Der bisheriger Vorsitzende, Michael von Zitzewitz hätte trotz 65 Jahren gerne noch weitergemacht, das sagt er ganz offen, das ist aber vor allem auch deshalb verständlich, weil die Messe Frankfurt trotz schwieriger Zeiten jahrelang eine Erfolgsstory sondergleichen in der Bundesrepublik Deutschland hingelegt hatte, seit vier Jahren mit Umsätzen von über 400 Millionen und hohen Gewinnen – von Zitzewitz: „Auch 2009 macht die Messe Frankfurt einen beachtlichen Gewinn.“. Kein Wunder, daß man dann bleiben möchte. Aber völlig unverständlich, warum man nicht bleiben darf.
Die Zahlen: Der Konzernumsatz wird für das Jahr 2009 bei 423,5 Millionen liegen. „Damit bewegen wir uns auf dem Niveau von 2007 und können sehr zufrieden sein.“, betonte Michael von Zitzewitz. Die Messe Frankfurt ist damit nach der Messe Paris und der englischen Reed-Gruppe die dritterfolgreichste internationale Messegesellschaft, denn Europa ist weiterhin im Messegeschäft führend und die Deutschen veranstalten gar international gesehen die allermeisten Messen. Wenn rund 90 Millionen Euro beim diesjährigen Umsatz aus dem Auslandsgeschäft erwirtschaftet sind – davon rund 60 Prozent allein in Asien -, zeigt dies eine Besonderheit der Messe Frankfurt und ihrem vorausschauenden Management auf: Sehr frühzeitig haben sich die Frankfurter auf den Weg gemacht, um hiesige Leitmessen in anderen Erteile aufzulegen und sind so tatsächlich ein globaler Spieler geworden. Das zahlt sich aus.
So konnte die Messe Frankfurt weltweit 92 Messen gestalten und hatte dabei mehr als 62 800 Aussteller und 3,2 Millionen Besucher. Bespielt wurden dabei 1, 7 Millionen Quadratmeter. Die Zahlen für den Standort Frankfurt lauten diesjährig auf 31 Messen und Ausstellungen mit rund 37 900 Ausstellern und 2,25 Millionen Besuchern auf 1,19 Millionen Quadratmetern Ausstellungsfläche. Bleiben wir bei Frankfurt, wo man zwischen den Gastmessen und den konzerneigenen Veranstaltungen unterscheiden muß. Im Jahr 2009 fand die zweijährig veranstaltete Internationale Automobilausstellung (IAA) statt, die trotz Besuchereinbußen in diesem Jahr die Zahlen nach oben treibt. Denn sie fand im September und damit in der zweiten Jahreshälfte statt, wo die Krise auch hierzulande Auswirkungen zeigte, während im ersten Halbjahr, darunter als Zugewinnler die Achema und die IMEX , die Geschäfte positiv liefen. Anders als die IAA hatte die jährlich stattfindende Internationale Frankfurter Buchmesse im Oktober kaum Einbußen zu verzeichnen.
Von den messeeigenen Frankfurter Messen gab es 14, die 19 000 Aussteller und 740 000 Besucher hatten, die sich auf rund 823 000 Quadratmetern tummelten. Hierbei wird in Befragungsaktionen auf zwei Parameter Wert gelegt: Bei den Eigenveranstaltungen lag der Internationalitätsgrad bei den Ausstellern bei 67 Prozent und bei den Besuchern bei 38 Prozent. Dieser hohe Ausländeranteil bedeutet, daß hier in Frankfurt Weltleitmessen stattfinden, die man auf Ausstellerseite nicht auslassen darf. Das ist auch gut für die Frankfurter Infrastruktur, sprich Hotels, Gaststätten und Taxis, was sich bei den Besuchern potenziert. Aber Messe ist nicht nur Handel, Einkauf und Verkauf. Die Messe Frankfurt hat zusätzlich 76 externe Kongresse und Tagungen mit 75 000 Teilnehmern betreut. Wichtigste Klientel sind dabei die Bereiche Finanzen, Banken und Medizin. Dann gibt es noch eine Abteilung, die sich um die sogenannten Events kümmert, was 55 Veranstaltungen bedeutet mit rund 730 000 Besuchern. In der Frankfurter Festhalle, die dieses Jahr hundert Jahre alt wurde und die ’gud Stubb` Frankfurts ist, fanden 32 Veranstaltungen statt mit etwa 390 000 Besuchern. Dabei war das Deutsche Turnerfest, das auf dem Messegelände stattfand, der Höhepunkt.
Im Ausland hatte die Messe Frankfurt 54 Messen durchgeführt, wobei 22 300 Aussteller mitmachten und 850 00 Besucher kamen, die rund 468 000 Quadratmeter durchlaufen konnten. Vor allem in China war es in diesem Jahr mit der Steigerung sensationell, aber auch die Beautyworld in Japan schlug ein. Nur, wie kann man das auch in Deutschland, konkret in Frankfurt erreichen? Der einzige Weg sei es, neue Messen an Frankfurt zu binden, sprich alte Messen an anderen Standorten aufzukaufen, also die Konkurrenzsituation zu nutzen und mit dem eingefahrenen Gewinn derartige Investitionen zu tätigen. Wie das geht, hatte die Messe Köln mit der aus Leipzig weggekauften Spielermesse gezeigt, allerdings zu Konditionen, mit denen in Frankfurt niemand zu tun haben will, denn die Messe Frankfurt ist kein Subventionsunternehmen, das Messen sponsert. Die Erweiterung und Steigerung durch für Frankfurt neue Messen klappt mit den neuen Veranstaltungen wie der Remax im Jahr 2010 und ab 2011 mit der neuen Texprocess.
Besonders stolz zeigte sich von Zitzewitz über das Ergebnis, das eine Aktion der Messe Frankfurt zum Thema Nachhaltigkeit gestartet hatte: Anfang Oktober wurde auf dem Dach der Halle 10 eine große Photovoltaikanlage errichtet: „Wegen des großen Erfolges dieser Aktion ist ein Ausbau der Fläche schon in der Umsetzung“. Auf Nachfrage gab der Vorsitzende bekannt, daß erfolgreich nicht nur die mediale Berichterstattung gewesen sei, sondern insbesondere das Kaufverhalten der Beschäftigten, die noch mehr Anteile erwerben wollten. Wie anderen Ortes ist diese Photovoltaikanlage einer Gesellschaft zugehörig, wo man Anteile erwerben kann, von der nach dem Investitionsausgleich Rendite zu erwarten ist, neben dem moralisch sauberen Gewissen, daß man umweltfreundlich agiert. Der Weltexpress, der verschiedentlich über Photovolaikanlagen berichtet hatte, wird zu diesem Vorhaben gesondert Informationen einholen, von denen Sie erfahren.
Daß die Mitarbeiter an dieser Stelle, ihre eigene Messe vorantreiben, sagte etwas über das gute Betriebsklima aus. Denn schließlich hat die Messe Frankfurt nicht nur als einzige von Deutschlands Messen in öffentlicher Hand erneut schwarze Zahlen geschrieben, sondern auch keine Entlassungen ausgesprochen, dagegen sogar personell gewachsen. Das allerdings kam durch Eingliederungen bisher selbständiger Teile zustande. Die weltweit heute 1600 Mitarbeiter haben sich bisher auf die arbeitnehmerfreundliche Haltung der Messeleitung, die ebenfalls aus Michael Peters, Detlef Braun und Uwe Behm besteht, verlassen können, denn es sind ja nicht nur Ideen und Entscheidungen in den Köpfen von Oberen, die zum Erfolg führen. Entscheidend ist auch immer das Klima, in dem Menschen arbeiten, die diese Ideen und Entscheidungen dann ausführen. An dieser Meßlatte, die bisher die Messe Frankfurt auszeichnet, wird auch der neue Vorsitzende, Wolfgang Marzin, der im April von Zitzewitz ablöst, gemessen werden.