„Märkische Küche neu interpretiert“: Die Geheimnisse des Gourmetkochs Dirk Bismark

Sag mir wo Deine Wurzeln liegen – und ich sage Dir ob Du kochen kannst

Doch es gibt auch die berühmten Ausnahmen, selbst in Gegenden, in denen man fälschlich billigen Hausfraß vermutet. Und gerade in diesen Gegenden, hier die Gegend rund um Neuruppin in der Mark, wo viele Menschen noch immer ihr Gemüse selbst anbauen, ihre Kräuter hegen und pflegen, so wie ihre Hühner oder Gänse, und seit neuestem auch noch Strauße.

Kleine Einheiten der Tierhaltung lassen die Schweine, Rinder, Kälber – und was sonst noch alles nicht schnell genug auf die Bäume kommt – sogar mit einem Lachen im Gesicht den Weg zum Schafott antreten, so wie die 14 Nonnen in der Oper „Karmelitinnen“ von Francis Poulenc, die jüngst in der Berliner Komischen Oper Premiere hatte.

Dirk Bismark: Seine Wurzeln, seine Uroma und eine Hühnerbrühe

Doch warum erzähle ich das alles? Aus einer solchen Gegend kommt einer der kreativsten Köpfe, die sich um den Namen „Deutsche Küche“ wirklich verdient gemacht haben: Dirk Bismark, den man zwischenzeitlich den Jamie Oliver Brandenburgs nennt. Wer vor seiner Kochkarriere in solch einem oben beschriebenen Umfeld seine Jugend verbringt, kulinarisch verhätschelt von Uroma und Oma, mit dem Geschmack einer Hühnerbrühe, die für Dirk Bismark bis zum heutigen Tag zu einer nicht lösbaren Aufgabe wurde, da er das Uroma-Aroma dieser Brühe nie erreichen konnte. Nicht umsonst scheint bei Dirk Bismark das Wort Oma in dem Wort Aroma zu stecken.

Ein begnadeter Koch und ein Komponist

Aber alle anderen Kochkünstler steckt er mit seiner Kreativität locker in die Tasche. Dirk Bismark kocht gerne, doch noch lieber stellt er sich vor seinen Gedankenpult und beginnt Gerichte zu komponieren, die man in ihrer Zusammensetzung so nicht kannte. Mutig mischt er Zutaten zusammen, was vorher als No-Go galt. Er geizt mit Salz und Pfeffer und entlockt seinen Kräutern, genau auf den Punkt deren Geheimnisse. Da braucht Dirk kein Salz vom Himalaya oder gar ein „Fleur de Sel“. Am Ende zählt aber auch hier was hinten rauskommt, besser gesagt, was vorne reingeschoben wird – und das ist Extraklasse.

Nun sind seine Grundgerichte wahrlich keine Neuigkeiten, aber seine Art der Zubereitung macht aus Altbewährtem eine wahre Wundertüte, mit Geschmackserlebnissen, die im Munde explodieren wie Wunderkerzen in einer kalten Silvesternacht, den Genießer in Verzückung setzen als wären Mauerfall, Ostern, Weihnachten und Günter Jauch als Bundespräsident an einem Tag zu feiern.

Es fällt ihm nicht leicht, seine Kochgeheimnisse hinter Schloss und Riegel zu lassen. Die Folge ist nur logisch: Dirk Bismark schreibt ein Buch. Ein Heimatbuch. Ein Buch voller Gefühle, mit netten Geschichten – ach, beinahe hätte ich es vergessen: Es ist eigentlich ein Kochbuch: „Märkische Küche neu interpretiert!“– aber was für eines: Alle Rezepte mit den gleichen Zutaten. Wie bitte? Ja, mit tolle Fotos als Zutaten, in die man hinein beißen möchte, so viel Appetit machen sie.

So nebenbei: Dirk liebt Sieglinde

Es sind ihre Formen, ihr makelloser Körper, und es ist ihr rauchiger Duft, die ihr etwas Frivoles verleiht, deshalb hat sich Dirk Bismark in Sieglinde verliebt – und er entkleidet sie nur, wenn es unbedingt sein muss. Er hat seiner Liebsten in seinem Buch ein eigenes Rezept gewidmet, an dem sich jeder Leser erfreuen kann. Es ist eine Liebeserklärung an eine der würzigsten und besten Kartoffeln, die der deutsch Boden hergibt.

Dirk Bismark kocht auch mit Berliner Luft

Natürlich ist es auch ein lehrreiches Buch, schließlich soll der Leser auf der Seite 110 klüger sein als er es auf der Seite 1 war. Zum Beispiel erfreut sich Dirk Bismark an blauen Schweden, an Berliner Melonen oder Maränenkaviar und am Kochen mit Berliner Luft. Da steht der Rest der Republik da wie der sogenannte Ochs vor der Apotheke. Und das ist auch gut so, denn so erzeugt bereits das Lesen des Inhaltsverzeichnisses Spannung und Neugier auf die insgesamt acht Rezeptkategorien.

Fazit

Im Endeffekt also ein Buch, das bundesweit in die Küchen gehört. Keine gestelzten Schwabulierungen, sondern wirklich auf das Wichtigste komprimiert, das zeichnet Dirk Bismarks Koch- und Erlebnisbuch aus: „Märkische Küche neu interpretiert“ ist trotz seiner Hochglanz-Ausstattung mit 14,95 Euro ein wahres Schnäppchen mit großem Mehrwert. Erschienen ist es im Grebennikov Verlag mit der ISBN-Nr. 978-3-941784-21-5. Die Fotos machten Petra Stüning und Claudia Heinstein. Bismarks Co-Autorin war Susanne Finsterer.

Zum Schluss

Seine Kochkünste haben ihn auch zu einem Fernsehkoch gemacht. SAT1 und Vox wissen, was Sie an Ihm haben.

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