Am Abend des 14. Januar 1930 wurde in Berlin aus nächster Nähe auf den jungen SA-Mann Horst Wessel geschossen. Wenige Wochen später starb er an den Folgen seiner Verletzungen. Joseph Goebbels, auf Wessel bereits 1927 aufmerksam geworden, erkannte als Erster das propagandistische Potenzial des Falles: »Ein neuer Märtyrer für das Dritte Reich«, notierte er am 23. Februar in sein Tagebuch, unmittelbar nachdem er die Todesnachricht erhalten hatte. Die Mythisierung und politische Instrumentalisierung dieses im Grunde gewöhnlichen Kriminalfalles hatte begonnen. Auf der Basis bislang unberücksichtigter Quellen rekonstruiert der Historiker Daniel Siemens die Hintergründe der Ermordung Horst Wessels, er erläutert wie die Nationalsozialisten ihn zur politischen Heldengestalt stilisierten, und untersucht die Rachemorde, die von SA, Gestapo und Justiz nach 1933 insbesondere an Kommunisten verübt wurden. Schließlich schildert Siemens, wie unterschiedlich man nach 1945 in der Bundesrepublik und der DDR mit diesem Fall umging, und er zeigt auf, warum eine Bestrafung der nationalsozialistischen Verbrechen rund um den Mordfall Wessel scheiterte.
Selten wurde Geschichte so kompetent wie spannend in ein Buch gepresst, ganz großer Wurf, wir sind gespannt auf das nächste Buch aus der Feder Herrn Siemens.
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Horst Wessel: Tod und Verklärung eines Nationalsozialisten, Daniel Siemens, Siedler Verlag 2009, 352 Seiten, 19,95 Euro