Berlin, Deutschland (Weltexpress). Mexiko wurde dieses Jahr nicht nur von verheerenden Wirbelstürmen und Erdbeben heimgesucht, auch eine der Grundfesten der mexikanischen Kultur ist in Gefahr: die Tortilla. Eine kürzlich veröffentlichte Studie machte publik, dass in dem Land, das als die Wiege des Mais gilt, kaum noch unbelastete Tortillas konsumiert werden. Laut dem von einem Forscherteam der Autonomen Nationalen Universität Mexikos veröffentlichten Papier, weisen über neunzig Prozent der von den Mexikaner*innen gegessenen Tortillas Spuren von genmanipuliertem Mais auf. Ähnlich hoch ist die Belastung bei anderen Maisprodukten.
Abgesehen von genmanipuliertem Mais wurden alarmierend hohe Rückstände des Unkrautvernichters Glyphosat in den untersuchten Tortillas gefunden, erklärt Elena Álvarez-Buylla, die Leiterin der Forschergruppe. Das Ergebnis der Untersuchungen ist erstaunlich. Denn in Mexiko ist der Anbau von genmanipuliertem Mais derzeit untersagt. Das Verbot geht auf eine einstweilige Verfügung zurück und gilt solange, bis über eine Klage gegen den Anbau von Gen-Mais aus dem Jahr 2013 entschieden wird.
Vor allem Industrie-Tortillas mit Genmais und Glyphosat kontaminiert
Wie die Forscher*innen weiterhin feststellten, sind vor alle industriell hergestellte Tortillas belastet. Tortillas aus für den Eigenverbrauch angebautem Mais wiesen dagegen eine viel geringere Verunreinigung mit Transgenen auf. Auch konnten in ihnen keine Spuren von Glyphosat nachgewiesen werden.
Jedes Jahr importiert Mexiko zehn Millionen Tonnen genmanipulierten Mais aus den USA. Dieser darf allerdings nur als Viehfutter und nicht für den Konsum von Menschen genutzt werden. Das gilt umso mehr, wenn das Getreide mit Glyphosat belastet ist, erklärt Álvarez-Buylla. Sie fordert die mexikanische Regierung auf, sich mehr für die Förderung einer nachhaltigen Landwirtschaft und den Anbau einheimischer Maissorten einzusetzen. Denn der in Mexiko produzierte Mais reicht bei weitem aus, den täglichen Bedarf der Mexikaner*innen an Tortillas zu decken, erklärt die Wissenschaftlerin.
Anmerkung:
Die Erstveröffentlichung des Beitrags erfolgte am 28.09.2017 beim Nachrichtenpool Lateinamerika.