Vor allem die französischen Hersteller haben dieses Segment fest im Griff. Handwerker und Lieferdienste, Serviceunternehmen und Kuriere sind mit einem Citroën Berlingo, Peugeot Partner oder Renault Kangoo unterwegs. Aber auch Å koda und Volkswagen mischen mit Roomster und Caddy mit. Ab Herbst ist nun auch Mercedes-Benz dabei.
Ein Kleintransporter für die Stadt, mit Stern und in Premiumqualität und -ausstattung hat noch gefehlt. Als Käufer kann sich Volker Mornhinweg, Leiter des Geschäftsbereichs Transporter bei Mercedes-Benz, Firmen vorstellen, die neben der Wirtschaftlichkeit auch aufs Prestige achten oder die neben Vito (2,77 bis 3,2 Tonnen), Vario (6 bis 8,2 Tonnen), Sprinter (3 bis 5 Tonnen) oder Actros (Schwer-Lkw) auch einen kleinen Transporter aus dem Mercedes-Stall im Fuhrpark haben möchten.
Die Stadtlieferwagen sind längst keine Nischenfahrzeuge mehr. 700.000 Einheiten werden pro Jahr in Europa verkauft. Dabei hat sich der VW Caddy zum Marktführer entwickelt, dagegen gilt vielen der Renault Kangoo als „Kult“. Vielleicht hat Mercedes aus diesen Gründen die beiden Wettbewerber als Vorbild für den Citan genommen, mit Renault sind die Stuttgarter um der Kosten willen sogar eine Kooperation eingegangen: Der Citan basiert auf dem Kangoo, unter der Haube arbeiten sogar Renault-Motoren. Trotzdem ist der Citan „durch und durch ein Mercedes“, versichert Volker Mornhinweg. Er sehe aus wie ein Mercedes, fühle sich an wie ein Mercedes und fahre sich auch wie ein Mercedes, versichert er.
Fast zierlich ist das Frontdesign mit kleinem Mercedes-Kühlergrill und großen Scheinwerferaugen. Das Heck fällt steil ab, begrenzt durch senkrecht plazierte Rückleuchten. Die Hecktüren sind asymmetrisch geteilt, in deren Mitte, in der Trennlinie von Scheibe und Metall, prangt der Stern. Durch seine kompakten Abmessungen und den kleinen Wendekreis (9,60 Meter) benötigt der Citan wenig Platz, ist wendig und kommt selbst durch enge Altstadtstraßen.
Mercedes hat sich vorgenommen, fünf Prozent Marktanteile mit dem Citan zu erreichen. Bis 2015 wollen die Stuttgarter sogar Marktführer im Kleintransportersegment werden. Bei der Entwicklung des Citan ging es Mercedes deshalb um „Wirtschaftlichkeit, Flexibilität und Qualität“. Er wird angeboten in drei Karosserievarianten (Kastenwagen, Kombi und teilverglaster Mixto), in drei Längen und verschiedenen Gewichtsklassen. In der Basisversion ist der Citan 4,20 Meter lang, 1,83 Meter breit und 1,81 Meter hoch, das Ladevolumen beträgt drei Kubikmeter. Die Spurbreite macht 1,53 Meter aus, der Radstand 2,70 Meter. Ob eine Elektroversion kommen wird, ist noch nicht entschieden. „Eine enorme Vielfalt, aber keine enormen Kosten“, rühmt Mornhinweg den Neuling. Er werde der „sparsamste Vertreter seiner Klasse sein mit einem Normverbrauch unter fünf Litern auf 100 Kilometer“. (Die genauen technischen Daten liegen noch nicht vor).
Eingerichtet ist der Citan so praktisch, handlich und hochwertig wie die größeren Transporter. Die Bodenfreiheit wurde gegenüber dem Kangoo etwas reduziert, das Fahrwerk dem Mercedes-Stil angepaßt und straffer abgestimmt, die Wankstabilität wurde erhöht. Zur Serienausstattung gehört der Schleuderverhinderer ESP. Hinzu kommt ein breites Motorenprogramm aus Diesel- und Benzinaggregaten, inklusive Blue-Efficiency-Paket, durch das Verbrauch und Emissionen reduziert werden. Mit den Citan-Preisen wollen die Stuttgarter noch nicht herausrücken. Nur so viel: Der Citan wird teurer sein als der Kangoo, aber „konkurrenzfähig“, wie man bei Mercedes beteuert.
Drei Jahre dauerte die Entwicklung des Citan, die Kosten dafür beliefen sich auf einen dreistelligen Millionenbetrag. Da muss der kleinste Nutzfahrzeug-Mercedes zeigen, was er bietet und kann. Bei seiner Publikumspremiere auf der diesjährigen Nutzfahrzeug-IAA in Hannover (20. bis 27. September 2012) wird er der Star bei Mercedes sein.
kb