Es ist ein Albtraumszenario, das es bisher nur in Filmen gab: Meist gutgelaunte Fußballfans strömen in Massen zu einem Spiel, gönnen sich noch eine Bratwurst und ein Pils und freuen sich auf spannende 90 Minuten Fußball. Genau in diese Idylle wollte der bisher als harmlos geltende Student einbrechen. Am Donnerstagmorgen fanden Beamte des Bundeskriminalamts drei Sprengsätze in Stadionnähe, genau dort, wo Samstagnachmittags gegen halb vier Tausende von Fans in die Arena drängen. Nach Angaben der Behörden handelt es sich um einen Einzeltäter deutscher Herkunft aus gutbürgerlichen Milieu. Der als bisher unauffällig beschriebene junge Mann, soll auf seine Umwelt einen ganz normalen, höflichen Eindruck gemacht haben. Ein Irrtum, wie man jetzt weiß.
Auf seine Spur sollen anonyme Emails an die deutsche Botschaft in Pakistan geführt haben. Aber auch die versuchte Erpressung eines Industrieunternehmens aus dem vergangenen Jahr soll zur Festnahme des 25-jährigen geführt haben. Ein wirklich extremistischer oder terroristischer Hintergrund wird bis zur Stunde von den Ermittlern ausgeschlossen. Was viele Menschen verdrängen, ja verdrängen müssen, um überhaupt noch am öffentlichen Leben teilzunehmen, ist so noch einmal schmerzlich bewusst geworden: Es gibt keine absolute Sicherheit, nirgends. Das Leben ist immer ein Risiko, es ist brüchig und die Gefahr kann überall lauern.
Es ist fraglich, ob der offensichtlich fehlende terroristische Hintergrund dabei ein Trost sein kann. Wahrscheinlich ist der Täter nur ein dilettantischer Spinner, der, warum auch immer, Aufmerksamkeit auf sich ziehen wollte. Leider ist die Welt voll von solchen Leuten, allein in Berlin wohnen Legionen von abgedrehten Spinnern, dass man sich nicht wundern muss, dass mal was passiert, sondern eher, dass es letzlich so wenig ist.
Die Lehre aus dieser Geschichte kann daher nur lauten: Sei misstrauisch, aber lass Dir nicht die Freude am Leben vermiesen. Deshalb ist es richtig, dass das Spiel wie geplant ausgetragen wird. Das heißt jedoch nicht, dass die Sicherheitskonzepte von Massenveranstaltungen nicht weiterhin ständig aktualisiert werden sollten. Aufwändige Kontrollen und Polizeipräsenz mögen manche für übertrieben oder sogar das Ende der Fußballkultur halten. Angesichts solcher Warnschüsse aus dem Nichts sind sie aber weiterhin und für jeden nachvollziehbar leider sehr wohl nötig.