Berlin, Deutschland (Weltexpress). Dass die Punktspiele der Hauptrunde genannten Vorrunde das eine sind und das andere die Spiele in den Playoffs, den Ausscheidungsspielen ins Finale, das wurde Donnerstagnacht in der Spreehalle zwischen Ostbahnhof und Oberbaumbrücke wieder einmal deutlich. Nach vier knappen Niederlagen der Eisbären Berlin konnten diese einen Kantersieg gegen die Ice Tigers Nürnberg landen.
Um diese Erfahrung reicher sind alle Anwesenden in der mit 13.807 Zuschauern gefüllten Spreehalle zwischen Oberbaumbrücke und Ostbahnhof. Sowohl die Eisbären als auch die Ice Tigers, die mit zunehmender Spieldauer vermöbelt wurden und dem ersten Sieg der Berliner in dieser Saison offensichtlich nichts entgegenzusetzen hatten.
Das erste Drittel
offenbarte, dass Ice Tigers Krallen haben. Sie störten von Anfang an alle Anfahrbemühungen der Eisbären. Sobald die Gastgeber den Puck besaßen, griffen die Franken an und das bereits vorm Berliner Tor. Durch dieses Verteidigen im Vorfeld konnten die Hausherren weder ihr Spiel ordentlich aufbauen, noch Anlauf zum bei Gegner gefürchteten Berliner Kreisel nehmen, mit dem sie jedem Kader der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) den Kopf verdrehen.
Bezeichnend, dass mit Frank Hördler aus der Distanz ein Verteidiger zur 1:0-Führung traf (5.). Der Puck kam von Marcel Noebels.
Wenn Stürmer aus Berlin auf sich aufmerksam machten, dann nur durch starke Einzelleistungen wie die von Sean Backman in der 13. Spielminute. Doch Niklas Treutle im Tor der Nürnberger hielt dessen Schuss.
Auf der anderen Seite legte Patrick Reimer einen Puck an die Latte, nachdem er zuvor den Berliner Torhüter Petri Vehanen ausspielte (16.).
Das frühe Anlaufen der Berliner wurde nur von wenigen Angriffen der von Uwe Krupp, Clément Jodoin und Steffen Ziesche betreuten Mannschaft und von einem Eismeistereinsatz unterbrochen, dem alles Gute zum Geburtstag gewünscht wurde.
Das zweite Drittel
begann mit einer Großchance für die Nürnberger Ice Tigers, die sich John Mitchell entgehen ließ (21.). Und wieder knallt der Puck gegen den Pfosten. Pechfür Nürnberg. Danny Richmond zeigte sich wenig später verärgert darüber, dass die Schiedsrichter keine Strafzeiten pfiffen. Er sei schließlich gefoult worden. Zuvor wurde ein hoher Stock eines Franken übersehen. Doch die Schiedsrichter Daniel Pichaczek und André Schrader blieben ihrer Linie treu. Die Nürnberg allerdings auch, sie ließen wieder eine gute Gelegenheit ungenutzt (28.). Wenig später krachte die Scheibe einmal mehr an den Pfosten des Berliner Tores (30.). Genau, Gestängegeklänge zählt nicht.
Die Berliner machten es besser. Nick Peterson traf zum viel umjubelten 2:0 (30.). Allerdings ließen nicht nur die Gäste günstige Gelegenheiten vergehen. Ein Eisbär traf nicht ins leere Tor, wobei Treutle durchaus mit einem Hechtsprung das 3:0 verhinderte und also prächtig parierte (31.). Die Sturm-Reihe mit Petersen, Backman und James Sheppard setzte der Nürnberger Vereidigung und Treutle zu (33.), aber auch andere Eisbären trafen nicht ins Tor (35.).
Das rächte sich. Als der erste Eisbär auf die Strafbank geschickt wurde, schlugen die Ice Tigers in Überzahl zu. Yasin Ehliz erzielte das Anschlusstor zum 1:2 (37.).
Nach zwei Dritteln wurden für Berlin 15 gewonnene Bullys gezählt, für Nürnberg 25, doch bei den Torschüssen führte der Rekordmeister mit 30:24.
Das dritte Drittel
ging eindeutig an die Eisbären. Der Dynamo schnurrte immer schneller. Die Franken kamen kaum noch hinterher und konnten sich nur mit Fouls wehren. Erst in der 47. Minute wurde endlich ein Stockschlag von Dane Fox bestraft. Jamie MacQueen traf zum 3:1 nach Vorarbeit von Thomas Oppenheimer und Jens Baxmann (48.). Zwei Überzahlspiele, zwei Tore. Die Berliner drückten weiter und fuhren durch das Gäste-Drittel wie ein heißes Messer durch die Butter. Markus Weber wurde wegen Stockschlags bestraft (49.). Das zweite Überzahlspiel der Berlin war schön anzusehen, aber ebenso wenig erfolgreich wie das dritte Powerplay, obwohl die Berliner aus allen Rohren ballerten.
Dennoch fielen Treffer. Erst erzielte Louis-Marc Aubry ein Tor gegen Treutle (58.), dann schoss Petersen den Puck ins leere Tor (60.). Mit flotten Angriffsspiel vernaschten die Eisbären am Ende die Franken.
Den Grundstein zum Erfolg in dieser durchweg fairen Halbfinal-Begegnung legten die Berliner in den zuvor ausgeglichenen zwei Dritteln. Danach hatten die Franken Flasche leer. Statt früh zu attackieren und hoch zu verteidigen wie zuvor standen sie oft vorm eigenen Tor und sich immer mehr selbst im Weg.