Gratulation also für den Tropenverlag, der mit Roger Smith` „Kap der Finsternis“ den ersten Platz belegte und Gratulation auch dem Aufbauverlag, daß seine französische Autorin den ersten Platz knapp verfehlte und zufrieden auf dem zweiten ausruhen darf. Denn sicher hat sie die nächsten Krimis um ihren Kommissar schon in der Mache, der auf einmal sich als der Hauptkommissar herausstellt, während sich ihre Pariser Dreierbesetzung nicht mehr zu Wort meldet. Sie wissen nicht, wovon wir hier schreiben? Das liegt nur daran, daß Sie entweder Fred Vargas noch nicht gelesen haben oder zumindest zu wenig Bücher von ihr, die alle im Aufbau Verlag erschienen sind und ach lieferbar sind. Auch „Tokio im Jahr Null“ von David Peace bei Liebeskind hatten wir ausführlich in den vorherigen Monatslisten gewürdigt, die im Weltexpress noch abrufbar sind.
Deshalb kann eine Kommentierung an dieser Stelle auch kurz ausfallen. Wolf Haas, viele Monate unserer Favorit kommt ganz weit nach vorne auf den 4. Platz. Richtig so, wir können schon beim Erinnern von Szenen und der Sprache, in der diese geboten werden, vor uns hin lachen. Der Haas ist sowieso gut, aber dieses Buch ein echter Renner. Erschienen bei Hofmann & Campe, worüber sich Rowohlt, bei dem Haas zuvor veröffentlichte, sich wohl ärgern wird. Don Winslow führt gerade mit „Frankie Machine“ aus dem Suhrkamp Verlag die letzte Monatsbestenliste an. Friedrich Ani hat bei Zsolnay „Totsein verjährt nicht“ veröffentlicht. Ein starkes Buch, das einen manchmal frösteln läßt, wie einfach die Vorurteilsstrukturen in der Bevölkerung zur Stigmatisierung von Menschen, die einfach ein bißchen oder ein bißchen mehr anders sein, benutzt werden, um die Schuldigen nicht suchen zu müssen. Polonius Fischer, seines Zeichens Hauptkommissar bei der Münchner Mordkommission läßt das allerdings nicht zu und wir verfolgen Schritt für Schritt, wer es wirklich war, der die Achtjährige umgebracht hatte.
Auch Tanja French mit „Totengleich“ bei Scherz, hatten wir zugestimmt und über „Keiner rennt für immer“ von Richard Stark – ebenfalls bei Zsolnay erschienen, die damit zusammen mit Liebeskind die Verlage sind, die eine Doppelbenennung erhalten – hatten wir die Seiten gefüllt. Aber „Paris Trout“ von Pete Dexter bei Liebeskind ist irgendwie bei uns vorbeigerauscht. Sein 9. Platz heißt nun, das Buch doch noch zu lesen. Denn bei den fast 1000 Kriminalromanen pro Jahr, die in Deutschland erscheinen, ist das ein ganz vorzüglicher Platz. Der Krimi „Dunkle Schuld“ dagegen, mit dem die Liste abschließt, und der von James Sallis geschrieben bei Heyne veröffentlicht wurde, ist uns in der Gnadenlosigkeit und auch Absurdität des Daseins noch sehr gut in Erinnerung. Warten wir also, was Ende des Monats die Auswahl für den Februar bringt.
Die monatliche „Bestenliste“ wird normalerweise im Hörfunk immer am letzten Wochenende des Monats: Samstag 8.05 – 9.00 Uhr; Sonntag 15.05 – 16.00 Uhr in der „Literaturzeit“ des NordwestRadio vorgestellt. Aber zum Jahreswechsel wurde dies vorgezogen auf den 24. 12. 2009. Das Beste vom Besten: Immerhin erscheinen übers Jahr verteilt über 800 Kriminalromane auf Deutsch. An jedem letzten Samstag im Monat (diesmal als Weihnachtsgeschenk) geben 19 Literaturkritiker und Krimispezialisten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz die Kriminalromane bekannt, die ihnen am besten gefallen haben. Sie halten nach dem literarisch interessanten, thematisch ausgefallenen, besonderen Kriminalroman Ausschau. Die besten Zehn werden mit Bibliographie und Kurzbeschreibung hier veröffentlicht.
Die Jury, die jetzt die Jahresbestenliste erstellte, setzt sich zusammen aus:
Tobias Gohlis, Hamburg, Kolumnist DIE ZEIT, Moderator und Jury-Sprecher der KrimiWelt Volker
Albers, Hamburg, Hamburger Abendblatt, Herausgeber „Schwarze Hefte“
Andreas Ammer, Berg, „Druckfrisch“, Dlf, BR
Sven Boedecker, Zürich, Sonntagszeitung
Kathrin Fischer, Frankfurt/Main, Hessischer Rundfunk
Fritz Göttler, München, Süddeutsche Zeitung
Michaela Grom, Heidelberg, SWR
Lore Kleinert, Bremen, Radio Bremen
Thomas Klingenmaier, Stuttgart, Stuttgarter Zeitung
Ekkehard Knörer, Berlin, Perlentaucher, Crime Corner
Kolja Mensing, Berlin, Tagesspiegel
Ulrich Noller, Köln, Deutsche Welle, WDR
Jan Christian Schmidt, Berlin, Kaliber 38
Jochen Schmidt, Düsseldorf, elder critic
Margarete v. Schwarzkopf, Köln, NDR
Ingeborg Sperl, Wien, Der Standard
Sylvia Staude, Frankfurt/M., Frankfurter Rundschau
Hendrik Werner, Bremen, DIE WELT
Thomas Wörtche, Berlin, Kolumnist Freitag, Plärrer
Alle weiteren plazierten Krimis entnehmen Sie bitte den Krimi-Besprechungen in den vormonatlichen Artikeln, die Sie unter Kultur.Bücher oder unter dem Autorennamen im Archiv finden. Dreimal darf ein Buch einen Platz bekommen, dann scheidet es aus und hat nur noch die Chance, in der Jahresbestenliste wieder aufzutauchen, die diesmal Ende Januar herauskommt. Was gerade geschehen ist.