Im wahrsten Sinne des Wortes darf er als Enfant terrible der Berliner, wenn nicht der deutsche Küchengilde gelten. Dem bierernsten Bereich der Bourgoisie bietet er in Berlin neben Feinschmeckereien immer auch Avantgarde. Wo andere Hummer auf der Karte haben, grüßt Rexhausen mit einem Hauch Humor aus der Küche, der auch mal auffrischen kann. Ein Sturm zieht auf an der Spree, wenn Rexhausen rockt. Wer`s mag, gut geguckt – denn das Auge ißt mit – und gegessen. Für die anderen – nennen wir sie Langweiler – ist Rexhausen Köche-, Küchen- und Bürgerschreck in einer Person.
Der drahtige Außenseiter unter den oft drallen Haubenhaltern trägt als Exzentriker der Kochkunst nicht dick auf, die Teller sind übersichtlich, andererseits maßgeblich für deren Entwicklung bei und dürfte sich, wenn er es schaffen würde, sich mit anderen wie beispielsweise Dirk Bismark zu einer Berliner Schule zusammenschließen, um die Spree-Metropole als Standort der Besseresser Verdienste erwerben. Doch noch rockt Rexhausen „nur“ das Nhow-Restaurant, das – nennen wir es mal so – Musik-Hotel an der Spree. Auf der Website des Nhow preisen die dafür Verantwortlichen das Hotel als „das erstes Musikhotel Europas“ an, das „im Herzen von Berlin“ (Naja. Anmerkung der Redaktion) aber immerhin „direkt am Ufer der Spree“ steht und wirklich wie ein Haus für „Musik-, Fashion-, Kreativszene“ wirkt. Das Design vermitteln Design, so der erste Eindruck, was immer das auch bedeuten mag.
Das Design, der „Lifestyle“ sticht auch im Restaurant des Nhow ins Auge. Das „famous“ Fabrics bietet zudem einen Blick durch riesige Fenster, die vom Boden bis zur Decke reichen, auf die Spree in ihrer Gänze von der Elsen- bis zur Oberbaumbrücke. Wenn es warm genug ist zum Draußensitzen, dann ist dieses besondere Berlin-Erlebnis noch echter. Wenn der Lärm dieser geschichtsträchtigen Stadt, die niemals schläft, aus der Ferne gedämpft zu hören ist, der Duft des Schiffsdiesels von der Weißen Flotte, die Ausflügler durch die Innenstadt schippern, im Laufe eines Abends einmal um die Nase weht oder das wieder wild-romantisches Treiben am Wasser seine Blüten treibt, dann sitzt der teilnehmende Beobachter mitten im Leben. Essen auf der 400 m ² großen Terrassen, die sich über die gesamte Länge des Restaurants und der Bar erstreckt, ist authentisch, auch das ist Berlin.
Und das ist die Karte Anfang Juni 2013: „Salat im Glas“ soll sein und ist ein aparter Mix aus Gambas, Löwenmaulblüten, Süßpaprikachip und Silber. Super. Als Vorspeise wäre „Lauwarmer Kräuterziegenkäse“ mit einer Balsamico- und Weintraubenkristallintextur ein achtbarer Anfang oder was mit „Unterdruck-Melone, Wasabijoghurt und Popfischkaviar? Dann bitte „Rösti Pralinées“ bestellen. Süppchen soll sein. „Brunnenkresseschäumchen“ mit Estragon-Lobsterballs und Corailstaub kommt trendig. Heiß geht`s weiter im Gang mit Jakobsmuschel im Klee. Rexhausen kann auch rustikal. Zur „Berliner Rinderroulade“, das Rinderilet kommt aus Irland, reicht er Spreewaldgurken aus Brandenburg. Dat preußische Kartöffelchen darf nicht fehlen wie das Erbspüre in Gelb beim „gepöckeltem Ferkelbeinchen“.
Super-sinnlich wird das Abendessen, wenn Technik auf Geschmack trifft. Der „Lebendige Frühling“ (englische Erbsen, Erbsenschoten, Bohnenkerne, Rettich, Mini-Lauch, Schnittknoblauch, gerösteter Mini-Blumenkohl) wird auf einem dampfenden und vom Chef höchstselbst entworfenen Aromakissen serviert. Wow! Nach dieser Donnerschlag an Duft geben wir unsere Hemmungen an der Garderobe ab und attackieren ein französisches „Maishähnchen im Zucchinimantel“ und erledigen ein US-Beef Bully.
Diese neue – nennen wir es – deutsch-französische Küche auf höchstem Niveau, wobei die Inhaltsstoffe schonend verarbeitet werden und bei den Zutaten auf eine regionale Akzentuierung geachtet wird, lassen wir uns nicht nur schmecken sondern erleben und betrachten einen wie gemalt wirkenden Sonnenuntergang über Berlin. Dazu Desserts wie „Geschmückte Crème brí»lée“, „New School Dessert Edition“ (Lollipop-Edition auf Gras mit einer eßbaren Pusteblume) und „gepimptes Zitronen-Knach-Bällchen“ (Wackelgelee, Micro-Abrieb von Schokolade, Kombo aus grünem Apfel diametral, Cocktail mit Knalleffekt). Das ganze Menue offenbart von der ersten Minute an einen dollen Drive. Schmecken Sie den Beat schlagen: im Fabrics, und lassen Sie sich zum Abschied eine rosafarbene Ente aus Plaste und Elaste mit auf den Weg geben. Schmücken Sie Ihre Wohn- wie wir unsere Redaktionsstube mit „Rosi-die-Spree-Fee“.
Fabrics im „nhow Berlin“, Stralauer Allee 3, 10245 Berlin, Reservierungen telefonisch unter: +49 (0)30 290 299 4107, Website: http://www.nhow-hotels.com/berlin/hotel/restaurant