Minsk, Weißrussland (Weltexpress). Erst demonstrierten am Sonntag Tausende mitten in Minsk mehr oder weniger für Alexander Lukaschenko als Präsident beziehungsweise für Weißrussland in der GUS und gegen westliche Einmischungen, anschließend protestierten Zehntausende gegen Lukaschenko und für westliche Einmischung. Erstere wollen vor allem das Erreichte bewahren, letztere wollen weitere Reformen, nicht wenige sogar eine Revolution. Sie eint der Wille nach Wohlstand, Waren und das Geld, um diese kaufen zu können. Sie wollen in die EU und den Euro, also das Geld der Deutschen. Ihr Weißrussischer Rubel reicht ihnen schon lange nicht mehr.
Zudem hat Moskau seine Subventionen für Minsk massiv heruntergefahren, weil Lukaschenko seit Jahren versucht, Weißrussland so unabhängig wie möglich zu führen. Dass sein Staat wie die Ukraine zwischen der EU und der GUS, der er angehört, zerrieben werden würde, das war ihm immer klar. Er kennt die jüngere Geschichte in der Ukraine und auch in Georgien, die aus der GUS rausgebrochen wurden. Sein Versuch, mit autokratischen und als diktatorisch kritisierten Methoden zu retten, was nicht zu retten ist, droht zu scheitern.
In „Reuters“ (17.8.2020) wird das unter der Überschrift „Putin sichert Lukaschenko Hilfe zu – Erneut Großdemonstration in Belarus“ zwar nicht so geschrieben, aber davon, dass „in der Hauptstadt … nach Reuters-Schätzungen am Sonntag rund 200.000 Menschen gegen den Präsidenten“ protestierten. Das deckt sich exakt mit der Zahlt, die auf Tut.by angegeben wird.
Unter dem Titel „‚Marsch der Freiheit‘ – Neuer Massenprotest gegen Lukaschenko“ wird im „ORF“ (16.8.2020) darüber informiert, dass „in vielen Medien war vom größten Protest in der Geschichte Weißrusslands die Rede, die Zahl der Demonstrantinnen und Demonstranten wurde mit mindestens 100.000 angegeben. Das unabhängige Internetportal Tut.by schrieb gar von 200.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Bei ihrem Marsch über den Unabhängigkeitsboulevard trugen die Oppositionsanhänger weiße Kleidung, Blumen und Ballons. Lautstark forderten sie Lukaschenkos Abgang.
Die Demonstrantinnen und Demonstranten trugen eine 100 Meter lange rot-weiße Fahne durch die Stadt. Die von Lukaschenko abgeschaffte Flagge der Nachwendezeit gilt als Symbol der Opposition im Land. Zu den Unterstützern des Marsches gehörten auch bekannte Journalistinnen und Journalisten des staatlichen Rundfunks, Forscherinnen und Forscher, Geschäftsleute sowie Ex-Kulturminister Pawel Latuschko.“
Latuschko und nicht nur Zehntausende, die protestieren, sondern Millionen in Weißrussland werfen Lukaschenko Wahlfälschungen vor, doch das ist nur der aktuelle Anlass für die Massenproteste in Weißrussland.
Anmerkungen:
Siehe auch den Artikel „Globalmilliardäre und Geopolitiker in Washington und London sowie in Vasallenstaaten wie Deutschland wollen Weißrussland wie einst Georgien und die Ukraine aus der GUS rausbrechen“ von Michail Morosow.