Ein Pilotprojekt dazu hat Mercedes-Benz mit dem Future Truck 2025 gestartet. Am Lenkrad dieses Lkw sitzt zwar ein Fahrer, aber gesteuert wird er vom so genannten „Highway Pilot“ – er chauffiert den Truck autonom. Technik von morgen: Der Fahrer kann sich unter wegs anderen Dingen widmen und greift nur bei Bedarf ins Geschehen ein. Nur schlafen darf er nicht, er muss immer in der Lage sein, das Steuer wieder zu übernehmen. Sollte er in einer brenzligen Situation doch einschlafen, leitet der Lkw einen Notstopp auf der Standspur ein.
Der „Highway Pilot“ hat sein Können bereits unter Beweis gestellt – auf der Autobahn A14 in Nähe von Magdeburg. Kurz nach dem Start des Lkw stand die Anzeige „Highway Pilot verfügbar“ im Display des Kombiinstru ments. Die Technik des Mercedes-Benz Future Truck 2025 hat anhand der installierten Karte sowie der Markierungen der 3,5 Meter breiten Fahrspur die genaue Position identifiziert. Der Fahrer schaltet das System ein, dann lässt er das Lenkrad los – „Highway Pilot aktiv“ wird angezeigt.
Und der Sattelzug fährt weiter, exakt mit der gewünschten Geschwindigkeit, in der Mitte der rechten Spur. Auf Basis seiner intelligenten Sensorik und Rechnerleistung korrigiert das Lenkrad ab und zu ein wenig – ansonsten gibt es nichts Sensationelles zu berichten: Autonomes Fahren ist verblüffend unspektakulär. Wer es sich nun bequem machen will, drückt einen Knopf an der Armlehne: Schon fährt der Fahrersitz nach hinten und dreht sich für eine komfortable Sitzposition um 45 Grad nach rechts. Jetzt kann der Fahrer wie im heimischen Sessel gemütlich die Beine ausstrecken.
„Highway Pilot“, das ist die Kombination aus Radarsensoren an Front und Seite, einer Stereokamera hinter der Windschutz scheibe sowie präzisen dreidimensionalen Karten. Außerdem ist eine spezielle Kommunikation erforderlich: V2V und V2I – also Vehicle to Vehicle und Vehicle to Infrastructure, dem Austausch von Informationen zwischen dem Lkw und anderen Fahrzeugen sowie mit der Umgebung. So wird die Transport-Effizienz gesteigert, der Verkehr für alle Teilnehmer sicherer, und der Kraftstoffverbrauch kann gesenkt werden.
Der Sattelzug der Zukunft rollt inzwischen ruhig und mit Tempo 85 dahin und hält stets den Sicherheitsabstand von 60 Metern zum Vordermann. Auch der böige Seitenwind wirft den Lkw nicht aus der Bahn – die Technik korrigiert schneller und sicherer den Kurs, als es der Fahrer vermag. Der könnte jetzt eine Email schreiben, in Ruhe Musik hören, die vorgeschlagene Route im Navigationsmodus anschauen oder sich die passende Raststätte für die nächste Pause aussuchen. Oder aber Büroarbeiten am Laptop erledigen.
Kommt es nun zu dichtem Verkehr oder einer Stausituation, bremst der Future Truck 2025 autonom ab und passt sich den Bedingungen an. Irgendwann kündigt der „Highway Pilot“ ein liegengebliebenes Fahrzeug auf der Standspur an. So lenkt der Truck ganz von allein ein Stück nach links, bis auf die Mittellinie, zieht mit Sicherheits abstand souverän vorbei und hat dabei auch den Verkehr auf der linken Fahr spur im Blick. Nach Passieren des Hindernisses ordnet sich der Sattelzug wieder auf der rechten Spur ein und beschleunigt auf seine vorgegebene Geschwindigkeit.
Wird ein langsames Fahrzeug auf der eigenen Spur ermittelt, würde der Future Truck 2025 im autonomen Modus dem Schleicher nun geduldig hinterher rollen, denn er verlässt niemals seine Spur. Hier aber sollte nun schon ans Überholen gedacht werden. Jetzt greift der Fahrer ein, übernimmt das Steuer, setzt den Blinker und wechselt die Spur. Er kann das Fahrzeug also bei Bedarf jederzeit per Lenkeinschlag, Brems- oder Gasbefehl wieder selbst übernehmen. Wie in jedem Fahrzeug, soll der Mensch auch im Future Truck 2025 Herr der Lage sein und die Verantwortung tragen. Mercedes-Benz plant, diese Technik bis zum Jahre 2025 serienmäßig in den Lkw und auf die Straße zu bringen. Das heißt, in zehn Jahren sollen Lkw auf den Autobahnen und Fernstraßen in Europa autonom fahren können.
Damit dieses Szenario aber Wirklichkeit werden kann, müsse zunächst eine Rechtssicherheit zur Nutzung der neuen Technologien – neuer Mobilitätskonzepte und neuer Assistenzsysteme zum (teil)automatisierten Fahren – geschaffen werden, so die Experten des TruckSymposiums. Unbedingt müsse die Kommunikationsfähigkeit der Fahrzeuge untereinander und mit der Infrastruktur geschaffen sein. Und die Nutzer solcher Systeme müssten die Hoheit über ihre Daten behalten. Insbesondere dürften diese Daten bei einem angestellten Fahrer nicht zu einer unzulässigen Überwachung durch den Arbeitgeber diesen.