Ökostrom-Angebote gelten für ROBIN WOOD dann als empfehlenswert, wenn sie folgende Kriterien erfüllen: Der Strommix muss mindestens zur Hälfte aus erneuerbaren Energien stammen, die andere Hälfte darf aus gasbetriebenen Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen kommen. Bei den Anbietern und deren Lieferanten gibt es keine nennenswerten eigentumsrechtlichen Verflechtungen mit Betreibern von Atom- und Kohlekraftwerken. Außerdem müssen die Ökostromer Strom aus Neuanlagen beziehen und eigenständig in den Ausbau der erneuerbaren Energie investieren.
ROBIN WOOD und viele andere Umweltorganisationen haben sich unter dem Dach von „Atomausstieg selber machen“ auf diese Kriterien für empfehlenswerten Ökostrom verständigt. Damit unterstützen sie VerbraucherInnen bei ihrer Entscheidung für eine ökologische und klimafreundliche Stromversorgung.
Das ist nötig, denn der Ökostrommarkt wächst und wird unübersichtlicher. Nach ROBIN WOOD-Kriterien gibt es derzeit etwa rund eine Million Ökostrom-KundInnen. Ohne Berücksichtigung der ROBIN WOOD-Kriterien haben nach Angaben der Fachzeitschrift „Energie und Management“ Ende 2010 über drei Millionen KundInnen „grünen Strom“ bezogen. Infolge der Atomkatastrophe von Fukushima dürfte diese Zahl inzwischen noch einmal deutlich gestiegen sein.
Viele Produkte bieten jedoch keinen zusätzlichen Nutzen für Umwelt und Klima. Dies ist etwa der Fall, wenn Strom aus jahrzehntealten Wasserkraftwerken lediglich als Vertriebsmaßnahme zu „neuen“ Ökostromangeboten gebündelt wird. Um „Greenwashing“ handelt es sich auch, wenn Unternehmen im Bereich Ökostrom Vertriebssegmente eröffnen, ihr Hauptgeschäft aber weiterhin mit Atom- und klimaschädlichem Kohlestrom betreiben. Diese Strategie verfolgen die vier marktbeherrschenden Atom- und Kohlekonzerne E.on, RWE, Vattenfall und EnBW.
Sie können ihre Produkte dabei auch noch mit Labeln wie dem „ok-power-Zertifikat“ schmücken. Zwar wird hier auch geprüft, dass der Anbieter in den Ausbau der erneuerbaren Energien investiert. Dabei spielt aber keine Rolle, ob und in welchem Umfang er ansonsten Geschäfte mit Kohle- und Atomstrom macht. So wirbt Vattenfall mit dem „ok-power-Label“, obwohl der Konzern zu den größten europäischen Klimasündern zählt. Und der Atomkonzern EnBW bedient sich zum gleichen Zweck einer Tochtergesellschaft, der ebenfalls ok-power-zertifizierten süddeutschen NaturEnergie AG. Sie gehört zu einer Holding mit Sitz in der Schweiz, die wiederum zu rund 75 Prozent im Besitz von EnBW ist.
„Wo Ökostrom drauf steht, steckt leider allzu häufig das Angebot eines Atom- und Kohle-Unternehmens drin. Wer die Energiewende voran bringen will, sollte gleich zu einem empfehlenswerten Ökostromanbieter wechseln und nicht auf grün gelabelte Produkte von Vattenfall und Co reinfallen“, sagt Dirk Seifert, Energiereferent von ROBIN WOOD.
Um Menschen persönlich über den Ökostrommarkt zu informieren und für atomstromfreie Stadtwerke zu werben, sind ROBIN WOOD-AktivistInnen zurzeit mit einem selbstgebauten Holzfloß auf Tour. Die Fahrt von Frankfurt nach Düsseldorf wird noch bis Mitte August dauern.
Pressemitteilung von Robin Wood, Hamburg, 09.08.2011.