Berlin, Deutschland (Weltexpress). Nach Schätzungen des staatlichen Statistikamtes Istat ist die Industrieproduktion Italiens im Dezember 2024 gegenüber den vorhergehenden 23 Monaten um 3,1 % zurückgegangen. Das sei „eine entscheidende Tatsache, die von der tiefen Krise zeugt, in der unser Land steckt“ kommentierte das kommunistische Magazin „Contropiano“ am 14. Februar auf seinem Online-Portal, was insbesondere darauf zurückzuführen sei, dass das europäische Merkantilismusmodell mit der zunehmenden Fragmentierung des Weltmarkts kollidiert. Auf Quartalsbasis wuchs laut Istat nur der Energiesektor (+0,9 %), während die Produktion von Investitionsgütern und Konsumgütern (-3,3 % für beide Sektoren) sowie die Produktion von Vorleistungsgütern (-3,6 %) zurückging.
Auch auf Quartalsebene ist der Index im letzten Quartal 2024 damit im Vergleich zum Vorjahreszeitraum insgesamt um 1,2 % gesunken. Und wenn wir das gesamte vergangene Jahr betrachten, bestätigt Istat, dass es „ in allen Quartalen zyklische Rückgänge “ gab. Doch erst im Vergleich mit dem Jahr 2023 wird das volle Ausmaß der Krise deutlich, die wir derzeit erleben. Denn, so „Contropiano“, zwischen Dezember 2024 und Dezember 2023 sank der Gesamtindex trendmäßig um 7,1 %. Auch hier konnte nur der Energiesektor ein positives Ergebnis (+5,5 %) verzeichnen, während Investitionsgüter ein Minus von 10,7 %, Vorleistungsgüter ein Minus von 9,5 % und Konsumgüter ein Minus von 7,3 % verzeichneten.
Einziger Wirtschaftszweig mit steigender Tendenz sind der Bergbau (+17,4 %) und die Versorgung mit Strom, Gas, Dampf und Luft (+5,0 %). Zu regelrechten Einbrüchen kam es hingegen im Transportmittelbau (-23,6%), in der Textil-, Bekleidungs-, Leder- und Accessoire-Industrie (-18,3%) sowie im Metallurgie- und Metallwarenbereich (-14,6%). Laut der Website von Istat weisen „innerhalb des verarbeitenden Gewerbes nur die Nahrungsmittel-, Getränke- und Tabakindustrie ein Wachstum gegenüber dem Vorjahr auf, während die deutlichsten Rückgänge in der Textil-, Bekleidungs-, Leder- und Accessoireindustrie sowie im Transportmittelbau zu verzeichnen sind“. Kurz gesagt, so das kommunistische Magazin, handelt es sich um einen Zusammenbruch, der in erster Linie einen Sektor betrifft, der ein Symbol für „ Made in Italy“, für Mode und für das uralte Rückgrat der europäischen Industrie ist, nämlich die Automobilindustrie ist. Die von Intesa Sanpaolo und Prometeia veröffentlichten Schätzungen gehen davon aus, dass die Einnahmen aus dem verarbeitenden Gewerbe im Jahr 2024 um 42 Milliarden gesunken sein werden, angefangen in den beiden genannten Sektoren.
Den Daten von Istat zufolge ist die Auslastung der italienischen Produktionskapazitäten unter 75 % gefallen. Das letzte Mal war dies im dritten Quartal 2020 der Fall, als wir uns mitten in der Pandemiekrise befanden. Ein deutliches Zeichen dafür, in welches schwarze Loch die Produktion unseres Landes geraten ist.
Als Gründe werden, gibt „Contropiano“ wieder, unter anderem eine unzureichende Binnennachfrage genannt (angesichts des „Erfolgs“ der Niedriglohnstrategie seit nunmehr 40 Jahren war allerdings auch nichts anderes zu erwarten), aber auch ein Rückgang der Importe aus Deutschland, für das wir ein wichtiger Lieferant sind. Kurz gesagt handelt es sich um eine Krise des gesamten europäischen Modells, für die entweder schnell eine Alternative vorgeschlagen werden müsse, oder die dazu führen wird, dass die italienische Industrie zugrunde gerichtet wird.