Friedrichshafen, Berlin, Deutschland (Weltexpress). Fünftes Play-off-Finale um die deutsche Volleyball-Meisterschaft und zum fünften Male brachte das Duell einen überraschenden Ausgang: Titelverteidiger BR Volleys Berlin bezwang am Mittwochabend Rekordmeister VfB Friedrichshafen in dessen Halle mit 3:0 (-20, -17, -22).
Nach einer unerwarteten 2:0-Führung der Berliner im Modus best of five hatte die bis dato dominante Mannschaft vom Bodensee – Pokalsieger und auch in der Champions League deutlich erfolgreicher als der Kontrahent – zum 2:2 ausgleichen können. So wähnte man die Meisterschaftsanwärter auf Augenhöhe. Entgegen dieser Einschätzung ließen die Hauptstädter jedoch den Häflern diesmal keine Chance.
Mit dem dritten Titelgewinn in Folge haben die Volleys in den letzten sieben Jahren sechs Mal die Meisterschale erkämpft und insgesamt die neunte Meisterschaft (Friedrichshafen 13).
Möglich wurde das nicht zuletzt durch die Verpflichtung des eigentlich schon im Ruhestand befindlichen Trainers Stelian Moculescu (68) erst im Februar, um aus Berliner Sicht die Saison zu retten. Der Altmeister baute die Mannschaft mental auf, weckte den Glauben an die eigene Stärke und hatte nach dem wechselhaften Verlauf in den Play-offs auch taktisch das richtige Rezept für die ultimative fünfte Partie parat.
Das hieß maximalen Druck mit den Aufgaben und anschließend maximaler Einsatz in der Blockabwehr. Und im Angriff Power-Volleyball, mit krachenden Schmetterschlägen wenn möglich über die Netzmitte. Weil diese Abschlüsse schwerer zu parieren sind als über Außen.
Damit knackte man auch den Gummiwand-Volleyball des VfB, der sich normalerweise durch eine überragende Block- und Feldabwehr auszeichnet. Im Gegensatz zu den Berlinern wirkten die Hausherren vor ihrer Rekordkulisse von 3910 Zuschauern körperlich jedoch ziemlich platt. Zumal die Volleys erstmals in der Finalserie den Auftaktsatz mit einer konzentrierten Leistung für sich entschieden. Das blieb so in den Köpfen hängen, dass Berlin den VfB im zweiten Abschnitt förmlich überrollte (8:2, 25:17). Und auch im dritten Abschnitt recht stabil seine Stärken ausspielte.
Luke Perry, Abwehr –und Annahmespezialist bei Berlin, sah sich bestätigt „Wir wollen am Ende der Saison wieder eine Meister-Mannschaft sein und nicht nur eine Mannschaft aus Meistern.“
Der 22-Jährige gehörte beim Sieger zu den Leistungsträgern wie seine australischen Landsleute Adam White (Außenangreifer und Topscorer mit 19 Punkten) und Paul Carroll (Diagonalangriff/ 13). Ähnlich erfolgreich wie diese australische Achse agierte auch der serbische Mittelblocker Aleksandar Okolic (12 Zähler durch Angriff, Blocks und Aufschlag), sein kanadischer Blockkollege Graham Vigrass, der französische Zuspieler Pierre Pujol und der deutsche Mannschaftskapitän Robert Kromm. Der Berliner lobte die beste Saisonleistung der Volleys, während Trainer Moculescu seinen Interims-Schützlingen ein „perfektes Spiel“ attestierte.
Kromm (34/ seit 2012 im Verein) ist am Überlegen, seine Karriere zu beenden. Carroll (demnächst 32/ seit 2011) wird den Verein verlassen. Womit sich der von Manager Kaweh Niroomand angekündigte Umbruch vollziehen dürfte. Okolic und White dürften zudem das Interesse finanzstärkerer Klubs erregt haben. Moculescu hingegen ist sich zu 99,9 % sicher, dass er nicht auf der Trainerbank bleiben wird. Sein Nachfolger dürfte Cedric Enard sein, mit Tours gerade französischer Champion geworden.