Berlin, Deutschland (Weltexpress). Dass mit dem von Franzosen geraubten Elsass und Lothringen wieder Politik gemacht wird und zwar von Franzosen gegen den neuen Aachener Vertrag, das wundert. Wer deswegen Ängste vor einem Ausverkauf des Westfrankenreiches formuliert, der ist nicht nur nicht ganz bei Trost, der ist nicht Sattelfest in Geschichte. Die Franzosen raubten Elsass und Lothringen, unterzogen es einer Französisierung und halten es bis heute besetzt, nicht die Deutschen.
Dass Elsass und Lothringen durch den neuen Aachener Vertrag zu einer Grenzregion gemacht werden, das ist ein Witz, denn sie zählten nicht nur als Reichsland Elsaß-Lothringen von 1871 bis 1918 zu den deutschen Landen. Elsass und Lothringen gehören seit 870 zum Ostfrankenreich. Mehr als Tausend Jahre deutsch und davor auch. Nachdem ausländische Mächte gegen deutsche Mächte in deutschen Landen Jahrzehnte lang Krieg führten, gewannen die Kriegsgewinnler im Westfrankenreich erstmals Elsass und Lothringen und nannten den Beutevertrag von 1648 den Westfälischen Frieden. Doch die Franzosen hörten 1648 nicht auf, sondern annektierten weiter deutsche Lande.
Das erlauben einer Zweisprachigkeit ist nach der Französisierung ein Witz.
Frankreich hat bis heute die europäische Charta zum Schutz von Regional- und Minderheitensprachen nicht ratifiziert. Längst ist die deutsche Sprache eine Minderheitensprache im Elsass und in Lothringen und die Elsässer und Lothringer verstehen sich schon lange nicht mehr als Deutsche.
Selbst noch im 19. Jahrhundert sprachen die meisten Menschen im Elsass und in Lothringen die deutsche Sprache beziehungsweise eine deutsche Mundart. Fränkisch, Pfälzisch und Allemannisch wurde gesprochen, allerdings auch lothringisch, eine romanische Mundart und sogar in Sprachnischen Frainc-Comtou. Wenn wir diese romanische Mundart großzügig Französisch nennen, dann sprachen 10 Prozent in Elsass und Lothringen Französisch. Und die Deutschen waren denen gegenüber tolerant. Das änderte sich erst 1915 im Krieg, als die „Eindeutschung“ von französischen Ortsnamen erfolgte.
Umgekehrt zeigten sich die Franzosen nach dem ersten und zweiten Weltkrieg nicht tolerant. Wenn jetzt die französischen Herrscher in Paris Gnade walten lassen und Zweisprachigkeit in Lothringen und im Elsass gönnen wollen, dann dürfen sie sicher sein, dass sie weder einen eigenen deutschen Staat ausrufen noch sich einem anderen deutschen Staat anschließen werden.
Das ist das Erbe von Karl dem Großen, dem König des Fränkischen Reichs, der Kaiser wurde. Einer, der das Frankenreich nach seiner Teilung 843 wieder vereinen könnte, ist nicht in Sicht, aber eine Annäherung.
Die neue Freiheit mit den Sprachen, die sich die Franzosen zu gönnen scheinen und zu einer Annäherung zwischen Deutschen und Franzosen führen soll, ist so eine Sache, die Nachahmer finden könnte. Schließlich eroberten die (West-)Franken auch andere Länder und Leute. Der eine oder andere Bretone, Baske, Korse und Flame scharrt schon mit den Füßen. Genau, die Flamen in Frankreich. Auch sie wurden in Südflandern oder Vrans-Vlaandern französisiert.
Doch auch sie betrifft der neue Vertrag von Aachen, der am 22. Januar 2019 von Bundeskanzlerin Angela Merkel und Präsident Emmanuel Macron in Aachen, der Stadt Karl des Großen, unterzeichnet werde wird und an den Élysée-Vertrag von 1963 anzuknüpfen scheint. Paris und Berlin versprechen sich eine Stärkung ihrer gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik und wollen weiter einen gemeinsamen Wirtschaftsraum mit gemeinsamen Gesetzen schaffen.
Bei zwei Volkswirtschaften und zwei Staaten wird es vorerst bleiben, wobei die Armeen und Verteidigungsindustrien enger zusammenarbeiten sollen. Unternehmenszusammenschlüsse sind zu erwarten, oder? Dazu wollen Franzosen und Deutsche gemeinsam Kriegsrat halten und die Veranstaltung Verteidigungs- und Sicherheitsrat nennen. Doch werden auch Deutsche der Force de frappe und also der Atomstreitmacht der Französischen Streitkräfte Befehle geben? Oder werden Deutsche den Franzosen in weitere Angriffskriege auf fremden Kontinenten folgen?
Immerhin bugsieren Merkel und Macron die Parlamentarier in
Bundestag und Assemblée Nationale in die Bedeutungslosigkeit. Von einem
Deutsch-Französisches Parlamentsabkommen hört und liest man um so weniger, je mehr die Staats- und Regierungschefs in Paris und Berlin am Kerneuropa à la Karl der Große basteln.
Wenn die Briten nicht mehr wollen – und die Visegrád-Staaten immer weniger -, und die PIIGS nicht mehr können, dann bleibt der Kern Europas, dann bleibt das, was Konrad Adenauer und Charles de Gaulle in Erinnerung an Karl den Großen schufen.
Der neue Aachener Vertrag deutet darauf hin.