Nachdem ein fackeltragender Mob sein Schloss niederbrannte und in dem Feuer seine geliebte Gattin umkam, zieht sich der nun alleinerziehende Graf Dracula zurück. Fernab der Menschen eröffnet er ein Luxushotel für Monster, Kreaturen und Untote aller Art. Ein Ort an dem die Gäste endlich einmal sie selbst sein können und an dem die kleine Mavis beschützt aufwachsen kann. Der Plan geht auch zunächst auf. Ob die Mumie, der unsichtbare Mann oder Frankensteins Monster, hier besser bekannt als Onkel Frank, und seine Braut Wanda – sie alle genießen den Urlaub fernab der wahren Monster. Doch dann geschehen zwei Dinge: Mavis will endlich die Welt sehen und ein junger Rucksacktourist verirrt sich ausgerechnet zu ihrem 118. Geburtstag in das Hotel.
Es kommt wie es kommen muss, Mavis verliebt sich in Jonathan, der, verkleidet als „Johnnystein“, frischen Wind in den angestaubten Schlossalltag bringt. Die Älteren unter den Zuschauern ahnen zu dem Zeitpunkt bereits welchen Weg die Geschichte nehmen wird, aber – und das ist die bemerkenswerteste Leistung des Filmes – es mindert keineswegs den Spaß an dem was folgt, nicht zuletzt weil Regisseur Genny Tartakovsky die Moralkeule stecken lässt.
Kinder werden die dicke und fröhliche Mumie, das Glibbermonster, die Skelette, die Zombies, die Schrumpfköpfe und den unerzogenen Werwolfnachwuchs lieben und für die Erwachsenen wird Werwolf Wayne der heimliche Star des Films sein. Mögen des Nachts Menschen vor ihm in Angst und Schrecken erstarren, so ist er tagsüber ein frustrierter Buchhalter und vor allem ein völlig überforderter Familienvater einer unübersichtlichen und ungebändigten Kinderschar. Seine resignierte Körpersprache, seine Sehnsucht nach ein bisschen Ruhe und Frieden, all das ist nur allzu menschlich und wenn Dracula in einer Szene Wayne nachahmt, dann ist das einer der komischsten Momente im Film.
Hotel Transsilvanien kann in Sachen realitätsnahe Darstellung mit den Filmen von Pixar nicht konkurrieren, aber er sucht die Konkurrenz auch nicht. Die Figuren sind mit Absicht überzeichnet, die Bewegungen gewollt unrealistisch, so Tartakovsky. Man wollte dem Film einen sehr eigenen Look geben und ihn gleichzeitig sehr lebendig gestalten. Diese Rechnung geht auf, nicht zuletzt auch dank des glücklichen Händchens bei der Auswahl der Synchronsprecher, die nicht nur im Original (Adam Sandler, Selena Gomez, Steve Buscemi, Fran Drescher u.v.m.) den Figuren Leben einhauchen. Besonders Rick Kavanian (Dracula) und Josefine Preuß fallen hier angenehm auf, wobei letztere für eine seltene und angenehme Überraschung sorgt: ihre Mavis ist ein intelligenter und liebenswerter Teenager der nie quietscht, quengelt und vor allem nie künstlich klingt.
Die obligatorischen Gesangsnummern dürfen nicht fehlen und natürlich sind sie wie immer nur schwer erträglich für alle jenseits der 12. Hier könnte man sich von Pixar wirklich eine Scheibe abschneiden, deren Charaktere nicht zwanghaft in alberne Gesangsnummern ausbrechen, und der Dank aller leidenden Begleitpersonen wäre gewiss. So ist man hier lediglich froh über den sparsamen Einsatz von Pupswitzen.
Die jüngeren Zuschauer werden nicht alle Monster kennen, aber darauf kommt es gar nicht an. Die Charaktere sind durch die Bank liebenswert und auch wenn die Handlung wenig originell oder komplex ist, so machen es die überzogene aber nie aufdringliche Animation und die Synchronsprecher wieder wett. Man muss also keine Horrorfilme gesehen haben um der Handlung folgen zu können, aber wer sich auf ein Feuerwerk von Anspielungen auf die ikonischen Filme von Hammer und Universal freut, die über mehr als die reine Präsenz der Monster geht, der wartet vielleicht lieber auf Tim Burtons Frankenweenie. Fazit: Hotel Transsilvanien ist nicht großes aber unterhaltsames Kino.
HOTEL TRANSSILVANIEN (USA, 2012); Verleih: Sony Pictures; Filmlänge: 91 min; Regisseur: Genndy Tartakovsky; Drehbuch: Peter Baynham, Robert Smigel. Sprecher: Rick Kavanian, Josefine Preuß, Elyas M’Barek, Nora von Waldstätten; FSK Freigegeben ohne Altersbeschränkung; Kinostart: 25. Oktober 2012 (Deutschland).