Die türkischen Steuerbehörden haben die Dogan Yayin Medienholding zu Strafen in Höhe von 2,2 Milliarden Euro verdonnert. Diese Summe übersteigt bei Weitem den Börsenwert des Unternehmens. Beobachter halten diese Bußgelder für eine Sanktion aufgrund regierungskritischer Berichterstattungen der Dogan-Medien. Verwarnungen an die Adresse der türksichen Regierung wurden bereits von der EU-Kommission ausgesprochen, mit diesen Vorgängen die Pressefreiheit des Landes zu gefährden und damit auch einen möglichen EU-Beitritt.
Die Dogan Yayin ist der mächtigste Medienkonzern der Türkei. Etwa ein Drittel aller Werbeumsätze im Land entfallen auf die Print- und TV-Medien dieser Gruppe, zu denen unter anderen die „Hürriyet“ und CNN Türk gehören. Umstritten ist die Nähe der Holding zu den weit größeren Energie- und Industrieaktivitäten Aydin Dogans.
Seit Anfang 2007 ist der Axel-Springer-Verlag mit 25 Prozent an der Fernsehsparte von Dogan beteiligt. Das Paket ist rund 375 Millionen Euro wert. Bereits vor einem Jahr haben die Deutschen mit Dogan vereinbart, diese Fernsehbeteiligung auf 19,9 Prozent zu senken und sich im Gegenzug mit 9,2 Prozent direkt an der Muttergesellschaft zu beteiligen. Der Deal liegt jedoch seit Monaten in Wartestellung. Die Verträge sind zwar unterschrieben, aber der Tausch der Anteile noch nicht vollzogen. Matthias Döpfner von Axel Springer sagte dazu, man wolle erst einmal abwarten, was der Schlichtungstermin zwischen Dogan und der Regierung am 24. November bringe.
Springers Investment ist vorerst durch eine Wertsicherungsklausel geschützt, die auch dann greift, wenn Dogans TV-Geschäft zahlungsunfähig würde. Die Dimension der Strafforderungen gegen den türkischen Medienkonzern weckt jedoch die Sorge, die gesamte Medienholding könne darunter zusammenbrechen. Sollte es nämlich zu der Maximalstrafe kommen, die in mehreren Instanzen bestätigt werde, dann könne eine Abschreibung nicht ausgeschlossen werden, sagte Döpfner, der dieses Szenario derzeit aber für unwahrscheinlich hält.
Aydin Dogan prüft inzwischen einen Verkauf von Teilen seines Medienimperiums. An seinem Unternehmen sind nicht nur Springer, sondern andere internationale Medienunternehmen wie etwa Time Warner beteiligt, die auch als Käufer in Betracht gezogen werden. Döpfner dementierte am Mittwoch, Springer wolle bis auf die „Hürriyet“ sämtliche Dogan-Zeitungen kaufen.