Regensburg, Deutschland (Weltexpress). Als adventliche Glanzlichter verbreiten die Märkte der Stadt ein vorweihnachtliches Wohlgefallen. Regensburg wird zum Lichterkosmos im Advent und die Fürstin rockt.
Bei klammen Fingern will keine rechte Weihnachtsstimmung aufkommen. Da wirkt ein weihnachtlich duftendes Getränk in heißer Tasse Wunder. Wem dies noch nicht ausreicht, den lassen Feuer und Flamme immer näher an die Holzscheite heranrücken, deren glutroter Schein aus großen Metallkörben belebend hervor lodert. Denn wer wollte sich an diesem frostigen Adventsabend die wohlige Wärme entgehen lassen, die der romantische Weihnachtsmarkt von Sankt Emmeram in der Adventszeit für jedermann bereit hält?
Soeben hat das Christkind in einem leuchtend weißen Gewand den Menschen vom Balkon des Schlosshofes seine Botschaft feierlich vermittelt. Und in einer unnachahmlichen himmlischen Pose die staunenden Menschen zu seinen Füßen mit flimmerndem Sternenstaub überstreut. Und schon ist es in einer weißen Wolke ebenso unauffällig wieder entschwunden, wie es gekommen war. Doch der adventliche Zauber scheint noch nicht vorbei zu sein. Stille kehrt ein, und neugierige Blicke machen erwartungsvoll die Runde.
Weihnachtlicher Kosmos
Eine gute Gelegenheit, noch einmal all die Eindrücke nachwirken zu lassen, die die Donaumetropole Regensburg alljährlich in vorweihnachtlicher Fülle hervorruft. So besonders im Gewirr des Christkindlmarkts auf dem Neupfarrplatz, dessen Tradition bereits zurück reicht bis ins 18. Jahrhundert. In seiner Weitläufigkeit und Reichhaltigkeit geht von ihm eine geradezu magnetische Wirkung aus. Und seine berühmten Knackwurstsemmeln mit Meerrettich, Essiggurken und Senf sind längst kulinarischer Kult.
Nicht weit entfernt präsentiert sich im Herzen der Altstadt auch der kunsthandwerklich orientierte Lucrezia-Markt mit allem, was das vorweihnachtlich gestimmte Herz begehrt. Und natürlich, wer wollte ihn verpassen, spielt auch der Spitalmarkt am gegenüber liegenden Donauufer mit seinen Verführungskünsten. Genau hier, am Fuß der steinernen Donaubrücke, erwartet den Besucher an den Advents-Wochenenden nicht nur lebendiges Brauchtum. Vielmehr stehen auch heimische Spezialitäten wie das dunkle „Schürhaklbier“ bereit, in gleicher Weise geeignet für Genießer wie für Neugierige.
Fürstlicher Auftritt
Bereits seit einer Reihe von Jahren hat der reichhaltige vorweihnachtliche Kosmos Regensburgs ein neues Glanzlicht hervorgebracht. Es findet seine Entfaltung rund um das Schloss der Fürstenfamilie Thurn und Taxis, das sich seit napoleonischer Zeit aus dem alten Chorherrenstift St. Emmeram zu fürstlicher Pracht entfaltet hat. Ein Höhepunkt in vielfacher Hinsicht. Denn mit dreihundert Räumen ist es nicht nur größer als der Londoner Buckingham Palast.
Und dazu eines der originellsten. Dafür garantiert Fürstin Gloria, deren öffentliche Auftritte immer für Überraschungen gut sind. Auf sie konzentrieren sich nun die Erwartungen. Und dann, wie aus dem Nichts, steht sie da auf der Höhe des Balkons. Allerdings ohne den geringsten Pomp. Stattdessen in provozierend einfacher Winterkleidung, die in ihrer Schlichtheit zweifellos dazu beiträgt, die stets praktizierte Bürgernähe erneut unter Beweis zu stellen. Mit einem einleitenden Friedensappell trägt sie die Weihnachtsgeschichte des Lukasevangeliums vor, so weit, so normal.
Verraucht und verrockt
Doch die Überraschung lässt nicht lange auf sich warten, die sich sogleich als ein handfester Stilbruch entpuppt. Denn wo hätte man je “Ihr Kinderlein kommet“ mit einer dermaßen verraucht-verrockten Stimme vernommen, als werde hier der Stamm eines Weihnachtsbaums zersägt? Und das alles in einer rhythmischen Verfremdung, die man dem schichten kindlichen Text nun wirklich nicht zugetraut hätte.
Und doch trifft ihr Stil die Gefühlslage ihrer kleinen wie großen Zuhörer, die in ihrer Begeisterung natürlich eine Zugabe einfordern. Diese wird gewährt mit einem wunderbar gerockten „Leise rieselt der Schnee“, bei dem auch das engagiert aufspielende Instrumentalensemble zu rhythmischer Höchstform aufläuft. Und ebenso plötzlich wie sie erschienen ist, verschwindet die Fürstin trotz Lichterkosmos im Advent im Dunkel des Abends. Natürlich unter dem Jubel ihrer Fangemeinde, der ihr noch lange nachhallt.
Stimmungsvoller Budenzauber
Bald schon wieder gilt das Interesse dem Budenzauber, wie er sich an den Verkaufsständen vor der barocken Schlossfassade und im geräumigen Innenhof des Schlosses entfaltet. Alle Auslagen sind von individueller Originalität. So die wunderschönen Zinnfiguren der Malerin Annemarie, die ihre Bewunderer direkt ins 19. Jahrhundert zurück führt. Als unglaublich stimmungsvoll fällt die Figur des „Strietzeljungen“ ins Auge, der in erwartungsvoller Pose vom Nikolaus eine bunte Spielzeugfigur geschenkt bekommt.
Als überaus bezaubernd erweist sich auch der Stand der Teddybär-Herstellerin Emy, die ebenfalls mit ihren liebenswürdigen handgearbeiteten Figuren die Menschen zu begeistern weiß. Jedes Jahr, so berichtet sie voller Stolz, spricht Fürstin Gloria bei ihr vor. Fand diese doch hier vor vielen Jahren das treffende Weihnachtsgeschenk für ihren Sohn Albert, der inzwischen, so hat es sich längst herum gesprochen, von Kuscheltieren auf motorisierte Flitzer umgestiegen ist.
Feenzauber und Schlossfeuer
Umgeben ist das Schlossareal von einem Bestand imposanter Bäume. Bei dezenter Ausleuchtung wirken sie in der Dunkelheit wie ein Märchenwald, der die Sinne täuscht und zugleich die Fantasie anregt. Bizarr spiegeln sich die Stämme auf der spiegelglatten Oberfläche des Schlossteiches. So verbreiten sie den völlig unerwarteten Eindruck, als führe ein schwarzer Abgrund direkt hinunter in die Tiefe des Erdreichs.
Beim entfernten Klang von Jagdhörnern findet sich selbst in dieser Parkeinsamkeit eine der Tankstellen für die edel abgeschmeckten Glühweine, die auf dem Gelände angeboten werden: vom Fürstenkelch und dem Feenzauber über Blaublut, Kutscherglück und Prinzentrunk bis zum legendären Schlossfeuer, das beim Genuss hält, was sein Name verspricht.
Die Konkurrenz soll leben
Nach aller Weihnachtsromantik führt der Weg irgendwann zurück in den Alltag. Vielleicht zu „Dampfnudel Uli“, einem Regensburger Original durch und durch. Die Kerze an der Bar seines kleinen Speiserestaurants ist jedoch nicht dem Christkind geweiht. Vielmehr erweist sie selbst zur Advents- und Weihnachtszeit dem von Uli hoch verehrten König Ludwig II. die Ehre. Als Bayer von echtem Schrot und Korn muss er das niemand erklären.
Stattdessen nimmt er sich die Zeit, seine berühmten Dampfnudeln vorzustellen. Ein schmackhaftes Teiggebäck, garniert mit Puderzucker und Vanillesoße, das namhafte Kulinariker für das beste seiner Art in ganz Deutschland halten. Da hat es die Konkurrenz schwer, von der Uli offenbar nicht viel hält. Im Stil Karl Valentins liest man es an der Wand: „Die Konkurrenz soll leben. Nur schlecht soll sie leben.“ Zu diesem Grundsatz steht er, auch wenn er in die Regensburger Weihnachtsstimmung nur schwerlich hineinpasst.
Fotoreportage
Mehr Bilder in der Fotoreportage: Lichterkosmos im Advent – Regensburg und die rockende Fürstin von Dr. Bernd Kregel.
Reiseinformationen “Regensburg”:
Anreise: Regensburg ist erreichbar mit der Bahn per ICE, EC, IC und mit IR-Zügen; mit dem Auto über die A3, A93, B8, B15, B16 sowie über die Flughäfen Nürnberg und München.
Unterkunft: Bischofshof: www.hotel-bischofshof.de; Goliath am Dom: www.hotel-goliath.de; Hotel zum fröhlichen Türken, www.hotel-zum-froehlichen-tuerken.de; Hotel am Peterstor: www.hotel-am-peterstor.de
Essen und Trinken: Storstad: www.storstad.de; Leerer Beutel: www.leerer-beutel.de; Weltenburger am Dom: www.weltenburger-am-dom.de; Ratskeller: www.regensburger-ratskeller.de; Spitalgarten: www.spitalgarten.de
Auskunft: Regensburg Tourismus GmbH, Wahlenstraße 17, 93047 Regensburg, Telefon: 0941-5074410, -4411, E-Mail: tourismus@regensburg.de, Web: www.regensburg.de; Bayern Tourismus: www.bayern.by
Anmerkungen:
Der Beitrag von Dr. Bernd Kregel ist eine Erstveröffentlichung im WELTEXPRESS. Die Recherche wurde unterstützt von Regensburg Tourismus.
