So finden wir den Kannibalen von Rotenburg ebenso wieder, wie den Berliner Darkroom-Mörder, der in der Schwulenszene für Angst und Schrecken sorgte. Auch Ehrenmorde und das unter Jugendlichen verbreitet Komasaufen finden im Buch des Lakonikers mit menschlichem Antlitz ihren Platz. Die verrückteste Geschichte ist jene eines vermeintlichen Außerirdischen, der eine Bonner Chefsekretärin zum Selbstmord animiert, um ihr in „der anderen Welt“ ewiges Leben zu schenken. Die Dummheit, Leichtgläubigkeit und Skrupellosigkeit des Menschen ist grenzenlos. Reuß entführt uns in eine Gruselwelt voll Mord und Totschlag. Dabei glänzt er mit juristischem Fachwissen und schildert uns die Fälle immer im gerichtlichen Zusammenhang. Schuld und Sühne, der alte Menschheitsspaß im modernen Gewand. Ein feines Werk für alle die gern im Schein der Kerze Abgründe erforschen.
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Ernst Reuß, Mord? Totschlag? Oder was?, Bizarres aus Deutschlands Strafgerichten, Militzke Verlag, Leipzig 2014, 208 Seiten, ISBN: 9783-861898689, Preis: 19,90 € (D)