Keine Stadt auf Kuba hat in den letzten 200 Jahren ihr Gesicht so wenig verändert wie Trinidad. Einst war hier die Heimat der Taino-Indianer, die in den Flüssen Gold wuschen. Das lockte die Spanier in die Gegend. 1514 gründete Diego Velazquez Trinidad. Doch der Ruhm als Goldstadt währte nur kurz, die Vorkommen lohnten die Mühen nicht. Die Einwohner lernten nun die edle Kunst des Schmuggelns. Nach 1700 legte sich die Stadt sogar eine eigene Piratenflotte zu. Mitte des 18. Jahrhunderts schließlich begann das bittersüße Zeitalter des Zuckerrohrs. Trinidad wurde der größte Zuckerlieferant der Welt. Zehntausende afrikanische Sklaven schufteten auf den Plantagen im benachbarten „Tal der Zuckermühlen“, um ihre Herren reich zu machen. Zu den mächtigsten Zuckerbaronen zählten die Iznagas. Im einstigen Herrenhaus der Familie, heute Museum, kann man die Fußeisen, Sklavenfesseln und Strafkojen „bewundern“, mit denen die Arbeit erpresst wurde. Daneben ragt 43,5 Meter hoch der Iznaga-Turm in den Himmel. Aus seiner obersten Luke wurden die Sklaven beobachtet. Zu jener Zeit entstand das einzigartige Stadtbild Trinidads, das wir heute so bewundern, die prächtigen Stadtpaläste der Zuckerbarone, die eleganten Häuser der Kaufleute und Beamten. Doch der Boom hielt nur einige Jahrzehnte, 1868 begann der erste Unabhängigkeitskrieg gegen die Spanier, die Sklaverei wurde abgeschafft und die Zuckerfabriken brannten nieder. Trinidad fiel in einen Dornröschenschlaf. Erst 1950 erkannte der Staat, welches Kleinod da an der Karibikküste nahezu unbeschadet die Jahrhunderte überlebt hatte. Die Stadt wurde zum Kulturdenkmal ernannt und 1988 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt.
Wer heute durch die Steinfurchen der Altstadt geht, sieht viel Schönheit. Trotz bröckelnder Fassaden ist der Glanz vergangener Tage noch vorhanden. Einige Gebäude entlang der alten Pflasterstraßen sehen hellwach aus, andere scheinen zu schlafen. Die Augen der Häuser bestehen aus beweglichen, um die Längsachse drehbaren Holzleisten. Wie Augenlider kann man sie auf- und zuklappen. Diese natürliche Air-Kondition lindert die Hitze, die über Trinidad liegt. Am Plaza Mayor steht die schöne Pfarrkirche Santisima Trinidad, in der es eine wundersame Christusfigur gibt, die ursprünglich für Veracruz in Mexiko bestimmt war. Dreimal lief das Schiff mit Jesus an Bord aus, um die Figur nach Mexiko zu bringen, dreimal warfen Stürme es in den Hafen zurück. Die Bewohner Trinidads sahen darin eine göttliche Fügung. Seither lebt die Jesusfigur in Trinidad. Rund um die Plaza Mayor erheben sich die bunten Paläste der einstigen spanischen Oberschicht. Sie beherbergen heute interessante Museen. Viele der Kolonialhäuser von Trinidad haben kunstvoll geschmiedete Eisengitter vor den Fenstern. Anders als in Havanna sind die Salons dahinter sehr groß, in einigen ahnt man noch heute den Glanz vergangener Zeit. Die Fenstergitter wirken wie ein Scharnier, verbinden Haus und Straße. Die fröhlichen, geselligen Nachbarn stehen davor oder dahinter und halten ihr Morgenschwätzchen. Überall in der Stadt ist Musik zu hören und fröhliches Lachen. Alt und Jung sitzen vor den Häusern, die Zigarre im Mundwinkel, und sehen der Erde zu, wie die sich dreht. Aus dem Augenwinkel heraus beobachten sie die jungen Männer, die mit dem Vogelkäfig in der Hand durch die Gassen flanieren und dem Gesang ihrer Vögel lauschen. Sogar Gesangswettbewerbe finden statt. Spöttisch meint der Rest der Insel: Die Trinitarios haben zwei Vögel.
Touristen kommen meist nur zu Tagesausflügen ins lebendige Museum nach Trinidad. Da es immer mehr Neugierige gibt, denen die schönen Strände Kubas allein nicht genügen, hat die TUI ein Programm aus individuellen Reisebaussteinen entwickelt, mittels derer man sich ganz allein oder einsam zu zweit (und doch vom Reiseriesen betreut) durch Kuba bewegen kann. Man erreicht sein Ziel, checkt im Hotel ein, bleibt zwei, drei Tage, und fährt dann in die nächste Stadt. Mit dem Mietwagen. Oder dem Lastwagenbus. Ganz wie man will. Und wohin man will. Nach Trinidad beispielsweise!
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Reise-Info: Kubanisches Fremdenverkehrbüro; An der Hauptwache 7, 60313 Frankfurt; Telefon: 069/28 83 22-23; Fax: 29 66 64; Internet: www.cubainfo.de