Gorbatschow, ein Verräter ohnegleichen

Michail Gorbatschow. © RIA Novosti, Foto: Yuryi Abramochkin, Datum der Aufnahme: 1986

Berlin, BRD (Weltexpress). Während der Jubelfeiern zum „Jahrestag der Einheit“, dem Tag als 1990 die Einverleibung der DDR in die BRD staatlich festgeschrieben wurde, war kaum noch ein Wort des Dankes an den früheren Generalsekretär der KPdSU und Staatschef der UdSSR Gorbatschow zu hören. Dabei hatte dieser 1989/90 nicht nur die DDR an Kohl regelrecht verkauft, sondern auch seine jahrzehntelangen Kampfgefährten der DDR skrupellos der Siegerjustiz der BRD ausgeliefert.

Den Gipfel dieses Verrats an der DDR erklomm Gorbatschow im Juli 1990 bei den letzten Verhandlungen in Archys im Nordkaukasus mit einer Delegation Kohls, bei denen auch die „strafrechtliche Verfolgung“ ehemaliger Führer der DDR zur Sprache kam. Kohl habe Gorbatschow immerhin vorgeschlagen, den Personenkreis zu benennen, gegen den keine „strafrechtlichen Verfolgungen“ eingeleitet werden sollten. 1 Doch der sowjetische Präsident habe erwidert, „die Deutschen würden schon selbst mit diesem Problem fertig“. Selbst Kohl und der anwesende Genscher hätten betreten auf den Präsidenten der UdSSR geblickt. 2

Hätte Gorbatschow Kohl in Archys „eine Liste mit – sagen wir – hundert Namen übergeben, die als ‚Persona grata, als ‚unantastbare‘ gegolten hätten, wäre es der bundesdeutschen Justiz nie möglich gewesen, Verfahren in jenem demonstrierten Schauprozessstil zu inszenieren“.3 Die Auslieferung von Repräsentanten eines mit der UdSSR durch einen Freundschaftsvertrag verbundenen Staates an den Feindstaat war „die Schmierenkomödie eines verantwortungslosen politischen Hasardeurs“.

Später brüstete sich dieser Verräter ohnegleichen damit, „Das Ziel meines ganzen Lebens war die Vernichtung des Kommunismus, dieser unerträglichen Diktatur gegen die Menschen. (…) Als ich mich persönlich mit dem Westen bekannt gemacht hatte, verstand ich, dass ich von dem gestellten Ziel nicht ablassen durfte. Um dieses zu erreichen, musste ich die ganze Führung der KPdSU und der UdSSR ersetzen, und ebenso die Führung in allen sozialistischen Ländern. (…) Nach dem Jahr 2000 wird eine Epoche des Friedens und der allgemein en Blüte anbrechen.“4

Gorbatschow nahm auch für sich in Anspruch, dass er im Herbst 1989, während er sich zum Staatsbesuch in der VR China befand, zu den Konterrevolutionären auf dem Tian’anmen-Platz (Platz am Tor des HimmlischenFriedens) in Peking sprechen und sie zu ihrem Ziel, die chinesische Führung zu stürzen, ermuntern wollte.5 Die chinesische Führung durchschaute seine Machenschaften und verhinderte das.

Bei einem Besuch an der Grenze zu Westberlin (der „Mauer“) hatte er 1986 ins „Gästebuch“ geschrieben: „Am Brandenburger Tor kann man sich anschaulich davon überzeugen, wie viel Kraft und wahrer Heldenmut der Schutz des ersten sozialistischen Staates auf deutschem Boden vor den Anschlägen des Klassenfeindes erfordert. Die Rechnung der Feinde des Sozialismus wird nicht aufgehen. Unterpfand dessen sind das unerschütterliche Bündnis zwischen der DDR und der UdSSR. (…) Ewiges Andenken an die Grenzsoldaten, die ihr Leben für die sozialistische DDR gegeben haben.“

Einen Gipfelpunkt seiner Heuchelei erreichte dieser Renegat, als er 2004 vor Schülern der Hildegard-Wegscheider-Oberschule in Berlin-Wilmersdorf sagte: „Wenn ich mich an die Mauer in Berlin erinnere, spüre ich heute noch Entsetzen über dieses Bauwerk“. 6

Anmerkungen:

1 Schon diese Frage hätte Gorbatschow erkennen lassen müssen, welches Schicksal Funktionäre der DDR auf allen Ebenen nach dem Anschluss an die BRD erwartete.

2 Alexander von Plato: Die Vereinigung Deutschlands – ein weltpolitisches Machtspiel. Bush, Kohl, Gorbatschow und die geheimen Moskauer Protokolle. Bonn 2002.

3 Eberhard Czichon/Heinz Marohn: „Das Geschenk. Die DDR im Perestroika-Ausverkauf“, PapyRossa Verlag Köln, S.396.

4 Bericht der „Prawda Rossi“ vom 26. Juli 2000 über Gorbatschow vor einem Seminar an der US-amerikanischen Universität in Ankara im Herbst 1999. Wiedergegeben in der “UZ“ vom 8. September 2000, zitiert auch in: Justus von Denkmann: Wahrheiten über Gorbatschow, Spotless, Berlin 2005, S. 13. Denkmann war ein Pseudonym des Spotlees-Verlegers Klaus Huhn, der auch unter dem Pseudonym Klaus Ullrich schrieb. Er war ein führender Sportjournalist, u. a. des „ND“, sowie Sportfunktionär der DDR, darunter seit 1954 Organisationsleiter der Internationalen Friedensfahrt, 1967 bis 1969, Präsident des Radsportverbandes der DDR, Gründungsmitglied des Deutschen Turn- und Sportbundes und bis 1989 Mitglied des Bundesvorstand, 1976 bis 1993 Mitglied des Vorstand des Europäischen Sportjournalistenverbandes (UEPS), zuletzt als dessen Vizepräsident und Generalsekretär. Am 20. Januar 2017 verstorben.

5 Im Gespräch mit dem „Spiegel“, Nr. 29/1999.

6 Denkmann, S. 14 f.

Anzeige:

Reisen aller Art, aber nicht von der Stange, sondern maßgeschneidert und mit Persönlichkeiten – auch Reisen mit Themen aus Politik und Wirtschaft (Politische Ökonomie, Wirtschaftsgeschichte, Geopolitik…) durch die BRD –, bietet Retroreisen an. Bei Retroreisen wird kein Etikettenschwindel betrieben, sondern die Begriffe Sustainability, Fair Travel und Slow Food werden großgeschrieben.

Vorheriger ArtikelImmer mehr Container stehen im Vasallenstaat, Vielvölkerstaat, Kriegsstaat und Apartheidstaat BRD starr und stumm – Stagnation!
Nächster ArtikelErst eiserner Traum-Fußball, dann Abwehr-Beton

1 Kommentar

  1. „Gorbatschow, ein Verräter ohnegleichen“ – Ein Kriegsvorbereiter
    Als Juri Andropow schwerstkrank am 9. Februar 1984 verstorben war, trat seine Nachfolge Konstantin Tschernenko an. Ich wollte damals wissen, was der Westen darüber berichtet. Die Äußerungen eines Korrespondenten der ARD aus Moskau brachten Enttäuschung darüber zum Ausdruck mit der Bemerkung, daß sich die Hoffnungen, Michail Gorbatschow als Nachfolger, dem man Reformen zutraue, leider noch nicht erfüllt hätten. Ich hörte den Namen damals erstmalig und wurde mißtrauisch, weil August Bebels Worte, wonach man sicher sein kann, falsch gehandelt zu haben, wenn Lob vom Klassenfeind kommt, mir zur weltanschaulichen Maxime geworden waren. Und tatsächlich bewahrheitete sich die damals negative Ahnung zu Gorbatschow. Dahinter verbarg sich das alte römische Herrschaftsprinzip von divide et impera. Ein Josip Brosz Tito, der sich spaltend käuflich unter anderem dem Balkan-Pakt mit einem Militärbündnis zwischen der Türkei und Griechenland 1953 im Interesse des US-Imperialismus anschloß, entsprach diesem von Ausbeutung getragenen Wesensprinzip maßgeblich. Revisionistisch subtil demagogisch fortgesetzt wurde der politisch-ideologische Prozeß von Chrustschow, womit auch das Fundament für Gorbatschow für wirtschaftspolitische „Reformen“ gelegt war, der wie Gerhard Feldbauer ausführt, verräterisch dreist agiert hat. Die Friedensnobelpreisträger Gorbatschow wie Obama entsprechen konträr wie viele andere dem Namensgeber. Wobei schließlich auch der Friedensbegriff demagogisch in sein Gegenteil umschlägt.