Mit Raffaele Fitto von Giorgia Melonis faschistischer Brüderpartei als wichtigstem Vize driftet die EU weiter nach rechts – Seine Propagierung als konservativer Demokrat in der Tradition der Democrazia Cristiana soll das vertuschen

Raffaele Fitto während einer Rede im sogenannten EU-Parlament. Foto: Europäisches Parlament, CC BY 2.0, Ort und Datum der Aufnahme: Straßburg, 2019

Berlin, BRD (Weltexpress). Die Meinungen über die Ernennung des Parteifreundes aus Melonis faschistischer Partei Brüder Italiens (italienisch Fratelli d’Italia, kurz FdI), Raffaele Fitto, zum EU-Kommissions-Vize schlagen Wellen. Fitto, der als Exekutivvizepräsident der EU-Kommission, mit der Verwaltung des Portfolios der EU-Kohäsionsfonds und der Reformen betraut ist, nimmt damit die höchste Position unter den Exekutivvizepräsidenten ein.

„Ich gratuliere Raffaele Fitto zu seiner Ernennung zum Exekutivvizepräsidenten der Europäischen Kommission mit Zuständigkeit für Kohäsion und Reformen. Das ist eine wichtige Anerkennung, die die neue zentrale Rolle unseres Landes in der EU bestätigt. Italien ist endlich wieder ein Protagonist in Europa.“ So feiert Meloni Fittos Ernennung.

Während die faschistische Ministerpräsidentin mit ihren Koalitionsverbündeten das als großen Erfolg für Italien bezeichnet, kommt, insbesondere von den Abgeordneten der Grünen und Mitte Links, scharfe Kritik. Kein Wunder, denn mit Fitto als wichtigstem EU-Vize driftet die Union weiter nach rechts, während seine Propagierung als konservativer Demokrat in der Tradition der Democrazia Cristiana (DC) das vertuschen soll.

Lassen wir die Tatsachen darüber sprechen, wes Geistes Kind dieser Fitto ist. Die Chefredakteurin des linken „Manifesto“ , Norma Rangiero, zählte ihn zu den reuelosen Faschisten der Regierung Meloni. Seine Karriere begann der anpassungsfähige Fitto in den Christdemokratischen Nachfolge-Grüppchen der 1992/93 im Korruptionssumpf untergegangenen DC, die in Berlusconis 1994 gebildete erste Regierung eintraten, um ihr ein demokratisches Outfit zu geben. Das linke „Manifesto“ charakterisiertes dieses Kabinett am 15. Mai 1994 als „Governo nero“, „Faschisten und Monarchisten, Lega-Leute und christdemokratischer Schrott, Industrielle, Anwälte und Manager der Fininvest (Medienkonzern Berlusconis): Das sind die Minister der Regierung Berlusconi“.

Nach dem Wechsel zur FI wurde Fitto 2008 Minister im 3. Kabinett Berlusconis. Auf der Ministerbank saß er zusammen mit seiner Freundin Gorgia Meloni und vertrat  mit ihr den von Lega-Führer Umberto Bossi verfolgten Rassismus, zu dessen Durchsetzung der im Wahlkampf forderte, illegale Einwanderer in Lager zu sperren und bedauerte, es sei leider „leichter…, Ratten zu vernichten als Zigeuner auszurotten“ (Süddeutsche Zeitung vom 16. 4. 2008).

Seither pflegen der aus Apulien stammende Fitto und Meloni eine enge Freundschaft. In ihrem Sinne wollte er – nachdem Berlusconi 2011 zurücktreten musste – an Stelle Berlusconis die Führung der FI übernehmen und trat 2013 zu den Wahlen auf einer eigenen Liste (Oltre con Fitto) an, scheiterte aber und wechselte zu Meloni, die 2012 den Rest der Alleanza Nazionale (AN), das war die umgetaufte Nachfolgerpartei Mussolinis Movimento Sociale Italiano (MSI), gesammelt und daraus ihre FdI gebildet hatte.

Als Meloni 2022 an die Macht gelangte, ernannte sie ihn zum Minister mit Zuständigkeit für die Umsetzung des europäischen Wiederaufbauplans und für den Mezzogiorno, den wirtschaftlich schwachen Süden des Landes. In diesem gewichtigen Portfolio wachte Fitto darüber, dass die in der Corona-Pandemie von der EU Italien zugesprochenen 200 Milliarden Euro  sinnvoll verwendet werden sollten.

Meloni wie Van der Leyen wollen Fittos Apassungsmentalität jetzt nutzen, ihn  als Konservativen Demokraten in christdemokratischer Tradition zur Kaschierung ihres verstärkten rechtsextremen Kurses zu präsentieren.

Anmerkung:

Siehe die Beiträge

im WELTEXPRESS.

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