Frankfurt am Main, Deutschland (Weltexpress). Mit der launigen Feststellung, der neue Städeldirektor sei nicht der Clon von Max Hollein, eröffnete der Vorsitzende der Städeladministration, Dr. Nikolaus Schweickart die Pressekonferenz, in der Philipp Demandt als neuer Chef der drei Frankfurter Kulturinstitutionen vorgestellt wurde.
Der Kunsthistoriker wurde im Zuge einer intensiven nationalen wie internationalen Suche eines Nachfolgers für Max Hollein ausgewählt. Sein Werdegang ist einschlägig und passend: Er studierte Kunstgeschichte, Klassische Archäologie und Publizistik und promovierte 2001 am Institut für Geschichts- und Kulturwissenschaften der Freien Universität Berlin mit einer Arbeit zur Entstehungs- und Wirkungsgeschichte der Königin-Luise-Porträts von Johann Gottfried Schadow und Christian Daniel Rauch sowie zur historischen Mythologie des preußischen Staates im Spiegel des „Luisenkults“. Nach einer Ausstellungsassistenz im Bröhan-Museum ab 2002 wurde Demandt 2004 Dezernent bei der Kulturstiftung der Länder. Zu seinen Aufgaben zählten die Beratung und Unterstützung deutscher Kultureinrichtungen beim Erwerb und der Finanzierung von Kunstwerken von der Vor- und Frühgeschichte bis zum 19. Jahrhundert sowie bei Ausstellungsvorhaben. Von 2007 bis 2010 war er zudem Mitkurator der Ausstellung „Luise. Leben und Mythos der Königin“ der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg. Darüber hinaus konzipierte und leitete er die von der Kulturstiftung der Länder herausgegebene Zeitschrift „Arsprototo“ sowie deren wissenschaftliche Publikationsreihe „Patrimonia“ und veröffentlichte zahlreiche Artikel zur Kunst- und Kulturgeschichte, unter anderem in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“, der „Süddeutschen Zeitung“ und der „Welt“.
Im Januar 2012 wurde Demandt zum Leiter der Alten Nationalgalerie in Berlin ernannt. Hier machte er unter anderem mit einer umfassenden Neukonzeption der Schausammlung sowie mit ebenso innovativen wie erfolgreichen Ausstellungen auf sich aufmerksam. Zu den Höhepunkten unter seiner Leitung zählten die Ausstellungen „Rembrandt Bugatti“, „Impressionismus/Expressionismus. Kunstwende“ oder zuletzt „Der Mönch ist zurück“, eine Sonderpräsentation zur Restaurierung von Caspar David Friedrichs Meisterwerken Mönch am Meer und Abtei im Eichwald.
Demandt selbst betonte seine Freude am Wechsel nach Frankfurt und seine Affinität zur Kunstform Skulptur, weshalb ihn besonders freue, dass das Liebieghaus zu seinem künftigen Aufgabenbereich gehört. Für den schwierigen Weg zwischen Kontinuität und eigenem Profil werde er seine Lösung finden. Die Institutionen seien bestens aufgestellt, hätten hervorragende Teams und zukunftsweisende Ansätze mit Entwicklungspotential. Als Beispiel nannte er die Digitalisierung der Bestände und ihre Nutzbarmachung für die Vermittlungsarbeit der Museen. Hier wurden unter Hollein und seinem Pressechef Axel Braun bereits Meilensteine begründet, auf denen man aufbauen könne.
Insgesamt war der Auftritt des neuen Direktors klug, zurückhaltend-bestimmt und inhaltlich überzeugend. Sofern also jemand in Erinnerung an die Hollein-Ära die Pressekonferenz mit einer gewissen Beklommenheit betreten hat – verlassen konnte er sie beruhigt und mit der begründeten Erwartung, dass die drei Häuser in guten Händen gelandet sind.