„Ja, so war es hier früher“, seufzt ein älterer Herr mit Tränen in den Augen. „Wenn doch nur die schrecklichen Bomben unser Köln nicht so schrecklich zerstört hätten!“ Mit Wehmut betrachtet er diese Fotos, die älteren erinnern sich noch gut, wie die Domstadt damals ausgesehen hat, wie man damals darin gelebt hat. So werden Erinnerungen wach, Zeitzeugen erzählen sie den Jüngeren, die voller Staunen vor dem „Alten Köln“ stehen.
Als die Stadt Köln 1953 von August Sander (1876–1964) dessen Mappenwerk „Köln wie es war“ erwarb, existierte das alte Köln nur noch im Gedächtnis der Überlebenden. Sander hatte nach dem Ersten Weltkrieg damit begonnen, das Bild der Stadt Köln photographisch festzuhalten. Datierungen erschienen ihm nebensächlich, seine Bilder zeigen keine Zeitbezogenheit. Wie in seinem Porträtwerk „Menschen des 20. Jahrhunderts“ strebte August Sander ein tatsächliches Porträt einer Stadt an.
Der Zweite Weltkrieg setzte diesem Unternehmen ein Ende. Zwischen 1946 und 1952 stellte der Kölner Photograph, der aus dem Siegerland stammte, in 16 Mappen 408 Bilder zusammen. Die Ausstellung im Stadtmuseum Köln zeigt eine überaus interessante Auswahl daraus, die ergänzt wird durch weitere Sander-Photographien aus dem Bestand des Museums. Die Bilder sind eine Meisterleistung wie auch der Fotoband mit seinem hervorragenden Layout. So kann der Betrachter tief in die Zeit damals hineintauchen, schön für diejenigen, die diese Zeit noch gekannt haben, gut für die Jüngeren, das alte Köln kennen zu lernen.
Er kann sich einen Bildband mit nach Hause nehmen voller Fotografien von 1920 bis 1939, herausgegeben vom Kölner Stadtmuseum, Emons Verlag 2009. Auf 448 Seiten holt den Betrachter die Geschichte aus der Zeit vor dem Krieg ein. Ein Vorgeschmack ist die Ausstellung einer Fotoauswahl im Kölnischen Stadtmuseum bis zum 7. Februar 2010.