Die Herren am Nil tragen Uniform. Die Generäle sind die wahren Herrscher. Doch die Militärs suchen ziviles und international anerkanntes Personal im Nadelstreifen, denen sie die Macht anvertrauen können, damit sich an den Eigentumsverhältnisse nichts ändert, denn auch daran wagte der inhatierte Ex-Präsident Mursi zu rütteln. Seine teils bizarr anmutenden Entscheidungen trafen jedoch auch seine Wähler, deren Motivation weniger fromm als vielmehr vom Hunger getrieben wird.
Auch Ägypten ist ein Land mit zu vielen Leuten für zu wenig Broterwerb, denen man auch noch die Spiele wie Fußball genommen hat. Wir erinnern uns: Am 1. Februar vergangenen Jahres gingen nach einem Spiel des Kairoer Clubs Al-Ahly gegen den Club Al-Masry aus Port Said die Ultras von Al-Masry au die Ultras von Ahly los. Die Ausschreitung und die darauffolgenden Krawalle forderten rund 80 Tote, Hunderte Verletzte. Anschließend wurde die gesamte noch zu spielende Saison abgesagt. Kein Brot, keine Spiele, kein Mursi.
Mit dem Ex-Präsidenten will nun niemand etwas zu tun gehabt zu haben. US-Außenminister John Kerry dementierte Gerüchte, wonach die USA der Bewegung der Muslimbrüder, deren Vertreter Mohammed Mursi war, wonach diese unterstützt worden seien. „Wir weisen die unbegründeten und erlogenen Behauptungen so mancher in Ägypten, laut denen die USA die Muslimbrüder beziehungsweise eine andere politische Partei oder Bewegung in Ägypten unterstützen würden, kategorisch zurück“, heißt es in einer in der Nacht zum Sonntag veröffentlichten Erklärung. Washington verurteile die Gewaltanwendung gegen friedliche Demonstrationen und rufe die Behörden und die Demonstranten auf, sich friedlich zu verhalten. Das ägyptische Volk verdiene „eine „ehrliche, handlungsfähige und repräsentative demokratische Regierung“, fügte Kerry hinzu.
Laut einer Mitteilung des US-Außenamtes hatte Kerry am Samstag mit dem Kandidaten für das Amt des ägyptischen Regierungschefs, Mohammed ElBaradei, sowie mit den Außenministern von Katar, den Vereinigten Arabischen Emiraten und der Türkei wie auch mit dem Sultan von Oman, Qabus ibn Said, telefoniert. Erörtert wurde die Situation in Ägypten nach dem jüngsten Machtwechsel.
Die Spiegel-Online mitteilt, habe der US-Präsident Barack Obama die Lage in Ägypten in einer Telefonkonferenz mit dem Nationalen Sicherheitsrat analysiert. Obama "unterstrich erneut, dass die USA nicht mit einer bestimmten politischen Partei oder Gruppe in Ägypten verbunden seien oder sie unterstützten. Der künftige Weg des Landes könne nur von den Ägyptern selbst bestimmt werden."
Wer auch immer die Regierung bilden und anführen wird, die Nominierung von ElBaradei wurde von Mansur wieder zurückgenommen, muß einen Bürgerkrieg vermeiden, vor dem Ägypten nach Ansicht der russischen Präsident Wladimir Putin stünde.
„Syrien ist bereits bedauerlicherweise von einem Bürgerkrieg erfasst, Ägypten geht in die gleiche Richtung“, äußerte Putin am Sonntag bei einem Arbeitsbesuch in Astana, Kasachstan. „Es wäre zu wünschen, dass dem ägyptischen Volk dieses Los erspart bleibt.“
Wünsche sind das eine, die Wahrheit aber ist: Die zum Terrornetz von Al Qaida gehörende islamistische Extremistengruppierung Ansar al-Sharia hat die Bildung einer Zelle ihrer Organisation in Ägypten bekanntgegeben.
„Nach diesem Militärputsch, nach dieser von den Behörden gezeigten Verachtung des Islams und dessen Anhänger stellen wir fest, dass eine demokratische Form des Staates in Ägypten nicht möglich ist“, heißt es auf einer Website der "Gotteskrieger".
Wie RIA Novosti informiert ist die Gruppierung Ansar al-Sharia, zu der Al-Qaida-Mitglieder aus verschiedenen Ländern gehören, unter anderem in Tunesien und in Jemen aktiv. Der Kampf um die Neuverteilung des gesellschaftlichen Reichtum und die politische Macht, um die Gesellschatsformation am Nil, um soziale wie politische Teilhabe hat für die demokratisch gesinnten Sozialrevolutionäre hat erst begonnen. Auf sie und Ägypten kommen schwere Zeiten, viele Verletzte und Tote zu.