Frankfurt, Wiesbaden, Deutschland (Weltexpress). Mit der Ausstellung „Von Beckmann bis Jawlensky“ präsentiert das Hessische Landesmuseum Wiesbaden nicht nur eine Auswahl hochrangiger Werke vom Expressionismus über die Neue Sachlichkeit bis zu einem Ausblick in die Nachkriegskunst, es dokumentiert vor allem auch die Leidenschaft und Leistung eines Sammlers – Frank Brabant – der im Laufe der letzten 50 Jahre eine Sammlung zusammengetragen hat, die viele Museen gerne ihr Eigen nennen würden.
Ein Glücksfall für Wiesbaden und Schwerin
Brabant, in Schwerin geboren und seit langem in Wiesbaden lebend, hat seine Sammlung in eine Stiftung eingebracht, die die Werke in Anteilen den Landesmuseen in Schwerin und Wiesbaden überlässt. Bereits 2010 wurde in Wiesbaden in einer kleinen Ausstellung eine Auswahl der Sammlung gezeigt, die ahnen ließ, welcher Schatz hier darauf wartete, für die Allgemeinheit gesichert zu werden. Es ist das Verdienst des damals frisch bestallten neuen Direktors Alexander Klar, der – im Gegensatz zu seinem an dieser Stelle sehr uninteressierten Vorgänger – den Kontakt zu Brabant suchte und vertiefen konnte. Dies führte u.a. dazu, dass Brabant schon 2014 dem Museum Jawlenskys Gemälde „Helene im spanischen Kostüm“ (das größte Format, das Jawlensky je malte) zur Komplettierung der museumseigenen Sammlung schenkte.
Kunst statt Auto
Der 1938 in Schwerin geborene Kunstsammler Frank Brabant machte Wiesbaden vor knapp 60 Jahren zu seiner Wahlheimat. Seine Sammlertätigkeit begann 1964 mit dem Kauf eines Holzschnitts von Max Pechstein im Kunstkabinett Hanna Bekker vom Rath – er findet sich auch in der Ausstellung. Der damalige Preis von 350 DM entsprach seinem Monatsgehalt, also musste er „abstottern“. Einmal auf dem Kunsttrip, ging es ständig so weiter. Das für einen VW-Käfer angesparte Geld verwandelte sich in ein Kirchner-Aquarell. Heute umfasst die Sammlung mehr als 600 Werke und repräsentiert einen Wert zwischen 20 und 40 Millionen. Möglich wurde dies auch dadurch, dass Brabant sich nicht auf die hochgehandelten Namen und Werke versteifte, sondern die eher missachteten aber qualitätsvollen Angebote erwarb. So besaß er schon lange Werke von Höch oder Jeanne Mammen oder Vertretern der Neuen Sachlichkeit, ehe diese kürzlich in großen Ausstellungen z.B. der Schirn oder der Berlinischen Galerie präsentiert wurden.
Wie lebt man mit so viel Kunst?
Ein Verdienst der Ausstellung ist es, dass nicht nur die Sammlung präsentiert wird, sondern auch die Persönlichkeit des Sammlers. Dies geschieht durch einen diskreten Einblick in die Wohnung Brabants. Zwei Räume sind fotografiert und raumhoch auf die Wände eines Ausstellungsraumes übertragen worden. Dazu läuft ein Film mit einem bei ihm zu Hause aufgenommenen Interview. Die vergleichsweise bescheidene Wohnung Brabants zeigt sich „tapeziert“ mit Meisterwerken, von einer Petersburger Hängung kann man schon nicht mehr reden. Kein Raum, bis zum Bad, bleibt verschont und auch an den Türen hängen Bilder. Und ständig kommen neue hinzu.
Die Stiftung soll Außenwirkung zeigen
Mit der Stiftung befriedigt Brabant keine persönliche Eitelkeit, auch wenn ihm dies gegönnt wäre. Er will Wirkung erzeugen. Ein Ergebnis wird eine künftig intensive Zusammenarbeit der Museen in Wiesbaden und Schwerin sein. Nicht nur, dass sich diese Häuser sehr einvernehmlich über die Aufteilung der Sammlung geeinigt haben, die Werke sollen auch für künftige Projekte als gemeinsamer Fundus dienen. Und auch die Vermittlung, vor allem an Kinder und Jugendliche, steht im Focus: Eine Bedingung des Stifters war, dass Schulklassen zu der Sonderausstellung freien Eintritt haben.
Die Ausstellung läuft vom 13. April bis 30. September.
Web: www.museum-wiesbaden.de/ausstellungen/beckmann-bis-jawlenski