Marathon für »Verrückte« – Konzerthausorchester-Chef Iván Fischer bietet lebendige Klassik

© Konzerthaus Berlin

Von neuen Chefdirigenten, Intendanten, Schauspieldirektoren und so weiter werden neue Ideen erwartet. Fischer ist darum nicht verlegen. Seine öffentlichen Generalproben für Leute, die sich keine Konzertkarte kaufen können, sind im Musikleben nichts Neues, in Berlin mit seinen acht professionellen Orchestern aber doch.

Nun also der Beethoven-Marathon am Sonnabend (10.11.) von 11 bis 23 Uhr. 12 Stunden lang können »Verrückte«, wie Fischer sich ausdrückt, in allen Sälen Beethoven hören. Wenn man Glück hat, sagt Fischer, erwischt man im Musikklub eine sehr schöne Klaviersonate. Dort spielen Studenten der Musikhochschule »Hanns Eisler« nonstop die Klaviersonaten. Im übrigen erleben die Besucher einen Querschnitt von Sinfonien, Klavierkonzerten, Streichquartetten, Violin- und Cellosonaten, Liedern und Kanons – und auch das ist nur ein Ausschnitt, denn alle Werke Ludwig van Beethovens würden in Folge 100 Stunden dauern (ohne dass der Meister ein Guinessbuch kannte).

235 Künstler sind beteiligt: zwei Sinfonieorchester – das Konzerthausorchester mit Iván Fischer und die Dresdner Philharmonie mit Michael Sanderling – sowie  die Kammerakademie Potsdam mit Antonello Manacorda. Zahlreiche Stars sind aufgeboten: Annette Dasch, Sopran, und Werner Güra, Tenor, die Violinisten Isabelle Faust, Viviane Hagner und Kolja Blacher, der Cellist Alban Gerhardt, die Pianisten Henri Sigfridsson, Andreas Staier und Markus Becker und andere. Jede Stunde beginnen mindestens zwei Konzerte parallel. Auch Verpflegung gibt es, aber gegen Pinke. Am Sonntagvormittag um 11 Uhr gibt Iván Fischer dann das Kinderkonzert »Mein erster Beethoven« mit Einblicken in Beethovens Leben. Der Marathon soll sich jedes Jahr wiederholen.

Karten kosten je Konzert 11 Euro, für Schüler und Studenten 8 Euro. Wer 5 Konzerte nimmt, bekommt sie zum Preis von vier. Die Sinfoniekonzerte im Großen Saal zwischen 11 und 17 Uhr kosten 25 Euro. Im Musikklub ist Eintritt frei. Karten für das Kinderkonzert 12 Euro, für Kinder 5 Euro. Ob das jemand beherrscht? Vielleicht »Verrückte«, die sich was dabei gedacht haben.

Doch kein Angebot ohne Extras: Die 100 Stunden Beethoven-Werk wollen das Konzerthausteam und andere Sportfreunde »ablaufen«. Seit Montag stehen auf dem Plateau der Freitreppe des Schauspielhauses am Gendarmenmarkt zwei Laufbänder bereit, die von 9 bis 18 Uhr laufen und bereits rege genutzt werden. Jedermann ist willkommen. Für jede gelaufene Stunde spenden der Förderverein und die Firmen 50hertz und degewo 100 Euro, die einem Musikprogramm in der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin im Heliosklinikum Buch zugute kommen sollen (vermutlich, weil der Krankenhauskonzern so arm ist). 10 000 Euro können zusammenkommen. Auch die Läufer haben etwas davon: sobald das Laufband rollt, wird Musik von Beethoven gespielt – lebendige Klassik.

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