Wer als Wiederholungsmeister in super Serie vom Platz an der Sonne derart in den Keller gestoßen wird, der muß sich fragen (lassen), ob die körperlichen und geistigen Anstrengungen, die betrieben wurden, für den Betrieb noch reichen oder ob nicht die Feststellung: sie mühten sich, aber es reichte nicht, Not nicht nur am spielenden Mann sondern auch beim Management beweist. Wer wie wir beim WELTEXPRESS von den Mühen der Ebene schreibt, der plädiert – keine Frage – für unspektakuläres, aber notwendiges Handeln, das mehr Beharrlichkeit bevorzugt denn Waghalsigkeit oder schlimmer noch: Tollkühnheit. Anders gesagt: Zeigen wir Geduld und Ironie – verstanden als eine intellektuelle Form des Humors – in der Hoffnung, wenn nicht von allen so doch von einigen verstanden zu werden.
Lee scheint verstanden zu haben und erklärt sich im Hallenheft mit den Worten „Wir haben mit einigen“ der Eisbären-Fans (Anm. d. Red.) „in der vergangenen Woche zusammengesessen und wissen, was wir an ihnen haben. Auch für sie wollen wir hart arbeiten, auf dem Eis und auch außerhalb der Eisfläche, hier in der Arena und in der Geschäftsstelle.“
Zum Spiel. Vom Start weg, den die Berliner mit Robert Zepp im Tor, den Neuen Shawn Lalonde und Alex Trivellato sowie den Meistern Barry Tallackson, Darin Olver und Florian Busch angingen, nahm das Duell zwischen den Eisbären Bärlin und den Hamburg Freezers Fahrt, für die Sébastien Caron das Tor hütete, auf. Ein offener Schlagabtausch zeichnete sich ab, da mußte Johan Ejepalm für zwei Strafminuten wegen Behinderung vom Eis. Die erste Reihe und in ihr die „Alten“ nutzen im Grunde wie gewohnt das erste Überzahlspiel. Olver von der Seite auf Busch, der hinter dem Tor stehend auf Tallackson weiterleitet, der aus drei, vier Metern den Puck ins Netz schlägt. Ja, offen war das Eis vorm Tor des öfteren und geschlagen wurde fleißig.
Im Gegenzug taucht Nicolas Krämmer, der von Julian Jacobsen bedient wird, völlig frei stehend vor Zepp auf, um zum 1:1-Ausgleich zu treffen (9.). Weitere schnelle Vorstöße der Gäste in der großen Mehrzweckhalle am Ostbahnbahnhof wie der von Morten Madsen samt Nachschüssen aus der Lamäng und nicht als Abschluß erfolgreicher Spielzüge folgen, bei denen Zepp sein Können zeigen kann. Im Zweikampf mit Ralf Rinke holt sich Jens Baxmann zwei Strafminuten wegen Haltens. Beim druckvollen Überzahlspiel reicht Thomas Oppenheimer das kleine Schwarze weiter auf Madsen, der knapp vorbeischießt (12.). „Eisbären komplett“ verkündet der Hallensprecher, um alsbald die nächste Strafzeit anzusagen. Adam Mitchell muß wegen Beinstellens in die Box. Das Kraftspiel der Berliner schließt Lalonde mit einem sehenswerten Fernschuß ab (15.). Mit seinem Überzahl-Tor gehen die Berliner erneut in Führung und in die erste Drittelpause.
Das zweite Drittel brachte Hohngesänge: „Hamburg ist viel schöner als Berlin“, singen ein paar Dutzend Hanseaten, und Strafzeiten. Als erneut Mitchell wegen Hakens und Ejdepalm wegen Behinderung für jeweils zwei Minuten auf die Strafbank müssen (33.) bietet sich für die Berliner die Gelegenheit, mit fünf gegen drei Spielern die Gunst des Augenblicks zu nutzen. Doch im zweiten Dritte können sich nur die Torsteher, vor allem Zepp, in Szene setzen. Glück für den Meister bei Schüssen von Madson (29.) und Flaake (30.), die beiden den Pfosten des Berliner Tores treffen. Zum Pech gesellt sich bei den Freezers zudem etwas, das Jan-Hendrik Schmidt für die „Hamburger Morgenpost“ vom Schauer-“ statt Power Play schreiben läst.
Das dritte Drittel zeichnet sich einmal durch zu viele Bären auf dem Eis aus (48.), zum anderen durch André Rankel, der sich in einer Szene gegen gleich vier Gegner durchsetzt, doch seine starke Leistung nicht krönen kann, und neben zahlreichen vergebenen zwei genutzte Möglichkeiten. Mads Christensen erhört in Überzahl auf 3:1 (53.). Oppenheimer stellt mit einem verunglückten Schuß, einem kaputten Schläger und einer Bogenlampe über Zepp im Pech den Endstand her (56.). Vor 12.400 Zuschauern trennen sich Berlin und Hamburg mit 3:2 und tauschen die Plätze.
Für Benoit Laporte, den Cheftrainer der Hamburg Freezers, werde „die Luft immer dünner“, merkt Schmidt an. Für Jeff Tomlinsen, neuer Cheftrainer der Eisbären, ist die Ebene hingegen in Grass`scher Manier ein „weites Feld“. Wollen sagen mit Verweis auf Lee: In Berlin wird weiter geackert, womit wirklich alles (Stichwort: Geduld und Ironie) über den Arbeitssieg gesagt sei.