Olja SaviÄević, eine kroatische Lyrikerin, die vor drei Jahren ihren ersten Erzählband auf Deutsch vorlegte, verzaubert nun mit diesem Roman. „Lebt wohl, Cowboys“ ist ein Abgesang auf eine Kindheit, Abschied von einem Bruder und ein Ausblick auf das Weggehen. Wunderbar! Ihre dichte und dichterische Sprache sollte unbedingt am Meer gelesen werden;
„Der Oleander, die Kapernsträucher und Drillingsblumen im Hof sind verblüht. Und unsere Katze, die gelbe Jill, hat in jedem Auge eine Straßenlaterne, wie einen Stern. An solchen Abenden teilt sich die Welt nicht in Ost du West, sondern, wie seit jeher im einfachen Kopf eines Tieres, in Nord und Süd. Denn das sagen, urbi et orbi, Moos, Kompass und Windrosen, Zugvögel und Rhythmen zu denen die Menschen aufstehen und tanzen, die auf Hemisphären verteilte Sprachkinetik, Aale und Ährenfische, die verspielt im flachen Wasser ficken, sodass man zwischen sie treten kann, in das lebendige Wallen und Züngeln, Zugvögel, mapa mundi, Luna und Polarstern und die Höhengrenze, bis zu der der Ginster blüht”¦.“
Für Freunde der bildenden Kunst und des Schelmenromans hat Wolfgang Müller (Die tödliche Doris) einen Hai durch die Kunstgeschichte wandern lassen, einem ziemlich erstunkenen Ende entgegen. Klar, dass vom Schalk Müller (immerhin ist er Präsident des von Deutschland aufgegebenen und von Müller selbst als Walther von”¦ wiederbelebten Goethe-Institutes Reykjavik) eine solche Persiflage vor niemandem Halt macht, hier werden Gunter von Hagen bis Damien Hirst durch heilsamen Kakao gezogen. Herrlich, schnoddrig, unterhaltsam auf höchstem Niveau!
Schlussendlich die Empfehlung für Langstreckenflüge. Die Welt in einem Buch für Welterkundungen. „Das Buch der Symbole“ aus dem Taschen Verlag ist zwar ein fetter Wälzer von über 800 Seiten, aber jede davon ist lesens- bzw. anschauenswert! 350 Essays und 800 Abbildungen sind fünf Themenkreisen gewidmet, die somit ausgiebigst durchleuchtet werden. Schöpfung und Kosmos, Pflanzenwelt, Tierwelt, Menschenwelt und Geisterwelt stehen hier nebeneinander. Durch fünf farbige Lesebändchen haben wir die Chance, im jeweiligen Thema Markierungen zu setzen und gemütlich herum zu schwadronieren. Und die Bilder, vergessen Sie das Bord-Kino! Schlagen Sie lieber die Seite „Knochen“ auf! Oder „Ahne“, oder „Hut“. Bei „Hut“ zum Beispiel sehen wir drei Abbildungen zu einem zweispaltigen Text über jeweils etwa 30 Zeilen, die Bilder sind „Der Korken des Erschreckens“ von René Magritte, ein Mann des indischen Volkes Adis mit federnbesetztem Kopfschmuck und das Gemälde „Mädchen mit rotem Hut“ von Jan Vermeer. Wunderbar, vielfältig und überraschend wird der Leser über die Bedeutung von Symbolen aufgeklärt.
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Helmut Krausser: Die letzten schönen Tage, Roman, Dumont, Köln, 2011, 223 S., 19,99 €
Olja SaviÄević: Lebt wohl, Cowboys, Roman, Aus dem Kroatischen von Balžena Radas, 220 Seiten, Voland&Quist, Leipzig, 2010, 19,90 €
Wolfgang Müller: Kosmas, Mit Zeichnungen von Max Müller, 163 S., Verbrecherverlag Berlin, 21 €
Das Buch der Symbole: Betrachtungen zu archetypischen Bildern, 807 Seiten, Taschen Verlag August 2011, 29,99 €