Frankfurt am Main, Deutschland (Weltexpress). Alle Jahre wieder, komme das Christuskind singen Kleine und Große in der Advents- und Weihnachtszeit. Im vom Wilhelm Hey verfasst Text heißt es weiter: „Kehrt mit seinem Segen/Ein in jedes Haus„.
Dafür, das die einen Autobauer bald beim anderen einkehren können, gab die Herren der Peugeot Société Anonyme mit Sitz in Rueil-Malmaison im Großraum Paris ihren Segen. Und das Publikum fragt sich, woher Peugeot das Geld hat.
In Zeiten, in denen die Bosse der Banken auf dem Weg in die ewige Nullzinspolitik sind und mit Christine Lagarde eine Französin das Sagen bei der Europäischen Zentralbank (EZB) hat, muss man sich nicht wundern, wenn auch die französische Bourgeoisie die Brocken von Geld, die in Massen auf der Straße leigen, aufzuheben weiß. Geld ist genug da, aber nicht für alle.
Bei der Fabbrica Italiana Automobili Torino passte es noch, solange der Italiener Mario Draghi bei der EZB das Zepter in der Hand hatte. Emmanuel Macron, seit dem 14. Mai 2017 Staatspräsident von Frankreich, weiß als ehemaliger Rothschild-Banker, wie wichtig solche Posten für Penunzen sind. Lagarde, die für ihr – freundlich formuliert – schlampiges Umgehen mit öffentlichen Geldern gerichtsbekannt ist, dafür den Herren der Banken und der Industrie, allen voran denen der Rüstungsindustrie, gerne Gutes tut, scheint derzeit genau die Richtige.
Nicht, dass sie für Deals direkt ihre Finger im Spiel haben muss, aber die Atmosphäre muss stimmen und dafür trägt sie Sorge vor allem dann, wenn die Luft dünn wird. Die Geschichte der Konjunkturzyklen lehrt, dass es alle Jahre der Fall ist, dann geht unter anderem die Fusionitis um. Die Autoindustrie ist da keine Ausnahme.
Nun dürfen und können, wollen und sollen, ja, müssen Fiat Chrysler und Peugeot fusionieren. Zwei Konzerne, die bisher rechtlich eigenständig sind, werden erst zu einer rechtlichen und dann zu einer wirtschaftlichen Einheit verschmolzen. Das klingt erst einmal nett, ist es aber bei genauerem Hinsehen mitnichten. Denn eines der Unternehmen geht auf das andere über oder tritt dem anderen bei, so wie die DDR der BRD beigetreten ist. Verspricht man blühende Landschaften und wird das Versprechen einem abgenommen, dann läuft der Laden so lange, bis – wie bei Pokern – einer sehen will.
Als das Publikum wie das Personal in Stuttgart sah, was aus der Fusion von Daimler und Chrysler wurde, war sie längst gescheitert. Rückblickend ist der Plot der Pleite nach Lehrbuch immer einer, durch den sie der rote Faden für alle erkennbar zieht, doch vorher sehen das nur Kenner und Kritiker.
Ober der Zusammenschluss von PSA und FCA klappt? Das ist fraglich!
„Reuters“ (18.12.2019) meldet unter dem Titel „Fiat Chrysler und Peugeot einigen sich auf 50-Milliarden-Dollar-Fusion“, dass „der Zusammenschluss … in den kommenden zwölf bis 15 Monaten abgeschlossen werden“ soll, was die Führungen der „beiden Unternehmen am Mittwoch“ verkündeten. „An der Spitze des neuen Konzerns soll Peugeot-Chef Carlos Tavares stehen. Die beiden Autobauer hatten bereits vor sechs Wochen angekündigt, bis zum Jahresende eine Gruppe mit 8,7 Millionen verkauften Fahrzeugen zu schmieden. Zusammen stehen Fiat Chrysler und Peugeot dann weltweit auf dem vierten Platz hinter Volkswagen, Toyota und der Allianz aus Renault und Nissan.“
Ob das Reagieren auf die zur permanenten Überproduktionskrise auch durch Regulation ausgelöste aktuelle Krise in der Autoindustrie auf dem gesamten Weltmarkt durch Fusionitis oder Gesundschrumpfen und also Schlank-und-attraktiv- werden richtig ist, darüber streiten sich die Geister. Immerhin, Gelehrte streiten sich, Lohnarbeiter werden das ausbaden müssen – auf jeden Fall. Manche Manager des Aktionärswert-Kapitalismus (auch Shareholder-Value-Kapitalismus genannt) reagieren damit, dass die Fließbänder sich langsamer und seltener drehen, manche schließen ganze Werke, die einen entlassen wenig, die anderen viel Personal. In der Absichtserklärung von PSA und FCA steht darüber nicht. Beide zusammen werden ein Dutzend Marken und unübersichtlich viele Modelle auf dem Markt und also in den Autohäuser haben. Wohin damit?
Keine Frage: die Krise wird dramatisch und manche werden über den Jordan gehen. Um allerdings über das Wasser zu wandern wie Jesus, dafür dürfte der neue Konzern zu schwergewichtig sein und am Ende wird auch den Franzosen das Hemd näher als der Rock sein. Das Fiffty-Fiffty-Gerede über zwei gleichberechtigte Partner ist nur Theaterdonner. Man darf gespannt sein, wo die ersten Werke geschlossen und also die ersten Lohnarbeiter entlassen werden. In und um Paris wird es nicht sein. Lohnarbeiter in Italien werden auf jeden Fall Verlierer sein. Personal wird reduziert werden müssen, Profitabilität wird erhöht werden müssen. So viel ist sicher.
Das Niveau wird auch sinken. Bei Opel in Rüsselsheim, die Autobauer an Main und Rhein wurden von PSA geschluckt, musste der Bereich Entwicklung von Deutschland nach Frankreich verlegt werden. Jetzt ist die Kacke am dampfen, denn die Franzosen können`s nicht, auf jeden Fall nicht so gut und geschmeidig wie die Deutschen.
Und dass sich mit der Fusion für die Franzosen der nordamerikanische Markt öffnen würde wie das Himmelstor, darüber können Große und Kleine in der Advents- und Weihnachtszeit singen, aber Autobauer? Fromme Wünsche zur Weihnachtszeit sehen anders aus und alle einfachen Leute ahnen, dass zur Not Lady Lagarde noch schneller billiges Geld für die Weihnachtsmänner dieser Welt bei der EZB drucken lassen wird müssen. Doch wie lange wird das alles noch funktionieren?