Berlin, Deutschland (Weltexpress). Die Odysse des Mikhail Saakaschwili ist lang, die Geschichten, die sich um diesen Mann ranken sind Legion. Gestern wurde der staatenlose Saakaschwili von Kräften des ukrainischen Staatschefs Petro Poroschenko in einem Restaurant nah der Parteizentrale in Kiew festgenommen und umgehend in ein Flugzeug gesetzt und aus der Ukraine nach Polen abgeschoben.
Der letzte Versuch der Festnahme von Saakaschwili im Dezember 2017 scheiterte. Seinen eilends herbeigerufenen Anhängern gelang die Befreiung des bereits verhafteten Mannes, der im September 2017 von Polen aus illegal in die Ukraine einreiste. Auch das wieder mit gewaltiger Unterstützung seiner Anhänger.
Zuletzt liefen die Anhänger von Saakaschwili Anhänger Sturm gegen die Nationalgarde der Ukraine und versuchten im Dezember 2017 den den Oktober-Palast und das Internationale Zentrum für Kultur und Kunst zu erobern. Auf dem Platz vor der Werchowna Rada im Zentrum Kiews oberhalb des Dnepr kam es immer wieder zu gewaltsamen Zusammenstößen zwischen der Staatsmacht des Schokoladenkönigs und Oligarchen Poroschenko als Präsident und dessen Herausforderer Saakaschwili. Was 2014 auf dem Maidan-Platz noch als Witz keine Rede wert gewesen wäre, das stößt heute auch im Westen auf Ablehnung. Selbst ein Mustafa Najem, der am 21. November 2013 mit seinem Tweet den Startschuss zum Maidan gab und als einer der Anführer gilt, distanzierte sich bereits von dem 1967 in Tiflis geborenen Saakaschwili, der es zwischenzeitlich und mit US-amerikanischen Steigbügelhaltern zum Präsidenten in Georgien brachte und dort von 2006 bis 2013 alles andere als ehrenwert war. Im Dezember 2017 wurde der Ex-Präsident in Abwesenheit zu drei Jahren Haft verurteilt worden wegen Amts- und Machtmißbrauch wie beispielsweise der Begnadigung zweier Mörder gleich nach seinem Machtantritt. Weitere Verurteilungen auch in Sachen Korruption stehen Saakaschwili noch bevor. Georgien wünscht weiterhin die Auslieferung des Gesuchten. Mal abwarten, wie die Polen auf das Gesuch aus Georgien reagieren.
Die Ukraine gilt als aus dem von Russen dominieren Euro-Asiatischen Raum herausgelöst. Revoluzzer und Haudegen vom Schlage Saakaschwilis werden nicht mehr gebraucht. Vom politischen Fechten wird – zwei Schritte vor, einer zurück – vom Degen auf Florett gewechselt. Den Kinderkrankheiten wie Korruption nach einem Umsturz in Wild East wollen Kräfte des Kapitals und der Bourgoisie in der Ukraine mit dem Staatlichen Ermittlungsbüro DBR beikommen. Der DBR kommt die Funktion der Kontrolle und Peitsche für das ukrainische Rechts- und Justizsystem zu. Darunter fällt auch die sogenannten Antikorruptionsbehörde NABU.
Saakaschwili ist ein Mohr, der seine Schuldigkeit getan hat. Ukrainische Generalstaatsanwälte wie Wiktor Schokin werden nicht von Leuten wie Saakaschwili vom Hof gejagt. Die Befehle kommen aus Washington. Schokins Nachfolger Juri Lutzenko, der von Tuten und Blasen und also Juristerei keine Ahnung hat, aber als Getreuer Poroschenkos gilt, gab womöglich den Befehl zur Verhaftung von Saakaschwili in Kiew und zur unmittelbaren Abschiebung des Mannes nach Polen, der von Poroschenko einst die ukrainische Staatsangehörigkeit als Geschenk erhielt und also gerufen wurde. Allerdings heißt es offiziell, dass weder Staatsanwaltschaft noch Geheimdienst oder Polizei an der Aktion beteiligt gewesen seien. Kenner und Kritiker spekulieren über eine Operation von Poroschenkos privater Putztruppe.
Von der Verhaftung soll ein Video zeugen, das angeblich Saakaschwili auf Facebook postete. Dazu heißt es, dass er auf dem Weg zum Flughafen im Auto geschlagen worden sei, ihm die Augen und den Mund zugehalten wurden und er mit Schusswaffen bedroht worden sei. Dann hat die urkainische Grenzschutzbehörde ihn ins Flugzeug nach Polen gesteckt. Der polnische Grenzschutz bestätigte noch am 12.2.2018, dass Saakaschwili in Warschau angekommen sei.
Dort erklärte der 50-jährige Saakaschwili allen, die es hören wollten, dass er in Kiew „gekidnappt“ worden sei und das sich Poroschenko damit nur einen Widersacher habe vom Hals halten wollen. Wohl wahr! Warum aber auch nicht?
Jehor Sobolew, Rada-Abgeordneter der Partei „Selbsthilfe“, die mit Saakaschwili gemeinsame Sache macht, erklärte in Kiew, dass Saakaschwili in die Ukraine zurückkehren und man gemeinsam Poroschenko stürzen werde. Das wollen mehrere Oligarchen. Mal sehen, wer das Rennen macht.