Porto, Portugal (Weltexpress). Spektakulär ist bereits der Auftakt zu dieser so besonderen Reise: Die wunderbare „Alva“ – das neueste und zweifellos eleganteste unter den 12 Fluss-Schiffen der renommierten „A-Rosa Flussschiff GmbH“ – liegt vertäut am Pier in Vila Nova de Gaia gegenüber der Altstadt von Porto, dem malerischen Ribeira-Viertel (Unesco-Weltkulturerbe bereits seit 1996). Die „Alva“ ist für 126 Passagiere gebaut, verfügt über eine elegante, komfortable Lounge, ein langes Oberdeck mit Pool, eine große Terrasse am Schiffsbug (wo als Alternative zum Mittagsbuffet im Speisesaal ein leichtes Lunch-Buffet an der Sonne zur Verfügung steht).
In der Nacht vor dem Auslaufen zur sechstägigen Flussfahrt in die zum Unesco-Weltkulturerbe gehörende, herrliche Landschaft „Alto Douro“ verwandelt sich die Terrasse am Bug des Schiffes in eine wahrhaft königliche Loge, vor der sich in ein 180-Grad-Panorama entfaltet, das seinesgleichen sucht: In der Mitte überspannt schwungvoll der mächtige, 390 Meter lange Ponte Luis I aus dem Jahr 1886 in 50 Metern Höhe den Douro-Fluss, zur Linken majestätisch über der Altstadt thront hell angestrahlt die Kathedrale, zur Rechten das beleuchtete Mosteiro da Serra do Pilar.
Im angrenzenden Park Jardim do Morro war zuvor ein großartiges Schauspiel zu erleben – der fantastische Sonnenuntergang über dem Douro, zu dem sich hier weit über Hundert junge Leute versammelt hatten, die in ehrfürchtigem Staunen dieses von einem virtuosen Gitarristen begleitete Spektakel mitverfolgten. Unmittelbar vor der „Alva“ liegen die alten, typischen Holzboote vertäut, jede mit sechs bis acht Holzfässern beladen – heute Attrappen, doch vor nicht allzulanger Zeit die Transportschiffe für den Portwein, der ausschließlich im Douro-Tal angebaut wird und in den unmittelbar neben den Schiffs-Anlegestellen niedergelassenen, namhaften Firmen der großen Weingüter in Flaschen abgefüllt wird. Hier gibt es auch ein Flusstaxi (3 Euro), das einen rasch ans andere Ufer bringt, zum Ribeira-Viertel. Hier befindet sich – ein sicherer Geheimtipp – der beste Fado-Keller Portos, Rua do Infante D‘Henrique. Beginn jeweils 19h (Dauer eine Stunde), rechtzeitig kommen, da dieser Keller sehr eng ist – doch für Liebhaber dieses Nationalgesangs Portugals absolut lohnend. Daneben liebt ein wunderschönes, über 100 Jahre altes, sehr elegantes Restaurant („Commercial“), wo zum Essen ebenfalls Fado dargeboten wird – aber weit weniger gut als im Fado-Keller nebenan. Man sollte sich auch einen (geführten) Besuch in der prunkvollen Börse – gleich gegenüber – nicht entgehen lassen, auch eine Fahrt in den alten, romantischen Trams und mit der hochmodernen Standseilbahn hinunter zum Douro gehören zu den Attraktionen, die man nicht versäumen sollte. Ja, und, natürlich: Die weltberühmte Harry-Potter-Buchhandlung Livraria Lello und das prachtvolle Kaffeehaus Majestic – von den langen Schlangen vor beiden Institutionen sollte man sich nicht abschrecken lassen. Und, ein weiterer Geheimtipp für Porto: Das Museo Romantico in einem schönen Park mit integriertem Nobel-Restaurant, von der Terrasse einer der schönsten Ausblicke über den Douro – und, als Kontrast, die hochinteressante moderne Architektur der Casa de Musica.
Und, vielleicht die Hauptsehenswürdigkeit der Stadt, die man sich keinesfalls entgehen lassen sollte ist ein eher unerwartetes Highlight: Der prachtvolle Bahnhof Sao Bento aus dem Jahr 1916. Lange verharrt der Besucher vor den zahlreichen, riesigen „Azulejos“, den blauweissen Kacheln, für die Portugal berühmt ist. Die Abbildungen zeigen historische Szenen und die charakteristischen Douro-Landschaften, welche uns bald auf unserer Flussfahrt erwarten. Meist bleibt vor der Abfahrt genügend Zeit, von diesem Bahnhof aus einen Ausflug (Fahrzeit rund eine Stunde, Preis vernachlässigbar) ins wunderschöne Städtchen Guimaraes zu unternehmen – oft als die „Wiege der portugiesischen Nation“ bezeichnet, 2012 immerhin Kulturhauptstadt Europas und seither auch Teil des Unesco-Weltkulturerbes. Guimaraes wird übrigens am letzten Tag der A-Rosa-Kreuzfahrt den „Alva“-Passagieren auch als organisierte Bustour angeboten.
Nachdem wir diese herrliche Stadt mit ihrem mitunter erschöpfenden Auf und Ab der Straßen und Gässchen ausgiebig genossen haben, ist die entspannende Flussfahrt auf der „Alva“ ein umso größeres Vergnügen. Unsere Kabine ist luxuriös und mit den neuesten technischen Errungenschaften ausgestattet – so lässt sich das Fenster zur Hälfte elektrisch öffnen, sodass die Kabine sich eine Terrassen-Kabine verwandelt, vor der die unvergleichliche Douro-Landschaft vorbeizieht. Das Essen an Bord war fantastisch – vielleicht, weil wir das Glück hatten, dass der Küchenchef der gesamten A-Rosa-Flotte an Bord war. Schon das Frühstücksbuffet ist überaus gepflegt: vom Spezial-Müsli bis zu den à la minute zubereiteten Eiergerichten. Die Speisen an Bord wechseln zwischen originellen, schmackhaften Buffets mit warmen und kalten Speisen – und am Tisch servierten mehrgängigen Menüs.
Ein Bericht über die luxuriöse „Alva“ wäre nicht vollständig, ohne die Herzlichkeit, den Charme und die Effizienz des gesamten Personals an Bord zu erwähnen. Auch Cruise Director und Reiseleiter sowie Reiseleiterinnen boten auf den sehr empfehlenswerten Landausflügen perfekte Erläuterungen und Einführungen. Ein ausgezeichneter Pianist sorgte zu den (kostenlosen!) Cocktails – ganz besonders wäre der den „Alva“-Hauscocktail zu empfehlen – für stimmungsvolle Begleitung. Der kleine Pool auf Deck ist für Erwachsene vielleicht doch etwas zu seicht zum schwimmen – aber eine kleine Abkühlung ist in diesem Sommer ganz besonders im heißen Douro-Tal durchaus willkommen.
Erste Anlegestelle ist, just bei Sonnenuntergang über dem Fluss, der idyllische Ort Porto Antigo – idealer Moment, um auf Deck einen der vielen angebotenen Drinks zu genießen. Am nächsten Tag erreichen wir Regua, den Hauptort der Porto-Region. Das Städtchen – bereits sind wir rund 100 Kilometer von der Douro-Mündung in Porto entfernt – ist das Zentrum der Portweinproduktion des Alto Douro, der ersten (seit 1756!) geschützten Weinbauregion der Welt. Unmittelbar gegenüber der Anlegestelle befindet sich das ansprechend gestaltete Museum, das sehr anschaulich die Geschichte und Techniken des Portwein-Anbaus zeigt.
Von Pinhao aus, ein hübscher Ferienort an einer Douro-Flussbiegung und der nächsten Anlegestelle wird ein empfehlenswerter Busausflug ins Städtchen Lamego angeboten. Zu besichtigen ist hier die berühmte Wallfahrtskapelle in typisch portugiesischem Rokokostil aus dem Jahr 1761, mit einer Freitreppe, die 613 Stufen zählt und dem Besucher einiges an Kondition abverlangt. Zur Kompensation gibt es im Zentrum die gotische Kathedrale mit dem hübschen Kreuzgang und das bischöfliche Museum.
Am Abend wird für alle Gäste der Besuch in einem Weingut, der Quinta des Dorfes Favaios angeboten. Diese befindet sich seit Jahrhunderten in Familienbesitz und der Wein – hier, auf einer Höhe von 500 Metern und auf Schieferböden, wird nicht Portwein sondern ein köstlicher Muskateller angeboten. Der sympathische Besitzer, der genauso gut eine erfolgreiche Laufbahn als Komiker hätte ergreifen können, erklärt uns vor mächtigen Fässern die Weinproduktion, die immer noch damit beginnt, dass kräftige Männer die Trauben mit nackten Füssen auspressen – oder zumindest künstliche Silikon-Füsse, welche dieselbe Arbeit (vermutlich hygienischer) verrichten. Dabei, so erklärt uns der Besitzer komme es nicht nur auf den Druck, sondern auf die Körpertemperatur ein, die genau richtig sei, um die Gärung einzuleiten. Sobald der Traubensaft die richtige Alkoholstufe (13 Prozent) erreicht habe, werde die Gärung gestoppt – durch Zutun von Grappa. Hätten wir allerdings nie geahnt.
Dann die nächtliche Rückreise zum Schiff – in stockdunkler Nacht, über halsbrecherische Kurven: Hier wäre sowohl die Kunst der Buschauffeure als auch der Komfort der brandneuen, luxuriösen Busse zu loben, die dem Schiff folgen und mit denen alle Ausflüge erfolgen – auch, zwei Tage später, der grosse Ausflug in die spanische Universitätsstadt Salamanca.
Von der nächsten Anlegestelle – dem hübschen Städtchen Barca d’Alva – wird ein Ausflug zum mittelalterlichen Figueira Castelo Rodrigo angeboten. Das bemerkenswerte, unter Denkmalschutz stehende Städtchen liegt malerisch auf einem Hügel und wird von einer Burgruine gekrönt. Zufällig findet hier gerade ein mittelalterlicher Markt statt, mit Musikanten und Tänzern: äusserst stimmungsvoll… Als besondere Attraktion findet sich hier auch die Ruine einer Synagoge aus der Zeit, als die Juden im Zuge der Reconquista aus dem nahen Spanien vertrieben wurden und in Portugal – vorerst erfolgreich – Zuflucht fanden.
Zurück in Pinhao geht es gleich weiter mit einem auf jeden Fall empfehlenswerten Ausflug in den barocken Mateuspalast (1745), dessen wunderschöne Fassade weltbekannt geworden ist durch die Abbildung auf der Etikette des preisgünstigen, eher lieblich schmeckenden Mateus Rosé. Geführt werden wir von einer aufgeweckten, humorvollen jungen Dame, die uns durch das an barocken Bildern, Möbeln und Ornamenten reiche Schloss führt. Ein Teil des Palastes wird noch von der aristokratischen Eigentümer-Familie bewohnt, was der Schlossanlage zusätzlich Leben verleiht. Fantastisch die verwunschenen Barock-Gärten, vor allem das große Rosarium hinter dem Palast.
Die angebotenen Ausflüge waren sämtlich sehr empfehlenswert, erstklassig geführt und hervorragend organisiert – dies sage ich, obwohl ich durchaus kein Freund von Gruppen- und Busreisen bin. Doch diese Ausflüge bieten eine optimale Ausnutzung der Zeit.
Aber die Hauptsache war schließlich die Flußreise groselbst – und die war fantastisch. Die großartige, abwechslungsreiche Douro-Landschaft zog am Schiff vorbei: skurrile Felsformationen, enge Schluchten im wechsel mit weiten, grünen Tälern und grünen Hängen, von zahllosen Weinreben bewachsen. Dazwischen, leuchtend weiß, die Quintas, die Weingüter mit ihren historischen Häusern und den riesigen Plakaten auf denen die Namen der berühmten Portwein-Hersteller prangten. Bevor der Traubensaft in zur Gärung in Eichenfässer abgefüllt wird, ruht er in (im Innern natürlich sauber gekachelten), meist weißen Betontanks. Diese haben hier im Volksmund den Namen „Ginas“ erhalten. Nach der seinerzeit, in den 50er Jahren als Sex-Idol weltberühmten Gina Lollobrigida. Dreimal raten, weshalb.