Die Gunst der Stunde machte aus: Der Heimvorteil im fünften und letzten Play-off-Finale vor 3800 Zuschauern, das Wissen um den vorherigen 3:2-Auswärtssieg in der Hauptstadt, das verletzungsbedingte Fehlen des Berliner Hauptangreifers Paul Carroll. Die Volleys wirkten nicht mehr so frisch wie noch zum Finale der Champions League. Die im Schnitt jüngere Mannschaft von VfB-Trainer Stelian Moculescu übte schon beim Aufschlag mehr Druck aus, zeigte ihre Stärken im Bereich Block/Abwehr und spielte im Angriff schneller und variabler.
Kaweh Niroomand verkündete am Montag beim Saisonabschluss im VIP-Raum der Max Schmeling-Halle wie erwartet einen „großen Umbruch“ im Aufgebot der Berliner. „Wir haben schon im Vorjahr daran gedacht, aber dies aufgeschoben und paar Ergänzungen verpflichtet. Nun aber ist es höchste Zeit, da der Zweitjüngste im Kader auch schon 27 ist (und 8 von 13 Spieler 30 und älter, d. A.), Änderungen einzuleiten.“
Der Geschäftsführer/Manager dankte der „erfolgreichsten Generation, die wir je hatten“ in der Geschichte des Hauptstadtklubs. Fünf Jahre – drei Meistertitel, zwei zweite Ränge und Platz drei kürzlich in der Champions League der stärksten europäischen Teams.
Alles unter Regie des Trainers Mark Lebedew, der wie vier Spieler definitiv den Verein verlassen wird. Die Volleys hätten ihn dank einer Option noch ein Jahr halten können, doch im Gespräch ergab sich, dass es besser sei, einem neuen Trainer den Neustart mit der Mannschaft anzuvertrauen. Niroomand: „So ist nun mal das Profigeschäft, dass man sich irgendwann auch von denen trennen muss, die man lieb hat.“
Der Australier Lebedew wird vermutlich nach Polen gehen, wo die Gehälter höher sind und die Familie seiner Frau lebt. Einen Vertrag hat er („Die Zeit in Berlin in einem Satz – unvergesslich“) allerdings noch nicht unterschrieben.
Niroomand hofft, binnen vier Wochen einen Nachfolger zu präsentieren. In Deutschland sehe er momentan keinen geeigneten Kandidaten (VfB-Rekordmeister-Trainer Stelian Moculescu würde niemals den Bodensee verlassen). Womit Mihai Paduretu (ehemals Haching) oder Ulf Quell (Mitteldeutschland) und Stefan Hübner (hat in Lüneburg verlängert) – beide mit Berliner Vergangenheit – wohl nicht infrage kommen.
Bleibt der Bundestrainer aus Belgien, Vital Heynen. Spricht Deutsch, kennt die Liga, ist Medienprofi, hat in Polen (Bydgoszcz) aufgehört. Wird aber vor Olympia 2016 den Job beim WM-Dritten Deutschland garantiert nicht aufgeben. Niroomand ist aber prinzipiell gegen eine Trainer-Doppelfunktion”¦
Das Spielerkarussell trägt Kapitän Scott Touzinsky nach China und Spielmacher Kawika Shoji (beide USA) für jeweils höhere Gagen in die Türkei. Libero Martin Krystof geht in die tschechische Heimat (Budejovice) zurück. Angreifer/Blocker und Volleys-Urgestein Aleksandar Spirovski aus Serbien, soll nach zehn Jahren eine Ausbildung/Job erhalten und dem Verein dabei behilflich bleiben.
Man wolle das Projekt BR Volleys, so Niroomand, „weiter erfolgreich vorantreiben. Wir werden eine Mannschaft formieren, die noch stärker als die heutige sein wird.“
Führungsrollen sieht er darin für den bisher zweiten Zuspieler Sebastian Kühner, Angreifer Robert Kromm und den Diagonalangreifer Paul Carroll (Australien). Der gebürtige Berliner Kühner hat noch Vertrag, dem Schweriner Kromm und Carroll könnten Vertragsofferten willkommen sein.
Ob Felix Fischer und Rob Bontje (Holland/ jeweils Mittelblock), Francesco De Marchi (Italien/Außenangriff) und Christian Dünnes (Diagonalangriff) dies angeboten wird, scheint eher fraglich. Außer De Marchi gehören sie zur Kategorie Ü 30.
Eine „goldene Ära“ bei den Volleys ist beendet. Aber nicht der Ehrgeiz. Und so verkündet Niroomand: „Das erste Ziel in der nächsten Saison ist, den Titel nach Berlin zurückzuholen.“