„Kunst als eine poetische Distanz zur Welt“ ist das Motto des MUDAM sowie Freiheit, Innovation und kritische Geisteshaltung verkünden die Macher des MUDAMS. Ihr Anspruch in den Veranstaltungen ist nicht nur, allen möglichen Ausdrucksformen Raum zu geben, sondern gleichzeitig auch unsere Gewohnheiten und überkommenen Vorstellungsweisen infrage zu stellen. Formen zeitgenössischen Denkens würden so erforscht ebenso wie die ästhetische Sprache unserer sich entfaltenden Epoche vorgestellt.
Berühmteste Namen in der Ausstellung: Ai Wei Wie lässt auf drei Großfotos eine Vase zu Boden fallen oder es ist z.B. ein Klavier zu sehen, welches bewußt von Raphael Montanez Ortiz in einem Piano destruction concert zertrümmert wurde, um vor Zerstörung zu warnen, wie eine junge, charmante Kunsthistorikerin erklärt. Das Video des „concerts“ ist ebenfalls zu sehen. Das Klavier hat das MUDAM gekauft und es gehört zu seinem Besitz. Pipilotti Rist zertrümmert in ihrem berühmten Video unschuldigst lächelnd im Vorbeigehen mit einem blumenähnlichen Rohr die Fensterscheibe eines parkenden Autos im Vorbeigehen. Oder Yoko Ono wird in einem Video gezeigt, wie sie sich einen BH zerschneiden lässt. Noch viele internationale Künstler mehr sind präsent und es ist gut, dass KunststudentInnen zur Seite stehen, um die Werke zu erklären und dem Betrachtenden erschließen zu helfen: es ist keine einfache Kost, aber das Ausstellungsthema ist auch selbsterklärend, wenn bunte Handgranaten aus Glas auf einem Tisch dekoriert gezeigt werden.
Eine unterhaltsame Klanginstallation mit Publikumsbeteiligung stellt das Liquid Penguin Ensembles, Katharina Bihler und Stefan Scheib für ihr Sommer-Projekt im Mudam vor. Zwischen dem 31. Juli und dem 21. August sammeln sie mit Hilfe der Museumsbesucher akustisches Material, genauer gesagt Worte in den Sprachen der Besucher, die diese über ein Mikrophon in einen „Wortcontainer” sprechen und auch eine kurze Erklärung zu ihrer Wahl hinzufügen. Einmal wöchentlich finden „Leerungstage” statt, bei denen die beiden Künstler nicht nur kurze Interviews mit dem Publikum des Mudam zu den Lieblingswörtern und zur Kunst führen, sondern auch die Wortcontainer „leeren” werden und das vorgefundene Klangmaterial zu einer sich als work in progress weiterentwickelnden Klanginstallation verarbeiten.
Nette Worte wie „Freedenfeuer“, luxemburgisch für Feuerwerk, die die charmante Mitarbeiterin der Gender Bibliothek in Luxemburg hineinspricht, werden auch gesammelt, um später damit ein Theaterstück in der Grande Région, Saar-Lor-Lux-Belgien, zu performen.
Luxemburg ist ein faszinierendes, besonders bezauberndes Städtchen. Mit seinen mittelalterlichen Festungsanlagen, den Fortifications, der hohen Brücke über die Petrus, der Kathedrale Notre-Dame zieht es einen sofort in seinen Bann.
Der Charme der Stadt, aber auch der lieblichen Landschaft des reichen Wein- und Ackerlandes mit Kultur-Highlights „auf dem Lande“: Kunst ist nicht gleich Kunst – aber Luxemburg hat für jeden Geschmack viel zu bieten.
2006 wurde das MUDAM eingeweiht – auf dem Kirchberg-Plateau gelegen unweit des modernen Europaviertels. Hinter dem rätselhaften Wort verbirgt sich das dreistöckige, 4.500 m ² große Museum für moderne Kunst von Luxemburg – nicht nur für Architekturliebhaber ein wahrer Leckerbissen! Der Architekt war kein geringerer als der chinesisch-amerikanische Stararchitekt Ieoh Ming Pei, der weltweit beeindruckende Akzente setzte! Das MUDAM liegt in direktester Nachbarschaft zur Luxemburger Philharmonie, einem ebenfalls moderner, höchst ästhetischer Neubau mit schlanken weißen Säulen, die in Pastelltönen illuminiert werden.
Im Park Dräi Eechelen integriert, von den Landschaftsarchitekten Michel Desvigne und Christine Dalnoky entworfen, hat man von dort oben eine herrliche Sicht auf die Altstadt Luxemburgs. Von hier aus führt der große Vauban-Rundwanderweg in die Unterstadt Clausen ins Tal – wer nach der Museumsbesichtigung noch fit ist, gelangt zu Fuss in die Unterstadt Clausen. Ein Teil dieses Fussweges gehört zum Rundgang Vauban. Der Vauban-Rundweg, benannt nach dem berühmten französischen Festungsbaumeister Sébastien le Prestre de Vauban (1633-1707), führt durch einen Teil der Festungsanlagen aus dem 17., 18. und 19. Jahrhundert und wurde 2010 neu gestaltet.
Die Philharmonie im Rücken läuft man auf das MUDAM über eine kleine Brücke zu, die über einen Festungsgraben führt. Von weitem sieht man ein helles Gebäude mit einem von einem gläsernen Turm gekrönten Glasdach, wie eine Kirche – ist Kunst heilig? Eine philosophische Frage assoziiert sich. Pei hat es verstanden, die Überreste der Festungsmauern des Forts Thüngen mit in die ultramoderne, elegante Bauweise zu integrieren. Er hat die Festungsstrukturen in den Neubau einfließen lassen und übernommen – die alten Wallmauern bestimmen den Grundriss. Ein Kontrast, der staunen macht – so viel Geschick, Geschichte mit Neuzeit zu neuen Visionen in höchste Dimensionen zu steigern.
Pei’s Markenzeichen ist eine gekonnte Kombination von Stein und Glas. Als Baumaterial wurde Magny Doré verwendet, ein honigfarbener Kalkstein verwendet, der zu jeder Tages- und zu jeder Jahreszeit das Licht in subtilen farblichen Nuancen wiedergibt. Mir erscheint er heute alabasterfarben an diesem regnerischen Tag meines Besuchs. Glasfenster, die zwar hoch, aber schießschartenartig aus den Mauern herausschauen, durchfluten die Ausstellungsräume mit Helligkeit, reflektiert von dem hellen Baumaterial. Augen und Sinne werden höchstmöglich ästhetisch angeregt, um die jeweilige Ausstellung intensiv genießen zu können. Von innen hat man Ausblick auf die verwitterten Reste der Fortifications, die Parkanlagen und die Philharmonie. Die alten Mauern sind wie ein Kunstwerk integriert und als Besucher verfällt man ins Sinnieren über deren Geschichtsträchtigkeit.
Ein weiteres Markenzeichen Pei`s sind helle, weite, geschwungene, schlichte Stein- und großzügige Wendeltreppen, die auch die räumliche Erschließung und Erwanderung des Museums zu einem reizvollen Abenteuer machen. Riesige schräge Fensterfronten auf der Rückseite erzeugen ein Gefühl von lichter Weite. Auch die Cafeteria, in der müde Füße und hungrige Mägen Rast, Croissants und Café au Lait oder einen Crémant finden, ist von einer solchen queren Fensterfront geschmückt. Die Ausstellungräume schmückt ein niegel-nagelneues, gediegenes Parkett sowie der charakteristische helle Magny doré Steinboden.
An den Kontrasten kann man sich nicht satt schauen – ohne dass auch nur ein Kunstwerk eines Blickes gewürdigt worden wäre! Der Bau an sich ist schon Kunst und auch leer würde er seine Faszination nicht einbüßen.
„Kunst als eine poetische Distanz zur Welt“ ist das Motto des MUDAM sowie Freiheit, Innovation und kritische Geisteshaltung verkünden die Macher des MUDAMS, und all das nicht ohne Humor. Ihr Anspruch in den Veranstaltungen ist nicht nur, allen möglichen Ausdrucksformen Raum zu geben, sondern gleichzeitig auch unsere Gewohnheiten und überkommenen Vorstellungsweisen infrage zu stellen. Formen zeitgenössischen Denkens würden so erforscht ebenso wie die ästhetische Sprache unserer sich entfaltenden Epoche vorgestellt.
Wechselnde Ausstellungen verschiedener renommierter Künstler sind eigentlich nur das Sahnehäubchen auf der Torte, aber auch diese Sahne ist „erste Sahne“!
Regelmässige Führungen werden angeboten sowie Brunch im Café.
Nach diesem Kunstgenuss verliebt in das MUDAM wird diese meine Kunstliebe in ihren Schwingungen verstärkt durch einen „Absacker“, sprich abendlichen Ausklang durch Besuch der in Fußreichweite liegenden Philharmonie. Ein Hotel, Melia mit seinem Restaurant Aqua ist auch gleich in den ästhetischen Baukomplex í trois eingefügt, wo es sich bei einem Salat und Riesling noch fein sinnieren und parlieren lässt mit Blick auf das MUDAM, die Philharmonie und Luxemburg!
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Mudam Luxembourg, 3, Park Dräi Eechelen, L-1499 Luxembourg Telefon: +352 45 37 85-960, Email: info@mudam.lu, Website: http://www.mudam.lu
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Die Recherche wurde unterstützt von Mudam Luxembourg.