Eines Tage stürzt eine Raumkapsel mit in Tiefschlaf versetzten Menschen ab, aber die Drohnen töten alle bis auf eine Frau (Olga Kurylenko), die Jack gerade noch retten kann. Jack beginnt seine Situation, die Vergangenheit und die vermeidliche Wahrheit in Frage zu stellen.
Visuell ist Oblivion in erster Linie ein hervorragender Science Fiction Film. So manches Design und auch Idee mag einem bekannt vorkommen, aber zusammen mit den atemberaubenden Landschaftsaufnahmen ergibt es ein homogenes Ganzes. Die Entscheidung von Regisseur und Drehbuchautor Joseph Kosinski (Tron: Legacy), inmitten der bizarren Schönheit Islands zu drehen, statt die Landschaft komplett im Computer zu generieren, war mutig gegen den Trend und hat sich ausgezahlt. Auch seine Liebe zum Detail, egal ob Drohnen oder das kühle Loft mit dem gläsernen Swimming Pool in den Wolken, lassen das Herz eines jeden Science Fiction Fans hochschlagen.
Inhaltlich ist Oblivion natürlich auch ein Science Fiction Film mit einem Helden im Zentrum, aber es ist eben auch eine Liebesgeschichte. Unglücklicherweise lässt einen letztere kalt. Das liegt nicht einmal an Tom Cruise, der hier sehr glaubhaft agiert. Allerdings wird einem dies erst dank einem Twist in der Geschichte gegen Ende des Films klar. Nein, hier geht der Vorwurf eindeutig an Kosinski und sein Drehbuch. Es scheint fast, als hätte er seine komplette Vorstellungskraft und Energie in die post-apokalyptische Welt gesteckt und fast keine in seine Charaktere. Vielleicht sollte man Kosinskis Filme einfach auf 90 Minuten beschränken, dann würde einem diese Schwäche nicht so auffallen, zu beschäftigt wäre man mit den visuellen Eindrücken.
Mit Olga Kurylenko und Andrea Wiseborough wurden Cruise zwei attraktive Schauspielerinnen zur Seite gestellt. Wiseborough spielt zurückhaltend, fast schon unterkühlt, passt perfekt in ihre Welt und doch lässt sie als Einzige die Tragik ihrer Situation erahnen. Kurylenko hingegen, mit der wesentlich dankbareren Rolle, erinnert in ihrem schlimmsten Moment an einen begeisterten Laien, wenn sie so tut, als würde sie beim Flug durchrüttelt. Und dann gibt es noch Morgan Freeman, der – ohne einen Twist zu verraten – wieder einmal eine solide Leistung abliefert.
Natürlich bleiben viele Fragen offen, zum Beispiel: wie und wann hat man die Wasserumwandlungstürme gebaut, wenn im Krieg doch alles zerstört wurde? Man sollte jedoch etwas nachsichtig sein. Science Fiction ist ein bisschen wie Archäologie: um die Lücken zu füllen, braucht man ein bisschen Fantasie und die Bereitschaft, sich auf fremde Welten einzulassen.
Wirklich erfrischend ist die Entscheidung, den Krieg mit den Aliens nicht zu zeigen. Keine Roland Emmerich-artigen Anwandlungen von Zerstörungsarien, keine weinenden Kinder, keine in Schutt und Asche versinkenden Hauptstädte. Auch die Aliens bleiben gesichtslos. Der Effekt ist vielleicht nicht so bedrohlich, wie er vermutlich beabsichtigt war, aber es passt einfach perfekt zu diesem Film.
Lässt man die anscheinend unvermeidbaren Tom Cruise Diskussionen außen vor, dann ist Oblivion ein visuell begeisternder Science Fiction Film. Er ist kein Instantklassiker, dafür sind die Charaktere zu schwach, aber: er ist nicht langweilig. Besonders für Freunde des Genres und apokalyptischen Welten lohnt sich der Gang ins Kino, denn hier gilt: umso größer die Leinwand, umso besser.
Oblivion (USA, 2013); Verleih: Universal Pictures International Germany; Filmlänge: 126 min; Regisseur: Joseph Kosinski; Drehbuch: Joseph Kosinski; Karl Gajdusek; Michael Arndt; Darsteller: Tom Cruise; Olga Kurylenko; Andrea Riseborough; Morgan Freeman; FSK: ab 12 Jahren; Kinostart: 11. April 2013 (Deutschland).