Breiviks Eltern, die der geständige Attentäter dem Mittelstand zuordnet, unterstützten laut seinen Aufzeichnungen die sozialdemokratische Arbeiterpartei. Sein Vater, Jens Breivik, war Diplomat in der norwegischen Botschaft in London. Als sich seine Eltern scheiden ließen, war Anders gerade einmal ein Jahr alt.
Das Gericht entschied damals, dass das Kind nach der Scheidung bei seiner Mutter leben sollte. Er besuchte aber regelmäßig den Vater und dessen neue Frau in Frankreich. Als der Junge 15 Jahre alt war, riss der Kontakt ab – Vater und Sohn schieben sich dafür gegenseitig die Schuld zu.
„Wir haben nie zusammen gelebt. Wir haben uns manchmal unterhalten, als er klein war. Er war ein ganz gewöhnlicher Junge, ein wenig verschlossen. Zu diesem Zeitpunkt interessierte er sich nicht für Politik“, sagte Jens Breivik, der von den Gräueltaten seines Sohnes aus dem Internet erfahren musste.
Breiviks Mutter lebte weiterhin im Westen Oslos. Nachbarn wollen die Frau schon seit einigen Tagen nicht mehr gesehen haben. Die Polizei teilte mit, dass auch sie nichts von den Plänen des Sohnes wusste. Ihr Haus wird nun von der Polizei überwacht.
In seinem Manifest berichtet Breivik, in seiner Jugend keine negativen Erfahrungen gemacht zu haben, obwohl er mit den „feministischen Ansichten“ seiner Mutter zu kämpfen gehabt habe.
„Ich halte nichts von dieser super-liberalen matriarchalischen Erziehung, weil ich denke, dass es mir dabei an Disziplin mangelte und die Weiblichkeit in mir gefördert wurde. Wenn meine Freunde oder ich bedroht wurden, auch wenn wir uns in einer ungünstigen Lage befanden, bevorzugten wir es, den Gegnern die Stirn zu bieten, anstatt aufzugeben und das Gesicht zu verlieren“, schreibt Breivik in seinem Manifest.
Ihm zufolge sei solch ein Verhalten für „echte“ Norweger aber untypisch, da diese sich eher wie „Muttersöhnchen“ verhalten würden.
In seiner Bände füllenden Abhandlung schreibt der Norweger, die Anschläge bereits über einen Zeitraum von neun Jahren geplant zu haben. Sein Manifest veröffentlichte er einige Stunden vor den schrecklichen Anschlägen am 22. Juli.
In seinen Aufzeichnungen gab der mutmaßliche Attentäter auch seiner Bewunderung für den russischen Ministerpräsidenten Wladimir Putin Ausdruck und forderte potentielle Unterstützer zur Verstärkung eines „europäischen Dschihad“ auf.
Am Freitag war es in Norwegen zu dem verheerenden Doppelanschlag gekommen. Zuerst explodierte eine Sprengladung vor dem Amt des Ministerpräsidenten im Zentrum von Oslo. Später eröffnete der Täter, der sich als Polizist verkleidet hatte, das Feuer auf die Delegierten eines Jugendcamps auf der Insel Utöya in der Nähe der norwegischen Hauptstadt.
Nach jüngsten Angaben sind bei der Tragödie mindestens 93 Menschen ums Leben gekommen, 100 wurden verletzt.
Die Behörden bestätigten, dass Breivik für die Gräueltaten auf der Insel Utöya verantwortlich sei und teilten mit, dass der Mord an den Delegierten des sozialdemokratischen Jugendcamps „ohne irgendwelche Zweifel“ mit der Explosion vor dem Regierungsgebäude im Zentrum Oslos zusammenhänge. Verbindungen zu internationalen Terrororganisationen und rechtsextremen Organisationen konnten bis jetzt nicht nachgewiesen werden.
Die sozialdemokratische Arbeiterpartei ist eine linke Kraft in der norwegischen Parteienlandschaft. Breivik war für einige Zeit in der Jugendorganisation der rechtspopulistischen Fortschrittspartei (einer der Opponenten der regierenden Mitte-Links-Koalition) aktiv.
Am Montag muss sich der vermutliche Massenmörder erstmals vor einem norwegischen Gericht verantworten.
RIA Novosti