Berlin, Deutschland (Weltexpress). „Wenn die Nacht zum Tag wird!“ philosophiert Klein-Benjamin in Anbetracht der vielen Sonne, Mond und Sterne Feuerwerksgemälde am Himmel. „Gut und böse liegt doch so nahe beieinander!“ führt er seine philosophischen Exkurse weiter – er ist gerade seit einer Woche im Gynmasium. Ja, Feuerwerk kann Gutes und Böses bewirken – die Kinder unserer Zeit sehen dieses tagtäglich auf den Fernsehbildschirmen während der Kriegsberichterstattung. Hier und heute jedoch ist es reinweg friedlicher Natur. Am Eingang des Maifeldes werden zwar die Taschen und Rücksäcke kontrolliert, jedoch noch keine Bodyscanner wie auf der kürzlich stattgehabten IFA. Das mulmige Gefühl wird unser ständiger Begleiter bleiben – wahrscheinlich unser Leben lang.
Weg von den trüben Gedanken – hier am Himmel kracht, pfeift und zischt in goldenen und farbenfrohen Gemälden der Goldregen, die aufgehenden Supernovas – Picasso und Co. sind am Werk bei den ersten Wettbewerbsteilnehmern, dem französischen Team artEventia. Die Farbvorgaben des Veranstalters sind Blau-Grün. Im Teil 1 müssen alle drei Wettbewerber Feuerwerk aufführen ohne musikalische Begleitung, im Teil zwei 3:45 Minuten mit Musikvorgabe (1812 Symphonie – 1812 Ouverture, Op. 49) von Peter Ilyich Tchaikovsky. In der Kür gibt es jeweils 10 Minuten Feuerwerk mit freier Entfaltung und selbstgewählter Musik aus einem vorgegebenen Klassikrepertoire.
Neben mir auf der Tribüne wiegt sich eine junge Frau im Takt der Musik und lässt die Tribüne vibrieren, während in der Luft über eine Stunde lang furiose Szenarien der Feuerwerkskunst aus – im wahrsten Sinne – allen Rohren gefeuert und in den Nachthimmel gemalt werden. 2 bis 4 Tonnen Pulver pro Team werden mit den Farbbkomben verpulvert in 300 x 300 m großen Feuerbildern.
Nein, es sind nicht die Maler Picasso, Cezanne oder Chagall, die hier abstrakte Kunst in den Abendhimmel zeichnen, untermalt von klassischer Musik – es sind die Wettbewerbsländer Frankreich, Polen und Brasilien, die nach strengen Vorgaben des Veranstalters Kämpfe und Team Jurorenkriterien erfüllen müssen, nach denen nach Abschluss der zwei Tage das Siegerteam gekürt wird.
Zuerst zeigt das französische Team sein Können – zu Marseillaisevariationen und klassischer Musik werden sie ihrer Bronzemedaille gerecht, die sie im Macau International Fireworks Wettbewerb kürzlich gewannen – einfach faszinierend!
Sie waren aber noch zu toppen: Die polnische Truppe „Super Power“ zieht alle Register der Pyrotechnikerkunst und füllt jede Note der drei Musikstücke mit ständig neuen Überraschungen an Piff, Paff, Puff: Rot, Grün, Blau, Weiß – von rechts und links ziehen die Feuerwerksfanfaren von unten nach oben in den Nachthimmel, um sich dort in einem ständig sich überbietenden Crescendo zu vereinen und noch einmal eins drauf zu setzen. Es fehlen die Worte, um die unglaublichen Kreationen würdig wiederzugeben – die Feuerwerke werden auf Video aufgezeichnet und unter www.pyronale.de auf die Homepage gestellt werden. Zu Bizets „Carmen“ erklingen die Kastagnetten der explodierenden, vom Himmel fallenden Champagnerperlenschnüre – eindeutig sind sie es, die alle Wünsche von Feuerwerksliebhabern erfüllen! Die Polen waren dann auch die Tagessieger.
Die nachfolgende brasilianische Künstlertruppe „Vision Show Group“ überrascht gekonnt im dritten Teil, wo riesige, explodierende farbige „Supernovas“ in atemberaubender Art und Weise ihren Sternschnuppenregen förmlich auf die Zuschauer vom Himmel fallen lassen. Dies fand auch prompt den vollen Applaus nicht nur vom kleinen Philsophen Benjamin, der völlig aus dem Häuschen war und nicht nur er – bei diesen Anblicken und optisch-akutischen Genüssen wird das Kind in jedem geweckt. Alle Zuschauer blickten wie gebannt in den nächtlichen Himmel.
60.000 Besucher kommen alljährlich aus aller Herren Länder, um sich „the best of the best“ anzuschauen. Direktor Gerhard Kämpfe und Partner, Organisator von vielen Publikums-Lieblingsveranstaltungen (wie z.B. auch das jährliche Classic Open Air Festival) suchen sich die Feuerwerkskünstler aus den international Besten sorgfältigst aus – die Vorbereitung der Pyronale dauert jeweils immer ein Jahr. Nach nun 10 Jahren, 47 verschiedenen Teams aus 30 Ländern aller Kontinente und mehr als einer halben Millionen Bsucher aus dem In- und Ausland ist die Pyronale eine Berliner Institution geworden.
Am zweiten Abend werden Österreich, Rumänien und Portugal ihr Können unter Beweis stellen.
Das Publikum kann telefonisch seine Stimme für den Tagessieger abgeben – mit 30% fließt seine Beurteilung mit ein. Die Jury mit Frank Henkel, Senator für Inneres und Sport, Rudolf Schenker (Scorpions), Gedeon Burkhard (Schauspieler), Fachleute der Feuerwerksbranche und viele andere Prominente des öffentlichen Lebens haben dann die Qual der Wahl, wem sie am Schluss der Pyronale den Goldenen Pokal überreichen. Kreativität und Synchronität zur Musik sind hierfür wesentliche Kriterien. Vorhang hoch – Feuer frei – die Pyronale hat ihr internationales erstklassiges Renommee erneuert unter Beweis gestellt!