Berlin, Deutschland (Weltexpress). Früher war Berlin ja bekannt dafür dass dort manche erst spät am Tage den ersten Happen zu sich nahmen. „Arm, aber sexy“ passte, als auch der Regierende der Stadt, gefühlt, nur von Party zu Party eilte. Das Image hat sich gründlich gewandelt. Schwäbisch ist nun angesagt: Noch vor ihm, dem Autor dieser Zeilen, noch vor sieben Uhr morgens schritt der Seniorchef des Unternehmens über den Hof vom Stammwerk an der Alb und sammelte liegengebliebene, weiter verwendbare Schrauben auf, und viele andere Metallteile. Erstaunt half ihm der einst als Linksaußen spielende Praktikant, und begann dabei, abzuwägen.
Nun ist er, scheinbar Lichtjahre später, als Journalist gelegentlich im Berlin Capital Club. Sogar zum frühen Frühstück sollte Presse die Teilnahme möglich sein. Wie bei Andrea Joras, Schwäbin und Geschäftsführerin von Berlin Partner. Sie sei „sehr froh, dass wir ‚arm, aber sexy’ überwunden haben“, so Joras. Als jung, innovativ und weltoffen charakterisierte sie die Stadt, und “Berlin hält was es verspricht“. Stärker auf die Kreativwirtschaft setzen, sagte sie in Hinblick auf die neue Regierung – und kritisierte, dass die FDP „ihren Wahlkampf nach London verlegt hätte“. Ihr Auftreten war frisch und geradeaus, erstaunlich offen die Rede. Daran erinnert man sich gern, und erwägt deshalb auch nicht jeden Satz. Es gilt das gesprochene Wort, es zählt der vermittelte Eindruck. Andrea Joras machte ihre Sache gut. In Stuttgart, sagte sie, hat Berlin ein schlechtes Image: Die verbrauchen unsere Steuergelder. Da gibt’s für unsere Berlinbotschafterin noch viel zu tun. Im Februar 2017 geht eine neue „Be Berlin“-Kampagne an den Start. Ob mit Erfolg wird sich bald herausstellen. Die gestrauchelte Regierung kann einen Imagegewinn jedenfalls dringend gebrauchen.