der Tat auf bestem Wege, die enttäuschende Bilanz der olympischen Wettbewerbe von Sotschi 2014 zu übertreffen. Da hatte es lediglich 19 Plaketten (8x Gold) und entsprechende Kritik gegeben.

Rang sechs seinerzeit – und damit lagen die Deutschen noch hinter den Niederländern, die 23 ihrer 24 Medaillen im Eisschnelllaufen holten -, das war auch dem Hauptfinanzier des deutschen des olympischen Wintersports, dem Bundesinnenministerium (BMI) mit Anstellungen bei Bundespolizei und Bundeswehr, entschieden zu wenig. Und so ließ der Innenminister Thomas de Maiziere öffentlich verlauten, man erwarte für 2018 auf jeden Fall „mehr Medaillen“!

Das schmeckte den leitenden Herren vom zuständigen Deutschen Olympischen Sport-Bund (DOSB) nicht so recht. Die Medaillenzählerei sei ihm eigentlich suspekt, erklärte beispielsweise DOSB-Chef Alfons Hörmann. Man wolle vor allem „sauberen Sport“ und Eigenschaften wie Einsatzbereitschaft, Mut und Ehrlichkeit präsentieren.

Also ein bisschen nach Waldorfschulen-Motto, Lernen ohne Leistungsdruck und Benotung!

Dies wiederum war auch medial schlecht vermittelbar. Und so gab es die Verlautbarung, man wolle besser als vor vier Jahren abschneiden. Also mehr als 19 Medaillen und etwa 22!

Interne Hochrechnungen der DOSB-Leistungssport-Abteilung ergaben angeblich bis zu 30 Chancen auf olympisches Edelmetall. Medienbefragungen bei „Experten“ gipfelten in der Prognose von gar allein 14 Goldmedaillen für deutsche Eis- und Schneespezialisten. Auch eingedenk der Tatsache, dass der Ausschluss russischer Spitzenathleten den Deutschen ein Plus von bis zu fünf Medaillen ermöglichen würde.

Allerdings käme der Bann auch den Norwegern zugute, die in Sotschi mit 11x Gold (26 Medaillen) die Spitze in der Nationenwertung behaupteten. In Zeiten des Kalten Krieges gab es immer wieder Stimmen in der Bundesrepublik Deutschland gegen diese Statistik. Mit dem Argument, das würde das nationalistische Gedankengut fördern. In Wirklichkeit aber wurmte die bundesdeutschen Sportpolitiker und Medien, dass die Westdeutschen hier fast immer gegen die sportliche Großmacht DDR das Nachsehen hatten. Und erst durch Forschungen in der Nachwendezeit kam ans Tageslicht, dass im bundesdeutschen Leistungssport illegale (Doping-) Mittel im Wettstreit um Medaillen gang und gäbe waren und nicht nur im staatlich gesteuerten DDR-Sport…

Dauer-Party im Deutschen Haus

Die 24-jährige Bayerin Laura Dahlmeier dürfte übrigens mit ihrer überzeugenden Vorstellung am ersten Tag eine Art Initialzündung in der deutschen Mannschaft ausgelöst haben. Vielleicht leicht beschwippst von einem Schlückchen Champagner oder einem Glas Hefeweizen abends im Deutschen Haus, der traditionellen Feier-Location nach den Wettkämpfen, orakelte sie: Das werden Spiele des D-Teams!

Ein Motto, das am folgenden Tag der Biathlet Arnd Peiffer mit einer couragierten Leistung und der Goldmedaille im Sprint („Das hätte ich nie für möglich gehalten“) aufnahm. Unter den Geschlagenen die Ausnahme-Biathleten Martin Fourcade (Frankreich) und Johannes Tigne Boe (Norwegen). Ebenso der mit Bronze dekorierte Rodler Johannes Ludwig und am Montag beim Biathlon-Verfolger Benedikt Doll sowie die Skispringerin Katharina Althaus mit Silber.

Party-Dauerzustand also im kalten und windigen Pyeongchang im gemütlich warmen Deutschen Haus!

Dahlmeier indes hat mit ihrem dominanten Auftritt im Verfolgungsrennen mit vier Schießprüfungen und nur einem Fehler deutlich gemacht, dass ihr Einmaligkeits-Coup mit fünf WM-Titeln im Vorjahr in Hochfilzen eine olympische Parallele finden könnte. Denn die Gegnerinnen lassen bereits angesichts ihrer sportlichen und mentalen Stärke resignative Anzeichen erkennen.

Allerdings sind selbst die scheinbar größten Favoriten und sichersten Medaillenanwärter nicht vor Enttäuschungen gefeit. Das markanteste Beispiel dafür lieferte der dreimalige Rodel-Olympiasieger Felix Loch aus Bayern. Nach drei von vier Läufen scheinbar unangefochten in Führung und auf dem Weg zum dritten Einzel-Gold in Folge, ließ ihn eine Unaufmerksamkeit nach der Kurve neun von eins auf Rang fünf abstürzen!

Ein Desaster. Nicht ganz so tragisch, aber zumindest irritierend empfanden einige „Zeit-Rezipienten den oben erwähnten patriotisch angehauchten Appell, sich der schwarz-rot-goldenen Wäsche im Schrank zu erinnern.

Nehmen wir mal an, dieser Rat war eher ironisch zu verstehen!

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