Berlin, Deutschland (Weltexpress). Endlich ist es amtlich, was Spatzen von den Dächern der Eisbären-Höhle nicht nur seit Tagen pfeifen, sondern seit Wochen. „Clément Jodoin wird neuer Cheftrainer der Eisbären Berlin“, lautet der Titel einer Medieninformation der EHC Eisbären Management GmbH vom 11.5.2018.
Die einen werden gute Gründe gehabt haben, vorher nichts zu vermitteln oder nur durch die Blume und also zwischen den Zeilen zu sprechen, die anderen guten Gründe, das, was sie vermuten, nicht zu verraten. Und umgekehrte: ungelegte Eier auszublasen und Informationen hinauszuposaunen ist in dieser Welt der Ware und des Spektakels keine Seltenheit, sie ist eine Serie, eine nicht enden wollende totale Reklame.
In diesem Fall der Trainerfrage soll laut oben genannten Medieninformation „der 66-jährige Kanadier … in der vergangenen Nacht einen Einjahresvertrag beim DEL-Rekordmeister“ unterschrieben haben“, weil „wir … mit Clément die vergangene Saison analysiert“ haben und „zu dem Schluss gekommen“ sind, „dass er unsere Mannschaft am besten weiterentwickeln kann“, soll Eisbären-Sportdirektor Stéphane Richer gesagt haben. Wer ist „wir“?
Dass der Kanadier „einen großen Anteil an unseren Fortschritten dieses Jahr“ gehabt habe, ist sich Richer sicher. Doch was ist mit dem Cheftrainer, was ist mit Uwe Krupp? War Krupps Anteil kleiner als der von Jodoin? Was lief wirklich hinter den Kulissen der Medien- und Meinungsmacher ab?
Weder von Peter-John Lee, dem Manager, noch von Richter oder Jodoin kommen Stellungnahmen. Dass Jodoin die Stadt Berlin und den Club „mag“ und er sich „auf diese neue Herausforderung“ freue, das wirkt wie Floskeln in Sichtweite zum Fake.
Jodoin wird zudem mit den Worten „Wir wollen ein neues Kapitel beginnen!“ zitiert. Wie reimt sich dieses neue Kapitel aber auf den Hinweis auf die gerade getrocknete Tinte unter dem Einjahresvertrag? Wird der 66-Jährigen, der „seit 1980 als Eishockeytrainer tätig“ ist, nur ein Kurzkapitel schreiben, nachdem das von Krupp unvollendet blieb?
Und dass die Sache mit Krupp. der nach der Niederlage der Eisbären Berlin im Finale gegen den EHC Red Bull München seinen Wechsel zu Sparta Prag bekanntgegeben hatte, erst kürzlich publiziert wurde, während Lohnschreiber der einen oder anderen Publikation bereits vor den Playoffs darüber palaverten, das hat möglicherweise damit zu tun, dass man unsägliche Medienpartnerschaften hegt und Insertionsgeschäfte über die Bande pflegt. Lügenpresse gilt auch, wenn man Wahrheiten verschweigt.
Wer die Springer- bis Holtzbrinck-Presse für frei und mithin unabhängig hält, der hält auch den Storch für den Überbringer der Babys. Was wir vom WELTEXPRESS von den Aftergängern unter den Hofberichterstattern dieser Verlage halten, die eine darmatische Ausgeburt der (Sport-)Industrie und Bourgeoisie sind, das müssen wir hier und heute nicht wiederholen.
Zur Chronistenpflicht gehört zu erwähnen, dass Jodoin mit 22 Final-Teilnehmern planen kann, Ende des Monats aus Kanada zurückkehren und mit seinem Trainerteam in Berlin die kommende Saison planen wird.
Dass für die kommende Saison noch ein weiterer Assistenztrainer verpflichtet werden soll, das ist kein Geheimnis, und dass sich „als Co-Trainer … Steffen Ziesche weiterhin um die Videoanalyse und mehrere andere Aufgaben kümmern“ wird und „auch Jake Jensen (Fitness) und Sebastian Elwing (Torhüter) … weiterhin zum Eisbären-Trainerteam“ gehören, das auch nicht, denn das wurde ebenfalls in der Medieninformation von Pressesprecher Daniel Goldstein mitgeteilt.
Und dass die Eisbären „sich den Norweger Mathis Olimb“ geangelt hätten, das schreibt Jörg Lubrich heute in der „B.Z.“ (11.5.2018). Olimb solle den „Center Nick Petersen ersetzen“. „Jetzt wird noch ein Verteidiger gesucht“, weiß der Journalist mitzuteilen.
Keine Frage: Die Eisbären werden mit vollem Trainerteam und voller Mannschaft in die neue Saison starten. Und mit voller Energie?