Erste Trainingseinheiten in Nähe des Pazifischen Ozeans
Das Trainingsfeld des mittelgroßen Thunderbird-Stadium, ein Outdoor-Stadion auf der Universität Endowment Lands of British Columbia, liegt westlich der Stadtgrenzen von Vancouver ganz in der Nähe des Pazifischen Ozean. Das Spielfeld wird hauptsächlich für Fußball (Soccer) und American Football von den University of British Columbia Thunderbirds genutzt. Es bietet auf der Haupttribüne 5.000 Sitzplätze. Durch die Verwendung der umliegenden Grashügeldämme kann die Anlage bis zu 8.500 Zuschauer aufnehmen. Der Platz wird neben dem Soccer und American Football für kanadische Rugby Länderspiele verwendet sowie für BC Abitur Rugby-Meisterschaften. Im Jahr 2009 spielte im Stadion das Irland Rugby-Union-Team gegen die Kanada Rugby-Union-Mannschaft. Seit dem Jahr 2013 wurden die Vancouver Nighthawks Nutzer des Spielfeldes – ein Team der Major Frisbee League Ultimate, die mit jeweils acht Teams an der West- und Ostküste von Nordamerika dem Frisbee Mannschaftssport nachgehen.
Das wechselhafte Juni-Wetter an den Bergen am Pazifik
Nach der Absage der zur Paris St. Germain (PSG) gewechselten Ex-Frankfurterin Lira Alushi mit einer wohl eher einer stressbedingten "Paris-Show-Absage" als einer Magenschleimhautentzündung, die die Reise nach Kanada nicht antrat, nahmen zwanzig Spielerinnen an dem Training teil. Darunter neu die Potsdamerin Johanna Elsig. Nicht mit dabei war Alushis neue Pariser Mitspielerin Josephine Henning, die vom VfL Wolfsburg an die Seine gewechselt ist. Ihre neue Pariser Kollegin Annike Krahn (PSG) war an die Kanadische Westküste mitgereist. Für Krahn waren die Eindrücke nachhaltig – das wechselhafte Wetter am Pazifik, die nahen Berge, das Wasser, die Menschen. Und nicht zuletzt die Plätze. Annike Krahn saugt das alles auf, schaut sich genau um und macht sich ihre Gedanken. Die erste Trainingseinheit wurde auf Kunstrasen jenen Typs absolviert, den das deutsche Team auch am Donnerstag im BC Place Stadium bei der Begegnung gegen Kanada vorfindet, so lautete die Pressemeldung der DFB Frauen. Team-Managerin Doris Fitschen erklärte vor Ort in Vancouver: "Für uns ist es wichtig, die Bedingungen zu testen, die wir auch in einem Jahr bei der WM hier vorfinden werden. Auf Kunstrasen spielen und trainieren ist dabei ein bedeutender Faktor."
Kunstrasen – Kriterium für gutes, schnelles und präzises Passspiel
"Am Anfang war es nicht so einfach", meinte Champions League Gewinnerin Alexandra Popp, "Aber mit der Zeit ging es immer besser." In einem Exklusiv-Interview mit Annette Seitz gegenüber dfb.de entgegnete Popps "Mit-Wölfin" Nadine Keßler, dass sie ja zu Hause ebenso einen Kunstrasen hätten, auf dem der VfL des Öfteren trainieren würde. Nadine Keßler ergänzte gegenüber der scheinbar omnipotenten DFB-Redakteurin Annette Seitz weiter: "Man braucht natürlich ein paar Einheiten und Spiele, um sich zurechtzufinden. Aber es ist nicht unmöglich, sich darauf einzustellen. Zumal unsere Spielanlage ja so angelegt ist, dass wir guten Fußball mit viel Ballbesitz zeigen möchten. Kunstrasen von hoher Qualität ist ein Kriterium für gutes, schnelles und präzises Passspiel – und das ist ja das, was wir umsetzen wollen. Die ersten Eindrücke von den Kunstrasen-Plätzen, auf die wir alle so gespannt waren, sind positiv. Vancouver ist zudem eine schöne Stadt, also es läuft bislang alles sehr gut." In drei Tagen wird das Länderspiel gegen Kanada im großen BC Place Stadium gespielt werden.
Deal für Kunstrasen war aus Gründen der Ökonomie schon frühzeitig gefallen
Das BC Place Stadium ist die größte Sport- und Veranstaltungsstätte in der kanadischen Provinz British Columbia und das Heimstadion des Fußballclubs Vancouver Whitecaps und der Canadian Football Mannschaft British Columbia Lions. Es ist eine Multifunktionsarena für unterschiedliche Sportarten. Der dort verlegte FIFA zertifizierte Fußballrasen ist sehr robust und unterliegt nicht den Einschränkungen, die ein Naturrasen mit sich bringt. Wichtig ist für die Kanadier, dass auf dem Spielfeld Großveranstaltungen wie Konzerte oder Messen können ohne Probleme stattfinden können, ohne danach den gesamten Rasen austauschen zu müssen. Das die Nordamerikaner nicht für Naturrasen zu begeistern sind, hat also pragmatische Gründe, die den insgesamt günstigeren Unterhalt von Kunstrasen bevorzugen. Proteste zahlreicher Weltklassespielerinnen darunter Abby Wambach (USA) und fast die gesamte Weltelite aus den USA, Schweden, Frankreich, Deutschland und Japan wurden zwar erwartungsgemäß von Seiten der FIFA zur Kenntnis genommen, aber die Entscheidung war mit der Vergabe der Weltmeisterschaft an den Kanadischen Fußballverband (CSA) schon längst gefallen.
Die Petition der Weltklassespielerinnen gegen Kunstrasen war eigentlich zwecklos
Die Stadt Vancouver erhält erwartungsgemäß das Finale, Austragungsort wird das BC Place sein, in dem die angereiste Deutsche Frauen- Nationalmannschaft am Donnerstag antreten wird. Eröffnungsfeier und Eröffnungsspiel werden in Edmonton über die Bühne gehen, wo Kanada als gesetzter Gruppenkopf A1 seine ersten beiden Vorrundenspiele austragen wird. Die beiden Halbfinals werden in Edmonton und Montreal ausgetragen. Die organisatorische und infrastrukturelle Vorbereitung der Weltmeisterschaft liegt schon Jahre zurück, deshalb waren die Petition der Weltklassespielerinnen eigentlich völlig zwecklos. Während anno 2011 die frisch gekrönten Fußball-Weltmeisterinnen aus Japan noch ihren Titel feierten, waren die Würfel zwischen den Kanadiern und der FIFA schon längst gefallen. Das besagte BC Place Stadion in Vancouver wurde zu diesem frühen Zeitpunkt schon runderneuert – unter anderem ausgestattet mit dem bis dato bei der Frauenfußball Weltelite umstrittenen «FIFA RECOMMENDED 2 STAR» Fußballrasen. Um allen wichtigen Anforderungen eines solch großen Events wie der Weltmeisterschaft zu entsprechen, wurden vor drei Jahren außerdem die Zuschauertribünen modernisiert und das Luftkissendach durch ein futuristisches Schiebedach ersetzt.
Annike Krahn (Paris St. Germain): "Dann weiß man, wo man hinwill."
Bereits im Januar 2012 war der neue Kunstrasen des BC Place Stadium Schauplatz der Olympiaqualifikationsspiele von Kanada, den USA, Mexiko und zwei Teams aus der Karibik sowie drei mittelamerikanischen Teams. Die beiden besten Mannschaften USA und Kanada nahmen am Fußballturnier der Olympischen Spiele 2012 in London teil. Bei der im Jahr zuvor stattfindenden FIFA U-20 Frauen-Weltmeisterschaft 2014 wird somit der umstrittene «FIFA RECOMMENDED 2 STAR» Fußballrasen zum ersten Mal in einem FIFA-Turnier unter Beweis stellen können, dass er für internationale Wettkämpfe auf höchstem Niveau die idealen Bedingungen anbietet. "Das Finalstadion kennenzulernen ist gut", erklärte die 105-malige Nationalspielerin Annike Krahn: "Dann weiß man, wo man hin will." Umso bedeutender ist es, zu erfahren, wie die Bedingungen im WM-Austragungsland sind und dort auch auf einen starken Gegner zu treffen. "Für uns sind diese Partien wichtig, auch hinsichtlich der beiden WM-Qualifikationsspiele im September", betont Krahn gegenüber DFB-Redakteurin Annette Seitz und führt weiter aus: "Man bekommt zudem einen Eindruck, auf was man sich einstellen muss 2015."
Frauen WM-Finale 2015: Auf deutschem Boden, aber nicht auf deutscher Erde
Erwartet werden nach Angaben des Veranstalters etwa 20.000 Zuschauer im BC Place Stadium in Downtown Vancouver. Kanada mit seinem Star Christine Sinclair, die mit Nadine Angerer bei den Portland Thorns in der amerikanischen Profiliga spielt, ist hoch motiviert. "Sinclair ist eine Weltklasse-Spielerin", sagt Krahn, "sie ist immer für ein Tor gut. Wir treffen auf einen starken Gegner, der sich intensiv auf seine Heim-WM vorbereitet." Krahn muss dabei auf ihre Partnerin in der Innenverteidigung verzichten: Saskia Bartusiak fällt nach ihrem Kreuzbandriss für zehn Monate aus. Bundestrainerin Silvia Neid wird das Spiel gegen die Kanadierinnen nutzen, um verschiedene personelle Optionen zu testen. Eigentlich testet die Bundestrainerin in Kanada, wenn man so will, deutschen Fußballrasen. Es erscheint dieser Vorgang wie ein Treppenwitz informeller Oberflächlichkeit. Die Bundestrainerin steht in Kanada förmlich auf deutschem Boden, nicht auf deutscher Erde. Der angeblich so unbekannte Kunstrasen der Kanadier wurde nach unseren Recherchen in Deutschland von einem FIFA Lizenznehmer, dem Unternehmen Polytan, produziert und mit dem elastischen Unterboden des selbigen bayerischen Rasenmacher aus Burgheim schon vor knapp drei Jahren installiert.
Kanadier: Wir sind sehr zufrieden mit deutschem Kunstrasen
Da alle Highend-Fußballrasen von Polytan nach «FIFA RECOMMENDED 2 STAR» Standards zertifizierbar sind, konnten ab Herbst 2011 auf dem neuen Belag nationale und internationale Fußball-Wettbewerbe auf höchstem Niveau ausgetragen werden. Der Sportrasen Polytan LigaTurf entsprach den Auflagen der FIFA Standards. "Wir haben uns für Polytan LigaTurf entschieden, da der Rasen allen Anforderungen unserer Anlage entspricht und gleichzeitig die beste Spieloberfläche für die lokalen Sportteams und deren Vereine darstellt“, so Howard Crosley, General Manager des BC Place Stadium. „Wir freuen uns über unseren neuen Polytan LigaTurf – und auch die Spieler und Teams, die schon auf Polytan gespielt haben sind der Überzeugung, dass es der beste auf dem Markt verfügbare Fußballrasen ist.“ Nachdem das Geheimnis gelüftet ist und der Ursprungsort des Kunstrasen geklärt ist, empfehlen wir der Bundestrainerin Silvia Neid und ihrem Trainerteam nach Rückkehr aus Kanada einmal bei dem Rasenmacher Polytan in Bayern anzurufen, an welchen Standorten in Deutschland und europäischen Anrainern der FIFA Highend-Fußballrasen schon installiert wurde. Vielleicht kann sich die DFB Zentralverwaltung in Frankfurt am Main dafür einsetzen, zukünftige Trainingseinheiten oder sogar Länderspiele in der deutschen Heimat auf Kunstrasen zu organisieren.
Quellen: DFB, CSA, FIFA, Universität British Columbia, City of Vancouver, BC Place Stadium